
Die Syrisch-Arabische Armee (SAA) und verbündete Milizen starteten überraschenderweise eine neue Operation in der nordwestlichen Provinz Idlib, die zuvor fast vollständig von der Opposition gehalten wurde. Am dritten Tag in Folge konnten erneut etliche Dörfer östlich der kürzlich gewonnen Stadt Abu Duhur erobert werden. Die Verteidigungslinien der von Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Jabhat Fateh al-Sham und al-Nusra) dominierten Opposition scheinen völlig zusammenzubrechen.
Jarzaya, Tell al-Turkan, al-Matakh, Tal Mamou, Ruwaydah und Zammar wurden allesamt am Samstag von der syrischen Armee erobert. Diese Orte liegen in der Provinz Aleppo und befinden sich etwa zehn Kilometer von der Stadt Saraqib entfernt, mit 30.000 Einwohnern die nächstgrößere Stadt in der Region und unter der Kontrolle der Opposition. Nach der Eroberung von Saraqib wird es wohl das Ziel sein, die Belagerung der schiitischen Städte Fuah und Kafraya weiter nordöstlich aufzuheben. Seit drei Jahren werden dort etwa 30.000 Menschen eingeschlossen und haben kaum Zugang zu Hilfslieferungen.
Derweil schickten islamistische Streitkräfte neue Truppen an die Frontlinien bei Saraqib, nachdem sie zuvor scheinbar sporadisch nur besetzt waren. Ahrar al-Sham und Tahrir al-Sham kündigten dabei ihre größte Unterstützung an und schickten mehrere Pick-Ups und Panzer. Angeblich wurde ein Militärkonvoi in der Nacht durch die syrischen Luftstreitkräfte zerstört, nachdem der syrische Geheimdienst Informationen über deren Aufenthalt gewonnen hat. Bereits in der Vergangenheit wurden über soziale Netzwerke Videos veröffentlicht, wo Spione und Sympathisanten der syrischen Regierung bzw. Armee scheinbar fest in die militärischen und zivilen Strukturen in der Opposition involviert sind, darunter auch in Saraqib.
https://twitter.com/op_shield/status/959799216582381568
Außerdem wurde ein russischer Kampfjet des Typs SU-25 über dem Dorf Maasaran südlich von Saraqib abgeschossen. Die Gruppierung Jaish al-Nasr hat daraufhin den russischen Piloten gefunden und exekutiert, nachdem er sich mit einem Fallschirm retten konnte. Bereits gestern wurde beinahe ein syrischer Kampfjet bei Saraqib abgeschossen, konnte aber noch knapp ausweichen.
Seit Anbeginn der Operation gab es intensive Luftschläge der russischen und syrischen Luftstreitkräfte, angeblich wurden innerhalb von nur 48 Stunden über 200 Luftangriffe verübt. Aufgrund dessen sind Piloten äußerst verhasst und werden quasi immer nach ihrer Gefangennahme getötet. Die bereits erwähnte Gruppierung Jaish al-Nasr wurde jahrelang von der USA aktiv mit Waffen (u.a. Panzerabwehrwaffen) unterstützt.

Zudem konnte die Armee, angeführt von den Republikanischen Garden, Fortschritte im Kampf gegen den Islamischen Staat in Nord-Hama verzeichnen. Die Siedlungen Talhan und Abu al-Kusur wurden in Folge des Angriffes erobert. Die Kämpfe zwischen der Armee und dem IS gehen nur relativ langsam vonstatten, was wohl vor allem auf die niedrige Prioritätensetzung zurückzuführen ist. Das Territorium des Islamischen Staates ist vollständig von der Armee umgeben und beträgt eine Größe von etwa 6000km².
Ursprünglich stammt der Islamische Staat aus Ost-Hama, wo die syrische Armee ihn bedrohte. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion aber überquerte er (auch mit der Unterstützung der oppositionellen Gruppierung Tahrir al-Sham, die mehrere Checkpoints entlang der Straße überfielen und verbal dazu aufrief, die Tausenden an eingeschlossenen „Zivilisten“ zu retten) die Khanaser-Straße zwischen Hama und Aleppo und erreichte sicher Oppositionsterritorium.
Doch nach wenigen Tagen hinterging der IS die Verhandlungen mit Tahrir al-Sham und schnappte sich gewaltsam mehrere Dörfer. Nach ewigen Kämpfen die zugunsten der Opposition ausfielen war das Kontrollgebiet nur noch auf zwei Dörfer begrenzt. Nachdem die Armee eine neue Offensive in Idlib startete konnte der IS von der Situation profitieren und viele Siedlungen erobern.