Die jemenitischen Houthi-Rebellen verkündeten am Samstag ihren bisher größten Drohnenangriff auf Saudi-Arabien, zum ersten Mal wurde das Shaybah-Ölfeld im Osten des Landes attackiert, es befindet sich etwa 1700 Kilometer vom Jemen entfernt. Zwar wurden bereits in der Vergangenheit die Infrastruktur der Erdölfördergesellschaft Aramco mithilfe von Kamikazedrohnen und Raketen zumindest mehrmals beschädigt, stellten aber nur vereinzelte Versuche der Sabotage dar. Dieser neue systematische Angriff mithilfe von zehn Drohnen ist auch ein Zeichen gegen die nahe gelegenen Vereinigten Arabischen Emirate, welches zusammen mit Saudi-Arabien der stärkste Partner der jemenitischen Regierung im Kampf gegen die Houthis ist. Während saudi-arabische Medien und Aramco von keinen nennenswerten Vorfällen berichten, zeigen Satellitenbilder mehrere Brände und beschädigte Infrastruktur.
Im nördlichen Teil der Raffinerien sind klare Schäden ersichtlich, zudem wurde scheinbar eine Pipeline weiter nordwestlich der Anlagen zerstört. Aramco sprach nur von einem kleinen Feuer, welches aber die Ölproduktion nicht unterbrach, es insofern keine Zwischenfälle gab. Es ist nicht gänzlich geklärt, welche Drohnen zum Einsatz kamen, wie in der Vergangenheit waren es aber wahrscheinlich Qasef-2K-Drohnen. Diese wurden bereits mehrfach im Jemen und Saudi-Arabien eingesetzt, sie explodiert in einer Höhe von etwa zehn Metern, die dadurch entstehenden Schrapnelle töten in einem bestimmten Umkreis. Viel des Know-Hows und Technologie stammt aus dem Iran, welche durch die Erbeutung amerikanischer Drohnen ebenfalls eine führende Rolle in der Entwicklung von Angriffsdrohnen besitzt.
Das Shaybah-Ölfeld befindet sich nur wenige Kilometer von den Vereinigten Arabischen Emiraten entfernt und beweist erneut, dass der Golfstaat sich ebenfalls in der Reichweite der Houthis befindet. Die sukzessive Steigerung der militärischen Kapazitäten, wie die Präsentation von neuen Drohnen und Raketen vor einem Monat zeigte, könnte langfristig die Partner der Arabischen Koalition zum Rückzug aus dem Jemen bewegen, die VAE kündigten bereits an ihre Truppen vollständig abzuziehen, aber weiterhin die jeweiligen Stellvertreter ausrüsten und zu unterstützen. Entlang des Grenzgebietes zu Saudi-Arabien führen Guerillataktiken der Houthis zu enormen Verlusten auf Seiten der arabischen Allianz.
Raketen- und Drohnenangriffe der Houthis auf die Infrastruktur Saudi-Arabiens sind nichts ungewöhnliches. Bereits in der Vergangenheit setzten die Houthis immer wieder Kampfdrohnen gegen feindliche Ziele ein, darunter befanden sich auch eine Aramco-Erdölraffinerie in der saudi-arabischen Provinz Jizan oder bei Riad. Die meisten Angriffe beschränken sich aber auf die Grenzregion, Bombardierungen von einer Entfernung sind bisher sehr selten gewesen, dort wurden bevorzugt Raketen genutzt. Auch wurde der Internationale Khalid-Flughafen der Vereinigten Arabischen Emirate im vergangenen Jahr mithilfe einer Drohne attackiert, ein Jahr später wurden Kameraaufnahmen veröffentlicht, welche die Zerstörung mehrerer LKWs auf dem Flughafengelände zeigt. Die „Drohnenflotte“ der jemenitischen Aufständische entwickelt sich zunehmend zur gefährlichsten Waffe im Kampf gegen die Mitglieder der Arabischen Koalition im jemenitischen Konflikt.