Opposition bricht erneut die Vereinbarungen, zerstört Busse zur Evakuierung

Am letzten Freitag sperrte die Syrisch-Arabische Armee und seine Verbündeten den einzigen Evakuierungsweg entlang verschiedener Viertel im Südwesten der Stadt mithilfe von LKWs und Sandbarrieren, nachdem die oppositionellen Kämpfer mehrfach gegen die ausgehandelten Vereinbarungen verstoßen hatten. Zu Beginn dieser Aktion waren die Hauptakteure schiitische Milizen und Bürger, die den Weg für die Busse und Fahrzeuge des Roten Halbmondes versperrten. Später kamen dann auch offizielle Institutionen der syrischen Regierung dazu. Was war der Grund dafür?

Erste Vorwürfe der Regierung lauteten vergleichsweise behutsam: Oppositionelle Kämpfer sollen Waffen mit sich getragen haben, die nicht in der Vereinbarung standen. Zu diesen gehören leichte Waffen, die man mit sich mittragen kann. Später kam dann auch der Faktor hinzu, dass sie Gefangene mitnehmen wollten, die Angehörige der Syrisch-Arabischen Armee sind und/oder anderweitig der Regierung angehören. Ob sie auch gesuchte Verbrecher wie Omar Salkho (die Person, die das 13-jährige Kind geköpft hatte) mitnehmen durften, ist unklar.

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Zerstörter Bus in Fu’ah, nachdem er von Jaysh al-Fateh angegriffen wurde

Der primäre Grund ist aber in einem wesentlich schwerwiegenderen Vertragsbruch zu finden: Der Evakuierung von Fu’ah und Kafarya. Nicht nur sollten die übrig gebliebenen Zivilisten & Kämpfer aus Ost-Aleppo evakuiert werden, sondern auch vor allem Alte und Verletzte aus den belagerten Orten Fu’ah und Kafarya. Beide Dörfer liegen direkt östlich von der Stadt Idlib, Hochburg der Opposition und dem islamistischen Bündnis Jaysh al-Fateh, welches von Jabhat Fateh al-Sham angeführt wird. Die mehrheitlich schiitischen Einwohner sind seit über einem Jahr trotz angeblicher Waffenruhe dem Artilleriebeschuss der Opposition ausgesetzt. Immer wieder gibt es tote Zivilisten, die Orte werden nur notdürftig per Luftbrücke versorgt. Dementsprechend hielt man es für eine gute Idee, rund 4.000 Einwohner (insgesamt leben dort 15.000-30.000 Zivilisten) zu evakuieren. Dafür werden wiederum 1.500 Zivilisten aus Madaya westlich von Damaskus evakuiert, welcher ebenfalls seit Jahren belagert wird. In Ost-Aleppo warten schätzungsweise noch maximal 5.000 Zivilisten und noch mehr Kämpfer auf eine Evakuierung.

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Nachdem es am 17. Dezember zu einer Deeskalation der Lage kam, die Straße um Ramouseh in Aleppo geräumt wurde und ein erneuter, gleicher Deal beschlossen wurde, eskalierte die Situation am 18. Dezember vollends: Kämpfer um Jaysh al-Fateh und weiteren Oppositionsgruppen zerstörten die Busse in Fu’ah und Kafarya, nachdem diese den Ort betreten hatten und die Tage zuvor aufgehalten wurden. Dabei wurde mindestens ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes getötet. Fateh al-Sham (ehemals al-Nusra) droht nun, jede Person umzubringen die die beiden Orte verlassen möchte. Eine frühere Evakuierung Ost-Aleppos und der beiden Orte scheint insofern sehr unwahrscheinlich, der Grund dafür umso offensichtlicher entgegen der Behauptungen mancher Personen und Medien.

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BREAKING: Kämpfer sollen Ost-Aleppo in den nächsten 48 Stunden verlassen

Laut der Nachrichtenagentur Reuters kam es zu einer amerikanisch-russischen Vereinbarung, die die Evakuierung der letzten verbliebenen Kämpfer aus Ost-Aleppo (genauer: Südost-Aleppo) vorsieht.

Derzeit ist unklar ob diese Entscheidung über die Köpfe der oppositionellen Kämpfer hinweg vereinbart wurde, sie symbolisierten in den letzten Wochen immer wieder die Ablehnung einer solchen Idee. Möglicherweise wird nur versucht weitere Tage die Truppen an diese ohnehin gewonnene Front zu binden, obwohl sie an anderen Orten (z.B. Palmyra/Tadmur) momentan eher gebraucht werden.

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