Über 200 Tote bei Angriffen und Attentate des IS auf drusische Provinz

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In der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Suweida kam es in der vergangenen Nacht zu mehreren Selbstmordattentaten und Straßengefechten zwischen Anhängern des Islamischen Staates und der Sicherheitsapparates der syrischen Regierung. Der Angriff begann mit einem Selbstmordangriff auf den beliebten Wochenmarkt im Viertel al-Souq. Kurz zuvor konnten nach eigenen Angaben zwei Angreifer getötet werden. Später folgten kurze Straßenkämpfe, in dessen Folge alle IS-Kämpfer getötet wurden. Außerdem wurde wenige Stunden später ein weiterer Selbstmordattentäter in einem Krankenhaus festgenommen. Zusammen mit den kurzweiligen Gefechten im Ostteil der Provinz starben über 150 Personen. Mindestens drei festgenommene IS-Kämpfer wurden von einem wütenden Mob öffentlich erhängt.

Parallel dazu griffen IS-Kämpfer das drusische Dorf al-Matouneh und andere Ortschaften weiter östlich an und konnten es erfolgreich erobern. Derzeit finden brutale Gefechte mit der Unterstützung der syrischen Luftstreitkräfte in der Umgebung statt. Wahrscheinlich infiltrierten die IS-Kämpfer die Provinz von Osten durch die syrische Wüste, welche wegen ihres Terrains und Größe nicht vollständig bewacht werden kann.

Angriffe und Attentate von islamistischen und anderen verfeindeten Fraktionen der Regierung sind aufgrund des effektiven Geheimdienstes und Sicherheitsapparates ein seltenes Ereignis, generell sind aber die Küstenstädte Latakia und Tartus oder die Hauptstadt Damaskus Ziel derartiger Anschläge, nicht die von Drusen bevölkerte und dominierte Provinz Suweida im Süden des Landes.

Armee beginnt neue Wüstenoffensive gegen den Islamischen Staat

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In den Wüstengebieten im Osten der südsyrischen Provinz Suweida startete die Syrisch-Arabische Armee eine neue Säuberungsoperation gegen den Islamischen Staat, der in Folge der Evakuierung aus der syrischen Hauptstadt Damaskus dorthin gebracht wurde. Vor Ort startete der IS ständige Überfälle auf umliegende Gebiete, vor allem auf die drusischen Dörfer in Suweida. Trotz erster Verluste gibt es auch erste Erfolge zu verzeichnen und wichtigen Boden gewinnen.

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Armeevorstoß im Osten Suweidas

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Vorstoß im Osten Suweidas

Die Syrisch-Arabischen Armee (SAA) und verbündeten Milizen wie Nusur al-Zawba’a eroberten am Montag im Osten der Provinz Suweida mehrere Hügel und Dörfer, wie das syrische Verteidigungsministerium bestätigt. Auf einer Fläche von mehr als 500km² eroberte man Dier Nasrani, Rajm Bakar, Tell Salman, Tell Fadyeen, Tal Asfar, Ashihab, al-Maftara, Shinwan, al-Sakiya, al-Qasr, Tal Banat, al-Baiir, Khirbet Saada, Tall Zuglaylah, Khirbet Ambashi, Karaa und Jabal Seis.

Das Gebiet wird von Hügelketten und flacher Wüste dominiert, weshalb die Eroberung der jeweiligen Hügel über mehrere Kilometer hinweg die Kontrolle über das Territorium sichert. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Stunden und Tage weite Teile der Wüste erobert werden, da man heute auf wenig Widerstand gestoßen ist. Zuvor wurde das Gebiet von FSA-Milizen gehalten, die aktiv von der USA unterstützt werden und ihr Hauptquartier bei dem amerikanischen Militärstützpunkt in al-Tanf haben.

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Eroberungen im Süden von Rif Dimashq (nordöstlich des oberen Bildes)

Es gibt diverse Theorien für den fehlenden Widerstand der Milizen. Derzeit gibt es viele Gerüchte darüber, dass Teile der jeweiligen Gruppierungen (z.B. Ahmed Abdo-Streitkräfte, Reiter des Ostens) von der USA in den Osten Syriens nahe al-Shahadi verlegt werden, wo man scheinbar eine neue Militärbasis einrichtet. Aufgrund dessen nimmt man an, dass dieser Prozess sich bald über die ganze Region erstrecken wird. Am Ende werden sicherlich noch einige Rumpfmannschaften und amerikanische Spezialeinheiten al-Tanf bewachen, da man eine Landverbindung zwischen Syrien und Irak (bzw. derer Regierungen) verhindern will.

Manche verstehen diesen Angriff als Bruch der dritten amerikanisch-russischen Waffenruhe, die sich über Südsyrien seit Sonntag erstreckt. Dabei ist ungeklärt, ob die gesamte Provinz Suweida an der Waffenruhe beteiligt ist. Bisher gab es keine Proteste seitens der USA.

Wettrennen in der syrischen Wüste

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Sämtliche Einheiten des Islamischen Staates zogen sich scheinbar am Montag aus den südlichen Gebieten der Syrischen Wüste zurück, nachdem die dort vertretenen Oppositionskräfte einige Erfolge verbuchten bei dem Versuch, den irakischen Grenzposten al-Tanaf mit dem teilweise belagerten Dumayr bei Damaskus zu vereinen. Da bis auf Wüste und wenige Häuser nicht viel in der Grenzregion zur drusischen Kernprovinz Suweida existiert, schenkte man ihr militärisch zuvor wenig Beachtung.

Bei den oppositionellen Gruppierungen handelt es sich u.a. um die islamistische Jaish al-Islam, Usud Al-Sharqiyah und verhältnismäßig „moderaten“ Faylaq al-Rahman und Ahmed Abdo Forces (FSA). Ehemals gehörte auch die Neue Syrische Armee dazu, einem Prestigeprojekt der amerikanischen und britischen Militärunterstützung, sie wurde aber nach militärischen Verlusten fallen gelassen. die Anführer sollen angeblich wieder zum Tabakschmuggel zurückgekehrt sein.

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Nachdem die oppositionellen Kräfte einige Verluste dem Islamischen Staat zufügen konnte und z.B. einige amerikanische Humvees eroberte konnten sie ihr Territorium in der Region al-Aythah wesentlich erweitern und fast verbinden. Da die Syrisch-Arabische Armee (SAA) und verschiedene drusische Milizen in der Nachbarsprovinz Suweida aber nicht tatenlos zusehen, startete man heute ebenfalls eine Überraschungsoffensive und konnte 300km² erobern, darunter kleine Ortschaften wie z.B. al-Qasr, Rajm al-Dawlah, Tell Asfar, Asheihib.

Das Verhältnis zwischen Opposition und syrischer Regierung ist in der Region ungewöhnlich positiv geprägt. Es kommt nicht nur zu keinen gegenseitigen Kämpfen, in der Vergangenheit kämpfte SAA und FSA in Dumayr Seite an Seite gegen den Islamischen Staat, der in der Vergangenheit beide Positionen unter Druck setzte. Besonders wichtig ist dort auch die al-Seen-Luftbasis, die einst eine direkte Frontlinie darstellte und zur Koordination der Luftunterstützung unabdingbar ist.

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