Nachdem die mit der Regierung verbündeten syrischen Streitkräfte eine Offensive auf die von verschiedenen Oppositionsgruppierungen gehaltene Enklave in Ost-Qalamoun gestern gestartet hatte gibt es bereits nach 24 Stunden eine Kapitulationsbereitschaft seitens der Rebellen. Der militärische Erfolg bestand aus der Eroberung der strategisch wichtigen Hügel östlich der Stadt Ruhaybah, namentlich die Hügel Tall Kharnubah und Tall Musaybah. Damit ist der Ort vollständig belagert und vom restlichen Gebiet abgeschnitten. Scheinbar war diese Schaustellung der militärischen Überlegenheit der syrischen Armee bereits genug, um die ansonsten recht friedlichen und quantitativ wenigen Aufständischen zur Aufgabe zu bewegen. Damit fällt eine weitere Enklave in die Hände der syrischen Regierung.
Das an der syrischen Wüste gelegene Grenzgebiet wird von mehreren Oppositionsgruppen gehalten und besteht hauptsächlich aus den Städten Ruhaybah, Jalroud, Nasiriyah und größeren Wüstengebieten, die vor allem von hohen Gebirgen geprägt sind. Die Offensive begann mit einem Vorstoß auf die Verteidigungspositionen der FSA-Miliz „Jaish Tahrir al-Sham“ (nicht zu verwechseln mit der islamistischen Organisation Hayyat Tahrir al-Sham), die auch die stärksten Streitkräfte vor Ort aufstellen kann. Zudem existieren hauptsächlich noch die von der USA unterstützten „Ahmed al-Abdo Forces“ und die Islamisten von „Jaish al-Islam“ vor Ort.
Diese Offensive entstand nach einem scheinbaren Zusammenbruch der langjährigen Waffenruhe und langwieriger Verhandlungen zwischen Aufständischen und syrischer Regierung den Konflikt friedlich zu lösen, wo die Regierung die Kontrolle übernehmen würde und verfeinde Kämpfer entweder eine Generalamnestie akzeptieren oder in andere Gebiete Syriens evakuiert werden, vor allem in die von den Islamisten gehaltene Provinz Idlib oder Nord-Aleppo, welches unter der Kontrolle der Türkei steht. Insgesamt wurden etwa 5.000 Menschen, davon 1.500 Kämpfer, transportiert. Nun dauern auch im restlichen Qalamoun die Verhandlungen zur Kapitulation an, wahrscheinlich wird eine ähnliche Vereinbarung wie bei al-Dumayr entstehen, die erneut Tausende Menschen nach Jarablus bringen werden.
Dem Angriff vorausgegangen war ein separater Deal zwischen Regierung und Jaish al-Islam in der nahe gelegenen Stadt al-Dumayr, die die oben beschriebene Möglichkeit akzeptierten und derzeit evakuiert werden. Kurz zuvor wurde der Verhandlungsführer von unbekannten Personen ermordet. Eigentlich herrscht dort seit Jahren Frieden, jedoch starteten einzelne Kampfverbände in den letzten Wochen mehrere Überfälle auf Verteidigungspositionen der syrischen Armee beim Berg Muhassa, wobei mindestens ein T-72-Panzer zerstört wurden. Außerdem wurde angeblich ein syrischer Kampfjet abgeschossen.