Winter naht

Der neunte Monat des Ukrainekrieges ist von den anbahnenden Wetterumschwüngen geprägt, die die nahende Jahreszeit mit sich bringt: Die Regenzeit erlahmt sämtliche offensive Anstrengungen der Ukraine und Russland, dennoch kommt es in mehreren Regionen zu schweren Gefechten, während ukrainische Einheiten im Norden und Süden vorrücken, wittert Russland, unterstützt durch zehntausende untrainierte und schlecht ausgerüstete Reservisten, im Donbass seine Chance. Der denkwürdigste Angriff fand aber in der Krim statt, wo das ukrainische Militär mit innovativen „Bootsdrohnen“ potentiell zwei Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte vernichten konnte. Dennoch scheinen auf beiden Seiten die Vorbereitungen für einen brutalen und kalten Winter anzulaufen.

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Rückzug aus Kherson

In der Südukraine brodelt die Gerüchteküche: Russische Behörden und Institutionen verlassen schlagartig die hart umkämpfte Hälfte der Region Kherson mit der namensgebenden Provinzhauptstadt, welche nördlich des Flusses Dnepr liegt. Nun fordern die russischen Besatzer auch die ukrainische Bevölkerung dazu auf, die Stadt innerhalb der nächsten 24 Stunden zu verlassen. Wahrscheinlich nicht zufällig beschuldigen sich währenddessen Russland und die Ukraine gegenseitig der Verschwörung, den Kachowka-Staudamm am Dnepr zu sprengen und somit einen großen Teil der Region Kherson zu überschwemmen. Diese Zuspitzung findet im Hintergrund einer ukrainischen Offensive im Süden statt, die zunehmend Geländegewinne verzeichnen kann. Aufgrund ihrer nachteilhaften Position könnte Russland nun dazu entschlossen sein, sich aus Kherson zurückzuziehen.

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Herrschaftswechsel für Afrin

Die kurdische Enklave Afrin im äußersten Nordwesten Syriens war lange Zeit ein Hort des Friedens und der Stabilität inmitten eines Krieges, welcher Jahr zu Jahr andauerte und niemals zu enden schien. Unter der Schirmherrschaft der kurdischen Selbstverteidigungskräfte (YPG) und mit der Unterstützung Russlands und der syrischen Regierung konnten sie ein weitgehend unbescholtenes Leben führen, trotz der Präsenz rivalisierender islamistischer Kräfte in der Umgebung der Region. Dies änderte sich, als im Jahre 2018 die Türkei unter der Zusammenstellung eines pro-türkischen und bisweilen islamistischen Milizenbündnisses die Kurden aus der Region gewaltsam vertreiben und eine Marionettenregierung einsetzen konnte. Nun gibt es zum wiederholten Male einen Herrschaftswechsel – diesmal übernimmt die in Verbindung zu al-Qaida stehende Gruppierung Tahrir al-Sham das Kommando, welche bereits über die letzte oppositionelle Provinz Idlib herrscht. Stillschweigende Unterstützung erhalten sie dabei durch die Türkei.

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Russische Vergeltungsschläge verfehlen Wirkung

Es sollte der große Coup für Russland werden, ein Vergeltungsschlag mit enormer abschreckender Wirkung und der Anbeginn einer neuen Phase des Krieges: Als Reaktion auf die weitgehende Zerstörung der Krimbrücke ordnete der russische Präsident Wladimir Putin dutzende Raketenangriffe auf die gesamte Ukraine an, als zerstörerisches Mahnmal, nicht nochmal russische Infrastruktur zu attackieren. Wenige Tage später wissen wir: Diese Aktion, welche in erster Linie ihre Ziele verfehlte oder innerhalb von 24 Stunden reparierte Energieinfrastruktur beschädigte, ist der Ausdruck eines zahnlosen Tigers. Auch weiterhin rücken ukrainische Einheiten in ihrem Land vor und erobern Gebiete zurück, während Kiew ungestört Ziele auf dem russischen Festland und der Krim zerstört. Russland hat alledem nichts entgegenzusetzen.

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Krimbrücke in Flammen und andere ukrainische Erfolge

Es war wohl kein Geschenk, welches der russische Präsident Wladimir Putin zu seinem 70. Geburtstag erwartete: In der Nacht zum Samstag kam es zu einer riesigen Explosion in der östlichen Hälfte der Krim-Brücke, welche als einzige Landverbindung zwischen russischem Festland und der Halbinsel fungiert und dabei maßgeblich wichtig für die russische Militärversorgung in der Südukraine ist. Während man noch über die Ursache und Täter munkelt, könnte die Brücke die nächsten Monate funktionsunfähig sein. Die Brücke wurde in Folge der russischen Annexion der Krim nach jahrelangen intensiven Bauarbeiten errichtet und diente dabei als potentes Zeichen eines neuen Russlands unter Putin, welches nicht mehr wie in den Jahrzehnten nach dem Fall der Sowjetunion ein einfache Regionalmacht war, sondern in die Tradition einer eurasischen Hegemonie zurückkehren wollte. Genauso wie der Militärverlauf zeigt es symbolisch das Desaster, zu welchem sich der Ukrainekrieg entwickelt.

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Ukraine rückt an mehreren Fronten vor

Ob Kherson im Süden oder Charkiw im Nordosten: Zum Monatsanfang können ukrainische Einheiten wichtige Erfolge in mehreren Regionen vorweisen und die russische Frontlinien an mehreren Orten durchbrechen. Die qualitativen und quantitativen Defizite der russischen Streitkräfte machen sich an allen Enden bemerkbar, während zumindest der Personalmangel durch die anhaltende Mobilmachung ausgeglichen werden soll. Bis dahin aber dominiert die Ukraine aber klar auf dem Schlachtfeld und steht entlang einer rund 100 Kilometer langen Front an den Toren zum Oblast Luhansk, nachdem Charkiw wohl in näherer Zeit wieder vollständig unter ukrainischer Kontrolle stehen wird. Die unüberlegte Annexion der von Russland besetzten Gebiete entpuppt sich bereits jetzt zu einem reinen Fiasko, was sich selbst Moskau eingestehen muss.

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