In der nordsyrischen Stadt Azaz entlang der türkischen Grenze sind mindestens 50 Menschen durch eine Autobombe getötet wurden. Insgesamt wurden über 100 Zivilisten verletzt oder getötet. Weiterhin schweben einige Personen in Lebensgefahr. Der Anschlag solle sich im Stadtzentrum ereignet haben. Anschläge auf Azaz sind nichts Ungewöhnliches, eine letzte Explosion gab es im November 2016. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Azaz einst die einzige aktive Front der Opposition gegen Daesh war. Dank der türkischen Operation „Euphrates Shield“rückte diese Front in weiter Ferne und befindet sich nun bei al-Bab. Westlich der Stadt beherrscht die SDF das Kanton Afrin, wo es ebenfalls öfters zu Plänkeleien gegeneinander kommt.
Vor 2 Tagen kam es ebenfalls zu einem Anschlag in der syrischen Küstenstadt Jableh. Die Stadt liegt in der Provinz Latakia und somit im Teil der syrischen Regierung. Die Autoexplosion soll sich nahe dem örtlichen Stadium ereignet haben, welches zu dem Zeitpunkt gut besucht war. Die Anzahl an betroffenen Personen war dennoch gering, mindestens 11 Tote und 30 weitere Verletzte waren Opfer des Angriffes. Bisher hatte sich noch niemand zu diesem Anschlag bekannt gegeben, mögliche Kandidaten sind entweder Jabhat Fateh al-Sham, oder wahrscheinlicher Daesh.
Unter den Toten gehörte Jaafar Saleh, Sohn vom Generalmajor der Syrisch-Arabischen Armee Zaid Saleh, welcher für die Operationen in Aleppo zuständig war.
Die türkisch-oppositionelle Operation „Euphrates Shield“ im Norden der Provinz Aleppo wurde vor ihrem eigentlichen Ziel, die Stadt al-Bab, gestoppt. Die letztens eroberten Stellungen um den Berg Aqil wurden mithilfe von 3 Selbstmordattentätern am gleichen Abend revidiert, die Verluste belaufen sich im zweistelligen Bereich.
Die 3 Selbstmordattentäter wurden allesamt bei der Rückeroberung des Berges genutzt, welcher einen strategischen Vorteil für die ganze Stadt verschafft. Über diese drei Personen ist erstaunlich wenig bekannt, eine Person heißt Abu Usahma al-Gazzawi und stammte aus Gaza, ein Anderer aus dem Irak und über die dritte Person ist (noch) nichts bekannt. Zumindest ein Selbstmordattentäter griff die Positionen südwestlich des Krankenhauses am Berg an.
Die genauen Todeszahlen sind wie üblich relativ undurchschaubar, während die Daesh nahe stehende Nachrichtenagentur AMAQ die getöteten türkischen Soldaten auf 20 beziffert und es weitere 30 Verletzte gab, nennt das türkische Verteidigungsministerium 16 Tote und weitere 16 Verletzte. 2 Soldaten davon sind danach im Krankenhaus verstorben. Laut weiteren Angaben sollen mindestens 32 Kämpfer der Opposition gestorben sein. Damit war dieser Tag der Verlustreichste der gesamten Operation.
Daesh erobert zwei Leopard 2-Kampfpanzer
Außerdem eroberte Daesh auch einige Mengen an Waffen und Fahrzeugen, darunter auch zwei Leopard 2A4-Kampfpanzer der türkischen Armee. Ob diese auch im Kampf eingesetzt werden können ist derzeit fraglich, der Zustand der beiden Panzer ist unbekannt und ob Daesh das technische Know-How über die Instandhaltung, Wartung und Reparatur darüber verfügt ebenso. Dennoch könnte dies eine erneute Debatte über deutsche Waffenlieferungen entfachen, vor allem nachdem unzählige Waffen der Peschmerga im irakischen Kurdistan auf dem Schwarzmarkt und in die Hände des Islamischen Staates gefallen sind.
Die Stadt al-Bab ist sowohl essentiell für die syrische Opposition & Türkei, als auch für die Kurden/SDF. Dieses Gebiet ist eine effektive Pufferzone für die Türkei, in der sowohl Flüchtlinge Unterschlupf gegeben werden kann, als auch der Einfluss auf Syrien ausgeweitet wird. Primärer Zweck der Operation „Euphrates Shield“ sind aber die Kurden, denn dadurch wird es dem Afrin-Kanton unmöglich gemacht, sich mit den restlichen Kantonen weiter östlich zu verbinden und damit die türkische Grenze zu dominieren. Zurzeit ist die Annahme, dass die Operation in al-Bab vor allem von der türkischen Armee dominiert wird, da die restlichen oppositionellen Kräfte seit Jahren in der Region keine sonderlich positive Rolle einnahmen und sich mehrmals zurückziehen mussten.
Das syrische Verteidigungsministerium veröffentlichte vor wenigen Minuten eine Pressemitteilung mit der Verlautbarung, das bei zukünftigen Verletzungen des syrischen Luftraumes & Angriffen in Aleppo die „richtigen Vorkehrungsmaßnahmen“ in Form von Abschüssen getätigt werden.
Als Legitimation dafür wird die angebliche Tötung von über 150 Zivilisten durch das „Erdogan-Regime“ in Nordaleppo aufgeführt, vor allem auch durch Beschuss von kurdischen Dörfern und Städten im Afrin-Kanton. Ebenfalls wird wohl ein Zusammenhang von zukünftigen Angriffen auf die YPG/SDF in Nordaleppo stehen, da die syrische Regierung und die SDF durchaus gute Beziehungen besitzen und das SDF-Territorium sehr gut als Pufferzone für Regierungstellungen in Aleppo gegenüber der FSA & Islamisten in der von der Türkei unterstützten Operation „Euphrates Shield“ dienen kann. Möglicherweise handelt es sich auch nur um diplomatische Worthülsen, eine Bereitschaft der syrischen Luftwaffe ist kategorisch nicht auszuschließen, da bereits 2012 ein türkischer Jets abgeschossen wurde.
Vorwort: Aufgrund der begrenzten Größe der Operation „Euphrates Shield“ und einer geschätzten Personalstärke von 800-1.500 Soldaten (+ türkische Einheiten) sind die Belege primär Verlautbarungen/Pressemitteilungen und Bilder im Gegensatz zu den vorherigen Artikeln, wo Videos als Quelle benutzt wurden. Außerdem kam es bis zu dem momentanen Zeitpunkt zu keinerlei Kämpfen zwischen Daesh und der FSA & Türkei. Vollständig ist nicht garantiert, für nähere Information der Offensive siehe diesen Artikel.
Von der Nacht vom 23. zum 24. August begann die türkische Armee mit direkten Artilleriebeschuss und Luftschlägen auf die syrische Grenzstadt Jarablus, Eine der letzten Versorgungsrouten zwischen der Türkei und Daesh-Territorium, nachdem es bereits Tage zuvor es zu leichten, gegenseitigen Mörserbeschuss kam. Den Angriffen geht der Bericht voraus, dass eine ~800-1.500 starke Gruppierung aus verschiedenen Fraktionen wie z.B. Sultan Murad oder 13th Division plante, die Stadt vom türkischen Territorium aus anzugreifen.
Das unerwartete Ereignis ist hingegen der direkte Einsatz von türkischen Spezialeinheiten wie türkische Fernsehsender bestätigen, die sogenannten „Maroon Berets“ mit Unterstützung der „Joint Special Task Force“, einer Kommandostruktur bestehend aus den verschiedenen Teilstreitkräften der Armee. Damit befinden sich türkische Einheiten offiziell in syrischen Territorium. Inzwischen kommt es auch von Berichten dass reguläre, türkische Panzer die Grenze überquert haben.
Operationsziel
Dies zeigt dass die Türkei diese Operation (genannt Euphrates Shield) sehr ernst meint ist, mittelfristiges Ziel wird eine Pufferzone zwischen Daesh und der Türkei sein, einige Quellen sprechen ebenfalls von dem Ziel den ~50km langen Grenzstreifen zwischen der von der Opposition gehaltenen al-Rai und Jarablus zu schließen und damit die gesamte Grenze zu schließen. Das langfristige Ziel ist jedoch ein Anderes. Dieser Grenzstreifen ist nicht nur für Daesh, die Opposition und der Türkei sehr wichtig sondern ebenfalls auch für die von den Kurden dominierten SDF. Diese benötigen dieses Grenzgebiet um ihre beiden Kantone Afrin und Manbij zu vereinen und damit ganz Nordsyrien zu beherrschen. Diese Vorstellung wäre für Erdogan der absolute Horror.
Inzwischen wird diese Vorstellung auch für den syrischen Präsidenten Assad eine unbequeme Wahrheit, nachdem die YPG als Verbündeter gehandelt wurde, wurde diese Beziehung hintergangen und ein Krieg zwischen der NDF und Asayish/YPG in al-Hasakah angezettelt, die zur Eskalation und Kapitulation der Regierung führte. Aus diesem Grund und den geheimeren Gesprächen und Annäherungsversuchen der Türkei an Russland & Iran wird Assad sich höchst wahrscheinlich damit arrangieren können, dass türkische Einheiten auf syrischen Boden aktiv sind (und er sicherlich von der Operation Bescheid wusste). Wenn sich zwei Kontrahenten (Opposition & SDF) gegenseitig bekämpfen, freut sich der lachende Dritte (syrische Regierung).
Die genaue Rolle der Türkei ist momentan aber nicht vorhersehbar, einerseits könnte es sich lediglich um einen reinen PR-Stunt handeln um Aktivismus gegen Daesh zu simulieren, nach größeren Eroberungen ebenfalls die syrische Armee anzugreifen um seinen „Marsch nach Aleppo“ zu vollenden, oder schlichtweg einfach Oppositionskämpfer benutzt, um Assad zu unterstützen.
tl;dr: Türkische Spezialeinheiten bekämpfen verbündet mit der syrischen Opposition Daesh, um zukünftig ebenfalls die SDF/Kurden zu bekämpfen. Assad geht als größter Nutznießer der Situation hervor.
Update bezüglich der Situation, 17 Uhr: Die FSA erklärte die Stadt Jarablus & umgebene Dörfer völlig in ihrer Kontrolle gebracht zu haben, es gibt kaum Berichte von Kämpfen und wahrscheinlich stieß man auf wenig Widerstand, nachdem die Stadt ohnehin in einer prekären Situation war und Verteidigungspositionen absolut unmöglich waren. Die nächste Phase wird die Eroberung aller Gebiete am Grenzgebiet beinhalten.
Währenddessen besuchte der amerikanische Vizepräsident Joe Biden die Türkei und rief die YPG dazu auf, sich von den Gebieten westlich des Euphrates zurückzuziehen und laut YPG-Pressesprecher folgten sie devot diesen Befehlen, die in jeglicher Hinsicht den türkischen Interessen seit Monaten entsprachen. Damit stellt sich die USA nicht nur absolut hinter die Türkei, sondern erneut wurden die Kurden von ihren Verbündeten verraten.