Syrische Armee erobert 1070 Housing Project | Belagerung Ostaleppos vertieft

Die Syrische Armee konnte in den letzten Stunden territorial kleines, aber strategisch umso wichtigeres Gebiet erobern: Das 1070 Housing Project. Dabei handelt es sich um ein Komplex von nicht fertiggestellten Apartments an der südwestlichen Ecke der Stadt Aleppo.

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Momentane Situation

Der Kampf wurde nicht innerhalb des Projektes gewonnen, sondern weiter südlich: Die offensive Eliteeinheit der „Tiger Forces“ unter der Führung von Suleil al-Hassan konnte in den letzten 48 Stunden die Hügel al-Rakhm und Mutah erobern. Die reguläre Syrisch-Arabische Armee und Hisbollah sollen ebenfalls involviert gewesen sein. Die Hügel gaben nicht nur eine erhöhte Position gegenüber den Apartments, sondern die Opposition stand demnach auch vor einer Trennung ihrer Nachschubversorgung dort. Als Reaktion scheint es einen taktischen Rückzug aus dem gesamten Bezirk gegeben zu haben, nachdem sie zuvor rund ~80% des 1070 Housing Project kontrolliert hatten.

Das 1070 Housing Project war aufgrund der Aleppo-Offensive der Opposition Eines der umkämpftesten Gebiete, so wurden z.B. dort einige Selbstmordattentäter bzw. SVBIEDs benutzt. Durch deren Verlust wird es der Opposition umso schwerer, den weiter nördlich liegenden „3000 Apartments Project“ zu erobern, nachdem es bereits jetzt keine Erfolge verzeichnen konnte. Außerdem rückt damit das al-Assad-Viertel in ungreifbare Nähe, der einzig erwähnenswerten Eroberung der Opposition in ihrem Versuch, den Belagerungsring zu durchbrechen…

Ostaleppo erneut belagert, Daesh verliert türkische Grenze

JRdwg9rXtSf_CE7ODIRT8yCzP_mBBHJZNn7-eTzWZTg.jpgOstaleppo ist wieder faktisch belagert

Nach wochenlangen Kämpfen und enormen Verlusten auf beiden Seiten konnte sich die syrische Armee mit primärer Hilfe der Eliteeinheit der Tiger Forces & weiteren Milizen durchsetzen und die Ramouseh-Artillerieschule und ihre Sektionen vollständig zurückerobern, um damit den letzten Nachschubweg (auch wenn Dieser seit Wochen nicht passierbar war) schließen.

Die Verluste auf beiden Seiten sind enorm, man spricht von rund 1000 Toten auf oppositioneller/islamistischer Seite (die Hauptlast trugen islamistische Gruppierungen wie Fateh al-Sham, Suqur al-Sham, al-Zinki, Sultan Murad usw.) und zwischen 500-700 Toten auf regierungsunterstützender Seite. Die Todeszahlen können aber nicht genauer überprüft werden. Nach der Eroberung sollte es prinzipiell nur eine Frage der Zeit sein bis ebenfalls die westlich und östlich befindenen Ramouseh-Viertel und das 1070 Housing Project ebenfalls fallen werden.

Ebenfalls gibt es Berichte von weiteren Eroberungen weiter südlich nahe der Stadt Qarassi und deren Steingruben. Es gibt ebenfalls einige Bilder die russische Spezialeinheiten in Aleppo zeigen, ob sie in der Offensive involviert waren ist unklar aber durchaus denkbar. Die russische Luftwaffe ist laut Angaben oppositioneller „Aktivisten“ den ganzen Tag aktiv gewesen und soll über 75 Luftschläge ausgeführt haben.

 

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Daesh schließt türkische Grenze

Die von der Türkei unterstützten Gruppierungen der FSA und weiteren islamistischen Fraktionen (z.B. Ahrar al-Sham) konnten nun ihr primäres Ziel der Operation „Euphrates Shield“ absolvieren und damit Daesh von der Türkei trennen bzw. ihre beiden Teile im Norden Aleppos verbinden. Da es kaum Berichte von Kämpfen gab werden die Opferzahlen äußerst gering sein. Es zeigt wiederum den Beweis dass die Türkei Daesh als quasi-Verbündeten fallengelassen hat und kein wirkliches Interesse zumindest als Handelspartner existiert, bei der momentanen Schwäche des Islamischen Staates kein Wunder.

Ereignisse der letzten Woche – Nordhama, Südaleppo, Jarablus und Rif Dimashq

Die letzte Woche war eine äußerst Ereignisreiche für Syrien: Von unerwarteten Ereignissen wie der türkischen Invasion/Intervention in Syrien bis hin zu einer erstaunlich erfolgreichen Oppositionsoffensive in Nordhama, oder Waffenruhen und Generalamnestie für einige Städte in Rif Dimashq und Homs. Ein Überblick.

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Islamistische Großoffensive im Norden von Hama

Im Norden der traditionell regierungstreuen Provinz und Stadt Hama startete die IS-freundliche und aus ehemaligen al-Qaida-Mitgliedern bestehe Gruppierung Jund al-Aqsa eine Offensive mit dem Ziel, die mehrheitlich sunnitischen und christlichen Dörfer im Norden der Großstadt Hama zu erobern und auf die Stadt selber gefährlich nahe zu rücken. Primäres Ziel der Operation, die nach dem Massenmörder und Islamisten „Ghazwan Al-Shaheed Marwan Hadid“ benannt ist, wird wohl die Ablenkung von Südaleppo sein, wo weiterhin schwere und wichtige Kämpfe andauern.

Die Erfolge der Opposition die unter dem Kommando von Jund al-Aqsa steht und von semi-moderaten Gruppierungen wie Jaysh al-Nasr oder Jaysh al-Izzah der FSA verbündet sind, führen vor allem (erneut) aus der Inkompetenz der christlichen und muslimischen Verteidigungsmilizen (u.a. NDF) zurück, die größere Städte (z.B. Suuran oder Teybat al-Imam) einfach völlig ungeschützt zurückgelassen wurden. Es gibt inzwischen aber Berichte dass die Eliteeinheiten der „Tiger Forces“ teilweise dorthin transportiert wurden, um weiteren Fortschritt zu verhindern. Dies wiederum schwächt in gewissen Maße die Offensivkapazitäten in Südaleppo. Diese Eroberungen führten zum Massenexodus der dortigen Bevölkerung einerseits vor den Kämpfen als auch von dem drohenden Genozid durch Jund al-Aqsa.

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Flucht der Bevölkerung

Auch wenn die Situation definitiv kritisch mit steigender Stabilisierung ist, so muss man dennoch die militärisch eher irrelevante Position der Region betonen. Dennoch für eine derartig statische Front wie die von Nordhama ist dies eine große und verlustreiche Veränderung.

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Fortschritte der SAA in Südaleppo

Die SAA angeführt von der offensiven Eliteeinheit der „Tiger Forces“ und der in Aleppo beheimateten Miliz Liwa al-Quds konnte deutliche Erfolge in Südaleppo verzeichnen. Es wurden nicht nur große Teile der nördlichen Ramouseh-Artilleriebasis bzw. der Flugschule (siehe Bild) erobert (die Angaben schwenken zwischen 50-100%), sondern ebenfalls weiter südlich die Verteidigungslinien der Opposition durchbrochen und mehrere strategisch wertvolle Hügel und Dörfer erobert. Beispiele hierfür wären z.B. Tell Mahrouqat, Qarassi oder diverse Steinbrüche dort.

Bei fortführender Tendenz könnte die Entscheidung um Aleppo in wenigen Tagen/Wochen erneut getroffen werden und eine zweite Belagerung Ostaleppos initiiert werden.

Waffenruhen in belagerten Orten erreicht

Nicht nur in Daraya wurde eine Waffenruhe angenommen die zur direkten Kontrolle der syrischen Regierung in dem Ort führte, sondern ebenfalls in weiteren Vorstädten von Damaskus und Homs. Die belagerte „Nachbarstadt“ direkt westlich von Daraya namens al-Moadamyeh scheint inzwischen ebenfalls Überlegungen zu unternehmen nun zu kapitulieren und die Generalamnestie zu akzeptieren. Daraya und Moadamyeh waren lange Zeit eine gesamte Front, erst vor einigen Monaten kam es zu einem Kessel zwischen den beiden Städten.

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Forderungen aus Homs

Wesentlich konfliktreicher geht es momentan in Homs zu, um genau zu sein im Waer-Wohnungsviertel nordwestlich der Stadt. Nachdem es aufgrund von gegenseitigen Beschuss zu einer Eskalation und Luftschlägen gekommen war, forderten einige Zivilisten und dortige Kleriker die Kapitulation der Kämpfer um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Auf diese Forderung wurde von den Oppositionellen nicht eingegangen und es kam lediglich zu einer temporären Waffenruhe und Hilfslieferungen.

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Situationsupdate in Nordaleppo

Die türkische Intervention/Invasion auf syrischen Territorium hatte wohl Niemand erwartet, es gab zwar Berichte dass verschiedene Oppositionsparteien von der Türkei aus Jarablus attackieren wollen, aber ein direkter Einsatz türkischer Streitkräfte war sehr unerwartet. Nachdem die Operation 2 Wochen andauert und vor allem die SDF bis zum Sanju-Fluss zurückgetrieben wurde und damit momentan größter Verlierer dieser Offensive ist, gilt das Interesse momentan eher Daesh bzw. der Verbindung ihrer zwei Terrarien an der türkischen Grenze. Die Kämpfe zwischen Daesh und der Opposition/Türkei gelten immer noch als sehr niedrig und lediglich konnte man kurzfristig die Dörfer östlich von al-Rai zurückerobern. Dennoch herrscht in den letzten Tagen ziemliche Stagnation an der Front, eine Gruppe der FSA dort berichtet aber von Eroberung von Sabuniyah, Tell Aghbar & Sha’inah westlich von Jarablus vor wenigen Minuten.

Währenddessen startete die YPG/SDF von ihrem westlichen Efrin-Kanton eine Offensive auf Daesh und konnte dabei die 3 Städte Umm al-Kura, Umm Housh und Harbal erobern. Damit erleichtern sie sich den Weg die beiden Kantone bzw. Rojava zu vereinigen und damit den Albtraum von Erdogan zu erfüllen. Er würde dies selbstverständlich aber nicht dulden und die momentan herrschende Waffenruhe (im Sinne dass Beide einfach nicht angreifen wollen) problemlos beenden.

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„Nummer 2“ des Islamischen Staates getötet

In der Zwischenzeit wurde die Nummer 2 des Islamischen Staates, Abu Mohammed al-Adnani, nahe al-Bab getötet. Er galt als Anführer für den IS in Syrien als auch der Koordinator für terroristische Anschläge im Ausland (vor allem Frankreich) und Propagandist. Zum momentanen Zeitpunkt gibt es mehrere Behauptungen, wer ihn umgebracht hatte. Sowohl das Pentagon bzw. die Internationale Koalition als auch das russische Verteidigungsministerium beanspruchen die Ermordung. Ebenfalls gibt es aber Berichte von „türkischen Querschlägern“ was aber aufgrund der Entfernung zur Front eher unwahrscheinlich ist. Die spannendste Theorie wiederum ist die, dass der ehemalige Emir von Raqqa Abu Luqman das Attentat veranlasst hat, es insofern also ein „Inside Job“ war. Dementsprechend soll er angeblich durch eine IED in seinem Auto getötet worden sein.

Belagerung von Ostaleppo aufgehoben!

Es war eine kurze Hoffnung auf eine kurzfristige Beendigung des Syrischen Konfliktes durch die Einnahme des syrischen Stalingrades, dem geteilten Aleppo. Nun scheint die wohl bisher größte Oppositionsoffensive unter islamistischer Dominanz des Fateh Halab und Jaysh al-Fateh nach 6 Tagen ihr Operationsziel erfüllt und damit die Belagerung von Ostaleppo aufgehoben.

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Ahrar al-Sham berichtet von der Aufhebung
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TIP bestätigt die Aufhebung
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Ramouseh-Kreuzverkehr

Die Offensive die primär in Südaleppo um das „1070 Housing Project“, Nasr-Distrikt, Ramouseh-Artilleriebasis, Ramouseh-Industrieviertel, als auch in der Altstadt, Mansoueh und Handarat stattgefunden hatte konnte seit letzter Nacht unter Führung von Ahrar al-Sham und Jabhat Fateh al-Sham (ehemals al-Nusra) bedeutende Erfolge in der Artilleriebasis und -akademie erreichen und den gesamten Süden der drittgrößten Militärbasis in Syrien erobern. Eine weitere Offensive von den inneren Gruppen Ostaleppos wurde mit einer SVBIED und Tunnelbomben auf das Ramouseh-Industrieviertel begonnen und konnten sich scheinbar letztendlich östlich von der Militärbasis nahe den Ramouseh-Kreuzverkehr und Ramouseh-Garagen vereinen. Näherer Artikel zur Offensive wird folgen.

Ob diese Erfolge nach den Transport der Eliteeinheiten der Tiger Forces, Republikanischen Garden, Hisbollah, al-Hassan und weiteren Milizen von Erfolg haben wird ist derzeit unbekannt. Außerdem bedeutet dies, dass Westaleppo mit 1,2 Millionen Einwohnern ohne Nachschubwege nun belagert ist…erneut nach 2013.

Gruppierungen die in der Südaleppo-Offensive beteiligt sind

Eine Fortführung der Aufführungen der involvierten Oppositionsgruppierungen in Ostaleppo. Es wird keine Vollständigkeit garantiert. Ein weiterer Artikel zu dieser Offensive erscheint, wenn Diese vollendet/abgeschlossen ist. 

 

Gruppierungen die ebenfalls involviert sein könnten/Untergruppierungen der oben Genannten sind:

  • 101st Infantry (FSA)
  • 16. Infantry Division (FSA)
  • Abu al-Alamein Brigade
  • al-Imam Army
  • al-Jass Mountain Brigade
  • Conquerors Brigade Faction
  • Jaysh al-Imam Brigade/Faith Army
  • al-Badiya Army
  • Abu Omar al-Janoobi
  • Shabhat al-Sunnah

 

Sonstige Bemerkungen: Trotz der quantitativ doch starken Vertretung der FSA sollte beachtet werden dass islamistische Gruppierungen wie die „Großen Drei“ Fateh al-Sham, Ahrar al-Sham und Jaysh al-Islam die größte Last der Offensive tragen und ebenfalls die Führung unter ihren Bündnissen Fateh Halab und Jaysh al-Fateh übernehmen.

 

Russischer Helikopter in Südaleppo abgeschossen

Vor wenigen Minuten wurden Bilder und Videos veröffentlicht die einen zerstörten Helikopter in Syrien zeigen. Nach einigen Rätselraten bestätigt selbst sogar das russische Verteidigungsministerium, dass ein russischer Mi-8-Helikopter durch „Bodenfeuer“ abgeschossen wurde und dabei die Besatzung von 5 Personen gestorben ist, 3 Crewmitglieder und 2 Offiziere. Damit steigt die offizielle Todeszahl an Soldaten auf insgesamt 19 in Syrien.

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Ebenfalls redet das russische Verteidigungsministerium von einer Mission zur humanitären Versorgung in Aleppo, dies erscheint aber aufgrund einer ohnehin nicht stattfindenden Versorgung durch Helikopter, falschen Ortes und der anhaltenden Großoffensive der Opposition um die Belagerung Ostaleppos aufzuheben eher unwahrscheinlich. Abgestürzt wurde er östlich von Saraqib nahe des „Sultan-Hügels“ gefunden. Außerdem wurden einige Dokumente, Daten und Papiere des Personals gefunden.

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