Kämpfe an iranisch-afghanischer Grenze

Am vergangenen Mittwoch brachen an der iranisch-afghanischen Grenze überraschend Gefechte zwischen den jeweiligen Sicherheitskräften aus. Bei dem Zwischenfall kam es unter anderem zum Einsatz von Artillerie und Schützenpanzern auf iranischer Seite, nachdem vereinzelt Taliban-Kämpfer Verteidigungsstellungen des iranischen Grenzschutzes angegriffen und übernommen hätten. Nach der kurzen Eskalation lenkten auf beiden Seiten höhere politische Kräfte ein, die nach weniger als 24 Stunden auf ein Ende der Scharmützel einwirken konnten, wodurch es wohl vorerst ein isolierter Vorfall bleibt. Offiziell soll es zu Unklarheiten bezüglich des Grenzverlaufes gekommen sein, was von afghanischer Seite als Provokation aufgefasst wurde. Trotz der schnellen Befriedung ist die Situation eine Erinnerung an die angespannte Lage und das schwierige Verhältnis zwischen iranischer Regierung und den Taliban vor Ort, was vor 20 Jahren fast zu einem Einmarsch in Afghanistan geführt hätte. Zukünftige Vorfälle sind nicht auszuschließen.

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Selbstmordattentäter oder Familientreffen?

Trotz des internationalen Truppenabzuges sind die USA weiterhin in Afghanistan als militärische Kraft fest verankert, denn sie besitzen mit ihren einstigen Feinden, den Taliban, eine neuen gemeinsamen Gegner: Im Zuge des neu entstandenen Machtvakuums sieht der Islamische Staat in dem seit Jahrzehnten vom Krieg geschundenen Land die perfekte Basis für den Aufbau eines neuen regionalen Ablegers, auch als „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISKP) bekannt. Denn die Terrormiliz sucht die Konfrontation mit dem Westen und den Taliban, die sie beide als Rivalen betrachten und deswegen regelmäßig Anschläge durchführen und planen. Nun soll die USA am vergangenen Sonntag einen versuchten Selbstmordanschlag – mit mutmaßlichen Informationen der Taliban – mit einem Luftschlag vereitelt haben. Wenige Tage später gibt es jedoch erhebliche Zweifel an dieser Darstellung, denn unter den Toten soll eine einzige Familie gewesen, darunter sieben Kinder.

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Die neue Gefahr des IS in Afghanistan

Mit dem Selbstmordanschlag auf den Kabuler Flughafen ist der Islamische Staat in Afghanistan nun endgültig in der öffentlichen Wahrnehmung der internationalen Gemeinschaft angekommen, obwohl sie vor vielen Jahren gegründet wurden und immer wieder ein nicht zu unterschätzender Faktor im 20 Jahre andauernden Krieg um Afghanistan war. Mit dem überhastetem Abzug westlicher Armeen und dem damit verbundenen Zusammenbruch der Regierung entsteht im Land ein neues Machtvakuum, in dem dschihadistische Milizen wie der Islamische Staat florieren können. Jedoch steht die Terrormiliz mit der neuen Führung des Landes, den Taliban, in tiefer Rivalität; beide Fraktionen beanspruchen das Land für sich. Mit dem Aufstieg des Islamischen Staates könnten die Taliban nun paradoxerweise auf die Unterstützung der USA im Kampf gegen die Organisation setzen.

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Selbstmordanschläge auf Kabuler Flughafen

Vor wenigen Minuten ereignete sich an den Toren des Internationalen Flughafens von Kabul eine riesige Explosion, wie Anwohner und militärische Kreise bestätigen. Bisherigen Meldungen zufolge soll es sich um einen Selbstmordanschlag auf das Abbey-Eingangstor für den Flughafen handeln, der inmitten der Menschenmassen dutzende Zivilisten getötet haben soll, auch mehrere Soldaten wurden verletzt. Kurz darauf folgte ein zweiter Angriff auf ein ehemaliges US-Hotel. Während ein Täter noch nicht gefasst wurde gilt der Islamische Staat als wahrscheinlichster Verursacher des Terroranschlages, bereits vor Tagen warnten Geheimdienstberichte vor einem derartigen Ereignis. Die Terrormiliz nutzt dabei die anomische Gefahrensituation in der afghanischen Hauptstadt aus, um unter der Aufmerksamkeit der gesamten Welt für Angst und Schrecken zu sorgen.

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Der letzte Widerstand in Afghanistan

Hoch auf den Dächern des Panjshir-Tals weht die schwarz-rot-grüne Tricolor der afghanischen Regierung, direkt daneben die Flagge der sogenannten „Nördlichen Allianz“, einem losen Militärbündnis vieler verschiedener Organisationen, deren einziger gemeinsamer Nenner der Kampf gegen die Taliban vor über 20 Jahren war. Etwa hundert Kilometer nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul regt sich der letzte aktive Widerstand, ehemalige Warlords, Glaubenskrieger und Teile der afghanischen Armee sehen sich in der Kontinuität der zusammengebrochenen Regierung, ihr Anspruch durch die Führung des ehemaligen Vizepräsidenten Amrullah Saleh untermauert. Während sie internationales Interesse erregen und militärische Gewinne vorlegen können, gibt es jedoch erhebliche Zweifel an der Langfristigkeit und dem Erfolg dieses „Projektes“, welches auf tönernen Füßen steht.

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Syrische Opposition feiert Sieg der Taliban

Flagge der syrischen Opposition neben dem Shahada-Symbol, welches von den Taliban ebenfalls genutzt wird

Mit dem Sieg der Taliban in Afghanistan sehen sich islamistische Kräfte in dem ebenfalls von einem Krieg betroffenen Land Syrien bestärkt in ihrer Haltung, trotz ausbleibender Gewinne den Dschihad hier und woanders weiterzuführen. In der gesamten nordwestsyrischen Provinz Idlib, welche als Letzte ausschließlich von der syrischen Opposition kontrolliert wird, kam es zu Paraden und Feierlichkeiten, aus jeder Moschee ertönten Freudenrufe. Gerade die größte islamistische Gruppierung in Syrien, Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Fateh al-Sham und Jabhat al-Nusra, nationaler al-Qaida-Ableger), weiß die Situation für sich moralisch und propagandistisch auszunutzen. Nichtsdestotrotz könnte der Sieg der Taliban mittel- und langfristig die syrische Opposition schwächen, abhängig von den konkreten Politiken in Afghanistan.

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Syrische Söldner für Afghanistan?

Nach dem erfolgreichen Einsatz syrischer Islamisten in Konfliktgebieten wie Libyen oder dem Bergkarabach durch die Türkei könnte sich nun ein neues Land in die Reihe internationaler Operationen eingliedern: Afghanistan. Nach dem Abzug westlicher Truppen entsteht auf Seiten der afghanischen Regierung ein Machtvakuum, dessen Füllung die Türkei unter Präsident Erdogan als ein mögliches Sprungbrett für weiteren Einfluss in Zentralasien betrachtet und dementsprechend gewinnmaximierend ausnutzen will. Sollten sich derartige Pläne bewahrheiten, würde im Gegensatz zu den vorherigen Missionen aber die Rekrutierung von Syrern durch private Sicherheitsfirmen erfolgen, um der Türkei eine „glaubhafte Bestreitbarkeit“ in dem ganzen Vorfall zu ermöglichen.

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Taliban besiegt Islamischen Staat in Nordafghanistan

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Im Norden Afghanistans konnten die Taliban einen entscheidenden Sieg davontragen, als sie Hunderte Kämpfer des Islamischen Staates („Wilayat Khorasan“) in der Provinz Jawzjan zur Kapitulation zwang. Über 150 Mitglieder der Terrormiliz stellten sich der afghanischen Regierung, darunter auch wichtige Anführer wie Maulvi Habibur. Zuvor waren sie von den Taliban für mehrere Tage umstellt, bis ihnen ein erfolgreicher Ausbruch gelang. Einem Pressesprecher der Taliban zufolge konnten nochmals 150 Kämpfer getötet und ihre Waffen erfolgreich erbeutet werden. Die Vertreibung des Islamischen Staates aus Afghanistan ist eines der primären Ziele aller involvierten Fraktionen, auch wenn die US-Koalition bisher nur beschränkte Mittel dafür einsetzt.

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Aufstieg des Islamischen Staates in Afghanistan

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Während der Islamische Staat in seinem Kernterritorium in Syrien und dem Irak nahe vollständig besiegt wird, konnte ein anderer Flügel des IS immer mehr Boden gewinnen. In Afghanistan wächst der Islamische Staat zu einer ernsthaften Gefahr, sowohl für die vom Westen unterstützten Regierung als auch für die Taliban.

Der vor sechs Monaten in der afghanischen Provinz Jawzjan ausgerufene Zweig des Islamischen Staates mit dem Namen „Wilayat Khorasan“ (ISKP), benannt nach dem antiken Gebiet welches Afghanistan, Teile Pakistans, Irans und Turkmenistans umfasst, stellt sich nach seinen bisherigen  Verlusten im Nahen Osten als stärkstes Überrest des Kalifats heraus. Seit seiner Existenz konnte es eine bedeutende Präsenz in den Provinzen Jowzjan, Nangarhar, Kunar und Paktia aufbauen, entweder an der pakistanischen Grenze oder im Norden des Landes.

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