Israel bombardiert syrische Hauptstadt

In der vergangenen Nacht kam es zu einem Ereignis, welches inzwischen Tradition für weite Teile Syriens darstellt: Zum wiederholten Male griffen israelische Kampfjets Armeestellungen auf syrischem Territorium an und töteten dabei drei Soldaten. In einem seltenen Falle bekannte sich das israelische Verteidigungsministerium öffentlich zu dieser Aktion und nannte die Legitimation, dass es sich um einen Vergeltungsangriff auf eine angeblich von iranischen Streitkräften an der syrisch-israelischen Grenze platzierten Sprengstofffalle handelt, welche jedoch weder detonierte noch ihre Existenz bekannt ist. Mit derartigen Begründungen versucht Israel seit Jahren, den Einfluss des Irans und der Hisbollah im Nachbarland zu verringern.

Die Luftangriffe fanden in der Umgebung der syrischen Hauptstadt Damaskus statt, wo auch tatsächlich mehrere schiitische Milizen mit iranischer Unterstützung präsent sind und die Sayyidah-Zainab-Moschee beschützen, zumindest offiziell. Bei den israelischen Bombardements starben drei Soldaten der syrischen Armee, die zu den Luftabwehreinheiten gehörten. Diese sollen syrischen Staatsmedien zufolge mehrere Projektile über Damaskus erfolgreich abgewehrt haben, jedoch gibt es derartige Behauptungen bei jedem israelischen Angriff, unabhängig von den expliziten Umständen. Laut Israel wurden dabei aber Ziele angegriffen, die zu den iranischen Quds-Streitkräften gehören, welche die Spezialeinheit für internationale Operationen darstellen.

Das offizielle Statement zur Situation und und eine diesbezügliche Begründung für den Angriff sind äußerst ungewöhnlich und wirft Fragen auf. Insbesondere aber auch die Legitimation, iranische Truppen hätten an der israelischen Grenze eine improvisierte Sprengstoffvorrichtung (IED) positioniert, ist bis dato einzigartig. Dementsprechend viel Skepsis wird von den Syrern demgegenüber gebracht, welche die israelischen Angriffe eher als Versuch sehen, Syrien klein zu halten und die eigene Luftabwehr sukzessive zu zerstören. In der Vergangenheit starben durch Israel bereits mehrere Zivilisten.

Es handelt sich mindestens um den elften israelischen Angriff auf Syrien in diesem Jahr. Die Angriffe erfolgten in der Vergangenheit stets vom libanesischen Luftraum oder von den israelisch besetzten Golanhöhen aus, wodurch die syrische Luftabwehr erst verspätet aktiviert wird. Seit einem Jahr jedoch benutzt Israel immer mehr den jordanischen Luftraum, um von dort aus sicher den Osten Syriens attackieren zu können, wo inzwischen das Gros der schiitisch-irakischen Milizen mit iranischer Unterstützung zu finden ist.

Eigentlich einigten sich Russland und Syrien auf die Lieferung moderner S-300-Luftabwehrsysteme, nachdem ein russisches Aufklärungsflugzeug über Latakia abgeschossen wurde. Derzeit ist aber noch unklar, ob die S-300 mitsamt weiterer Radarsysteme und anderer Logistik überhaupt einsatzfähig ist, zumindest wird das zukünftige syrische Personal noch von Russland vor Ort ausgebildet. Die S-300-Abwehrbatterie soll in der Nähe von Masayaf in Nord-Hama stationiert sein, bisher kam sie noch nicht ein einziges Mal zum Einsatz und befindet sich höchstwahrscheinlich unter russischer Kontrolle.

2 Kommentare zu „Israel bombardiert syrische Hauptstadt“

  1. Unter russischer Kontrolle wäre das S300-System wahrscheinlich sofort einsatzbereit.
    Vielleicht testen die Israelis bloß die Hemmschwelle zu ihrem Einsatz aus. Erst recht über nichtsyrischem Territorium. Die ganze Aktion war scheinbar auch kein allzu schwerer Angriff.

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    1. Korrekt, aber gerade Russland würde nicht aktiv und vor allem militärisch gegen Israel vorgehen, dafür sind die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu gut. Die S-300 hat wohl eher eine abschreckende Wirkung und ist meiner Meinung nach eher gegen die Türkei gerichtet.

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