
Im Nordwesten Syriens kam es zwischen zwei verschiedenen „Rebellengruppen“ zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit tödlichem Ausgang. Austragungsort der Gefechte war die unter dem Einfluss- und Kontrollgebiet befindliche Stadt al-Bab, die im Zuge der Operation „Euphrates Shield“ vom Islamischen Staat erobert werden konnte. Die Gefechte sollen zwischen der islamistischen Gruppierung „Ahrar al-Sharqiya“ und weiteren Aufständischen, darunter Kämpfer der Hamza-Division, stattfinden, jedoch gibt es keine genauen Angaben.
Es gibt keinen direkten Auslöser für die erneute Eskalation der Gewalt, jedoch mutmaßt man zwei Optionen: Vor wenigen Tagen stürmten (inzwischen gefangen genommene) einige Mitglieder der Hamza-Division in Krankenhaus in der Stadt und nahmen Patienten anderer Oppositionsgruppierungen fest, was zu Spannungen führte. Diese Spannungen mündeten zudem in Protesten und dem Aufruf eines Generalstreiks von der Bevölkerung, welche einige Aufständischen versuchten mit Gewalt aufzulösen. Daraufhin eskalierten die Konflikte, inzwischen gibt es Berichte von einem getöteten Ahrar al-Sharqiyah-Kommandanten und zwei toten Zivilisten.
Bereits bei der ersten türkischen Operation „Euphrates Shield“ kam es zu ähnlichen Gefechten, beispielsweise erlaubten Kämpfer der „Sultan-Murad-Division“ nicht den Eintritt amerikanischer Truppen in die Stadt Jarablus, woraufhin Truppen der Hamza-Division das Feuer auf sie eröffneten. Ohnehin gilt das von der Türkei verwaltete Gebiete um Jarablus und al-Bab als ein Hort der Korruption und Plänkeleien zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Ahrar al-Sharqiyah gehört zu den dschihadistischen Organisationen innerhalb des türkischen Machtgebietes und sind auch innerhalb Afrins durch die Zerstörung eines Spirituosengeschäfts oder dem Singen von islamistischen Liedern ins Rampenlicht getreten.
Erst Ende März bekämpften sich Ahrar al-Sharqiyah und die Hamza-Division in der neulich eroberten Region Afrin untereinander, nachdem es zu Streitigkeiten über die Aufteilung von gestohlenen Waren kam. Erst durch eine Intervention der Türkei konnte schlimmeres verhindert werden. Damit tritt wieder ein innerhalb der Opposition bekanntes Szenario ein, dass es ohne (und selbst mit) äußerem Feind zu Konflikten um bestehenden Einfluss, Macht und Ressourcen kommt. Ein Indikator dafür, wie ein Syrien nach einem Sieg der Aufständischen aussehen würde.