Heute brachen zum wiederholten Male schwere Gefechte innerhalb der syrischen Opposition aus, diesmal aber erstmals in dem gebirgigen Westen der Provinz Idlib, die letzte noch von islamistischen Kräften gehaltene Region in Syrien. Die größte und zugleich stärkste Gruppierung in Idlib, Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Fateh al-Sham und Jabhat al-Nusra, syrischer al-Qaida-Ableger) versucht seit Jahren ihre Dominanz innerhalb der Opposition auszubauen und schafft mit türkischer Unterstützung Tatsachen im Nordwesten des Landes, wo sie in erster Linie gegen andere islamistische Gruppierungen vorgeht. Diesmal soll es gegen einen ehemaligen Verbündeten gehen, welcher vor kurzem noch innerhalb der dschihadistischen Szene an hoher Beliebtheit genoss: Der Tschetschene Muslim al-Shishani. Umringt ist er von ebenso fanatischen und treuen Kämpfern, die vor allem aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion stammen.
Islamisten starteten im Nordosten der Provinz Latakia überraschenderweise einen neuen Angriff auf die Verteidigungspositionen der syrischen Armee und verbündeter Milizen in der gebirgigen Region. In den Gebieten von Jabal Turkman gab es für mehrere Stunden schwere Gefechte zwischen den beiden Seiten, in dessen Folge sich die Armee zunächst aus einigen Stellungen zurückzog und später mit der Unterstützung von Artillerie und den syrischen Luftstreitkräften wiedereroberten. Dieser Vorstoß der extremistischen Opposition scheint weniger ein Eroberungsfeldzug als einfach ein Überfall gewesen zu sein mit dem Ziel, neues Waffenequipment zu erbeuten. Obwohl die Frontlinien in Latakia seit Jahren ruhig waren, starten Islamisten in den letzten Monaten immer wieder kleinere Angriffe in dem Areal.
Türkischer Militärkonvoi auf dem Weg nach al-Eis (südwestlich von Aleppo), um dort einen Stützpunkt zu errichten
Das türkische Militär hat einen weiteren Militärstützpunkt in der von Islamisten beherrschten Provinz Idlib errichtet mit dem Ziel, die Gefechte zwischen der Opposition und der syrischen Armee zu unterbinden bzw. Offensiven aufzuhalten. Im Gegensatz zu den anderen Militärbasen wurde diese aber bei der Provinz Latakia, im Gebirge von Jabal al-Akrad errichtet. Nur 200 Meter von der türkischen Grenze entfernt steht bei dem Dorf Zeitouniyah nun weitere Barrikaden und Barracken zum Schutz der türkischen Streitkräfte. Insgesamt handelt es sich dabei um die achte Basis in den Provinzen Idlib und Aleppo (ausgenommen Nord-Aleppo), die sich entlang den Frontlinien befinden.
In der nordsyrischen Stadt Azaz entlang der türkischen Grenze sind mindestens 50 Menschen durch eine Autobombe getötet wurden. Insgesamt wurden über 100 Zivilisten verletzt oder getötet. Weiterhin schweben einige Personen in Lebensgefahr. Der Anschlag solle sich im Stadtzentrum ereignet haben. Anschläge auf Azaz sind nichts Ungewöhnliches, eine letzte Explosion gab es im November 2016. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Azaz einst die einzige aktive Front der Opposition gegen Daesh war. Dank der türkischen Operation „Euphrates Shield“rückte diese Front in weiter Ferne und befindet sich nun bei al-Bab. Westlich der Stadt beherrscht die SDF das Kanton Afrin, wo es ebenfalls öfters zu Plänkeleien gegeneinander kommt.
Vor 2 Tagen kam es ebenfalls zu einem Anschlag in der syrischen Küstenstadt Jableh. Die Stadt liegt in der Provinz Latakia und somit im Teil der syrischen Regierung. Die Autoexplosion soll sich nahe dem örtlichen Stadium ereignet haben, welches zu dem Zeitpunkt gut besucht war. Die Anzahl an betroffenen Personen war dennoch gering, mindestens 11 Tote und 30 weitere Verletzte waren Opfer des Angriffes. Bisher hatte sich noch niemand zu diesem Anschlag bekannt gegeben, mögliche Kandidaten sind entweder Jabhat Fateh al-Sham, oder wahrscheinlicher Daesh.
Unter den Toten gehörte Jaafar Saleh, Sohn vom Generalmajor der Syrisch-Arabischen Armee Zaid Saleh, welcher für die Operationen in Aleppo zuständig war.
Am Morgen des 24. November, exakt ein Jahr nach dem Abschuss des russischen Jets nahe der türkischen Grenze, griff die syrische Luftwaffe mit L-39 „Albatros“ türkisch-oppositionelle im Norden Syriens an. Wie inzwischen das türkische Verteidigungsminsterium mitteilte, wurden dabei 3 türkische Soldaten getötet und 11 Oppositionskämpfer verletzt.
Die getöteten Soldaten
Den Angriffen geht eine ältere Verlautbarung des Generalkommandos der Syrisch-Arabischen Armee (SAA) zuvor, die mit dem Abschuss von türkischen Jets drohe, insofern Diese weiter kurdische (bzw. SDF/YPG) Stellungen beschießen werde. In den letzten Tagen kam es wiederum häufiger zu Angriffen und Luftschlägen auf von der SDF eroberte Dörfer, z.B. Jubb al-Barazi. Der wirkliche Grund für diesen Angriff könnte aber wohl eher der Artilleriebeschuss der türkischen Armee auf Stellungen der SAA in Latakia sein, vor allem in der Umgebung von Nawarah. Wenige Stunden zuvor startete dort die SAA & Verbündete eine Offensive, die aber schnell zurückgeschlagen wurde.
Pro-Oppositionelle Karte zeigt die gestrigen Eroberungen (blau)
Die Syrische Armee startete mit der Unterstützung einiger Milizen wie Suqur al-Sahara, Nusur al-Zawba’a, Syrian Resistance und der NDF im Norden der Provinz Latakia eine Offensive um die letzten verbliebenen Gebiete unter die Kontrolle der syrischen Regierung zu bringen.
Die Operation begann am frühen Morgen des 9. Septembers und konnte bereits innerhalb von wenigen Stunden unerwartet erfolgreiche Eroberungen verbuchen. So wurde z.B. Nahshabba, Tell Rasha, Mazghulah, oder al-Ra’ai erobert. Ebenfalls konnte zwei Hügel (Point 540 & 650) in der Provinz Idlib erobert werden wodurch die SAA endlich wieder in den westlichen Gebieten der Provinz präsent ist.
Es gibt mehrere Berichte die bestätigen, dass innerhalb den oppositionellen Kämpfern alles völlig unorganisiert und unerwartet war und man dementsprechend die immensen Erfolge erzielen konnte. Wohl möglich sind Teile der Kämpfer nach Jarablus & Nordaleppo oder nach Südaleppo abgezogen worden. Möglicherweise auch zur Hamaoffensive.
Wochen nachdem das islamistische Bündnis Jaysh al-Fateh eine Offensive in Nordlatakia gestartet hat um die brutalen Kämpfe in Aleppo auszulasten und dabei recht große und relevante Bodengewinne um Kinsibba zu verzeichnen hatte, konnte ebenfalls in den Wirren der türkischen Situation Kinsabba und weitere Dörfer & Berge in der Gegend zurückerobern.
Berichten zufolge startete die dortige Armee mit Unterstützung der Hisbollah und weiteren syrischen Milizen wie z.B. der SSNP und Syrian Resistance vom Dorf Shilif eine Offensive zuerst in Richtung Tuba und danach nach Kinsabba, nachdem die umgebenen Hügel bereits erobert wurden. Damit befinden sich alle territorialen Veränderungen in etwa auf dem Stand vor der islamistischen Offensive in der Provinz Latakia. Vor wenigen Stunden veröffentlichten ebenfalls al-Nusra und Faylaq al-Sham in einer Pressemitteilung, dass sich der Ort wieder in Hand der Islamisten befindet, was wiederum von dortigen vertrauenswürdigen Quellen verneint wurde und ebenfalls es keine Bilder und/oder Videos dazu gibt.
In der syrischen Küstenprovinz Latakia konnte ein Bündnis zwischen Islamisten und FSA große Erfolge im gebirgigen Norden erringen und damit die strategisch wichtige, christliche Stadt Kinnsiba erobern. Der Eroberung gehen 4 Tage von vorherigen Verlusten voraus.
Die gesamten Verluste gegenüber der Nacht
Über die Nacht vom 31. Juni zum 1. Juli konnte das salafistische Bündnis angeführt von al-Nusra/al-Qaida (darunter auch die Islamische Turkestan-Partei) mithilfe von verschiedenen FSA-Divisionen Teile von Jabal al-Akrad erobern. Nach monatelangen Rückschritten und den verlustreichen Niederlagen der letzten Tage konnte ihnen der Durchbruch gegenüber der Nacht geschehen, nähere Informationen sind dabei unbekannt. Dabei wurden verschiedene Ortschaften wie al-Hamrat, Shulayf, Ain al-Qantara, oder Kinnsiba bzw. deren wesentlich relevanteren Hügel/Berge erobert. Die SAA und weitere regionale Milizen (z.B. „Syrian Resistance“) haben sich angeblich durch die unerwarteten und ungewöhnlichen Nachtangriffe strategisch zurückgezogen, auch lässt das erbeutete Material und wenigen Toten größtenteils darauf schließen.
Das gegnerische Bündnis bestand einerseits mit seiner Hauptlast von ~80% aus der salafistisch-islamistischen „Jaysh al-Fateh“ (prominente Mitglieder sind al-Nusra, TIP, Ahrar al-Sham) und weiteren FSA-Gruppen die vor allem Unterstützung mit ihren Panzerabwehrwaffen, der TOW, geleistet haben. Beispiele hierfür sind z.B. die 1st und 2nd Coastal Division. Ebenfalls beachtenswert ist bei den Videos, dass ein großer Teil der Mitglieder von Jaysh al-Fateh aus verschiedenen Ländern sind, vor allem wird das durch die usbekischen und uigurischen Mitglieder der Islamischen Turkestan-Partei zum Ausdruck gebracht.
Laut Ahrar al-Sham konnte man 4 T-55, 1 BMP, 1 Raketenwerfer und 1 Gefangenen bei der Schlacht um Kinnsiba vernehmen, nähere Informationen sind unbekannt. Laut einigen Reportern ist bereits eine Gegenoffensive der SAA geplant, eventuell könnte man die Unterstützung der russischen Luftwaffe ebenfalls erwarten, da sie nicht involviert war bzw. bei den Mallah-Farmen im Norden Aleppos derzeit besonders aktiv sind.