Stellvertreterkrieg durch die Hintertür

Vor zwei Jahren startete im Norden Äthiopiens ein Krieg zwischen Zentralregierung und der Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF), der innerhalb weniger Monate zu einem das gesamte Land umfassenden Krieg eskalieren würde. Während Millionen Menschen hungern oder ethnischer Diskriminierung ausgesetzt sind, verkommt der Konflikt in Äthiopien immer weiter zu einem Stellvertreterkrieg mit internationaler Beteiligung, vor allem der Nahe Osten setzt ein immer größeres Interesse in das Horn von Afrika. Seit den letzten Monaten hat sich eine brüchige Waffenruhe eingerichtet, die letzten Endes die Wiederherstellung des Status Quo und damit der alten Grenze markiert, da beide Seiten eingesehen haben, sich nicht militärisch gegenseitig besiegen zu können. Aufgrund dessen nutzt die äthiopische Regierung nun das Nachbarland Eritrea als Stellvertreterarmee, um damit weiter gegen die TPLF vorgehen zu können, während man selber eine gesamte Region unter Belagerung stellen möchte.

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Deutsche Drohnen im Äthiopienkrieg?

Obwohl die deutsche Bundeswehr kein eigenes Drohnenprogramm besitzt bzw. über geplante Bewaffnungen immer wieder politische Debatten anfallen hat es die Regierung geschafft, ohne der ursprünglichen Intention sich am brutalen Konflikt in Äthiopien zwischen der Zentralregierung und autonom-separatistischen Gruppierungen auf ethnischer Basis zu beteiligen: Indem sie vor zwei Jahren dem äthiopischen Landwirtschaftsministerium mehrere Aufklärungsdrohnen zur Überwachung und Untersuchung von geologischen und agrarischen Bedingungen schenkten. Diese wurden nun mit eigens dafür hergestellten Abwurfgranaten und -bomben aufgerüstet, um damit die Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF) und Zivilbevölkerung anzugreifen. Damit begibt sich Deutschland in eine Tradition mit anderen Partnern der Regierung, die derzeit mit Angriffsdrohnen überschwemmt werden: Gerade die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei, China und der Iran erweisen sich als wichtige Verbündete im Drohnenkrieg.

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Äthiopische Regierung startet große Gegenoffensive

Nur noch 200 Kilometer trennten die herannahenden Kämpfer der Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF) von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, zusammen mit anderen separatistisch-ethnisch organisierten Milizen könnten sie dem seit einem Jahr andauernden Bürgerkrieg zwischen Zentralregierung und den bereits erwähnten Kräften ein jähes Ende setzen. Jedoch scheint das mittelfristige Kalkül der Regierung aufgegangen zu sein: Mit den erheblichen Erfolgen und Fortschritten musste die TPLF und die mit ihnen verbündete Oromo-Befreiungsfront (OLF) ihre Kräfte auf einen wesentlich größeren Raum fernab des eigenen Territoriums verteilen und sich damit überdehnen, was eine groß angelegte Gegenoffensive zur Folge hat. Innerhalb weniger Tage konnten die Erfolge der Tigray über den letzten Monat revidiert werden, vielmehr aber als Resultat eines taktischen Rückzuges statt ernsthafter Kämpfe, sodass man nun quasi auf die Ausgangssituation von November zurückgekehrt ist. Hunderte Tote sind auf beiden Seiten damit einem grundlosen Tod gestorben, die Regierung feiert sich als großen Sieger und droht, das Fiasko von Mekelle zu wiederholen.

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Im Designer-Anzug zur Front

Unter dem Radar der internationalen Aufmerksamkeit dauert der Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung auf der Einen und den Tigray-Verteidigungskräften (TDF) und der Oromo-Befreiungsfront (OLF) auf der anderen Seite weiterhin brutal an. Militärisch gab es in den letzten Wochen wenige neue Entwicklungen, die separatistische Allianz rückt weiterhin nahezu ungehindert auf die Hauptstadt Addis Abeba zu, während die Regierung zunehmend paranoider agiert. Was wahlweise als heroischer Akt oder als verzweifelte letzte Maßnahme zur Moralstärkung gesehen werden kann, porträtierte sich der äthiopische Präsident und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed in militärisch-maßgeschneiderter Ausrüstung und Radio als weiser Feldherr unweit der Stadt Kassagata in der Region Afar. Darin betonte er die hohe Bereitschaft und gute Moral der Armee, sprach jedoch auch von einer ausländischen Verschwörung gegen seine „pan-afrikanischen Ziele“ und den Staat. Unabhängigen Medien wurde es verboten, über den Krieg im Land zu berichten, was die Situation noch undurchschaubarer macht.

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An der Grenze zum Kollaps

Was eigentlich eine kurze, dreiwöchige Militäroperation im Norden Äthiopiens sein sollte, könnte sich nun als der finale Sargnagel des ostafrikanischen Staates herausstellen: Seit über einem Jahr bekämpfen sich die äthiopische Zentralregierung und die ethnische Minderheit der Tigray in der gleichnamigen Provinz im Norden, der Ausgang der Gefechte für lange Zeit ungewiss und von einem ständigen Hin und Her geprägt. Mit den Erfolgen der letzten Monate, unter anderem die Vernichtung einer groß angekündigten Armeeoffensive, die kürzliche Eroberung der über 600.000 Einwohner zählenden Stadt Dessie in der Amhara-Region und der Entstehung einer Landverbindung mit anderen regierungsfeindlichen, separatistischen Gruppen, befindet man sich nur noch rund 200 Kilometer (von anfänglichen 500) von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, wo derzeit blanke Panik herrscht: Mitglieder der Tigray- und Oromo-Minderheit werden als Spione gebrandmarkt und getötet, während mit der Ausrufung des Ausnahmezustands die Bevölkerung bewaffnet werden soll. Was lange Zeit als potentielle Großmacht in der Region gehalten wurde, droht nun in sich selbst zu implodieren.

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