
Der Ukrainekrieg nimmt immer mehr die Rolle eines überregionalen Konfliktes ein. Ukrainische Raketen und Drohnen attackieren immer öfters Ziele auf russischem Territorium, Hunderte Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Dies führte zuletzt am Montag zu riesigen Explosionen in der Stadt Brjansk, wo mehrere Erdöltanks detoniert sind. Parallel dazu vermeldet die Regierung der separatistischen Republik Transnistrien in Moldawien mehrere, kurz aufeinanderfolgende Anschläge auf militärische Komplexe. Währenddessen sind die Gefechte im Osten des Landes zwischen ukrainischen Verteidigern und russischen Angreifern in vollem Gange, die immer größer und schwerer werdenden westliche Waffenlieferungen sorgen für einen Ausgleich der ukrainischen Verluste.
In der Nacht zum Montag war der Himmel über der russischen Stadt Brjansk lichterloh gewesen, am darauffolgenden Tag dominierten weiterhin die durch die ukrainischen Angriffe verursachten Rauschschwaden den Ort, der aus der gesamten Region zusammengezogene Feuerwehr war es unmöglich, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Nahezu zeitgleich wurden zwei Ziele in der Stadt angegriffen, erstens die zur Druschba-Pipeline gehörenden Öltanks und zweitens weitere Erdöllager auf einer Militärbasis der russischen Streitkräfte. Bei letzterem handelt es sich zudem um ein alten Lagerkomplex für Raketen und Artilleriegeschosse, die ebenfalls von der Detonation betroffen sein sollen. Die Aktion war dabei sehr präzise, auch da die Öltanks inmitten von Wohngebieten liegen.
Bisher ist noch nicht ganz geklärt, wie die über 110 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernte Stadt angegriffen werden konnte, erste Berichte sprachen von Tochka-Raketen mit der entsprechenden Reichweite, während man später vom Einsatz einer aus der Türkei stammenden Bayraktar-TB2-Angriffsdrohne spricht. Dazu passend wurde ein solches Waffensystem weiter südöstlich in der russischen Region Kursk abgeschossen. Der Einsatz und die Effektivität dieser Drohne in ukrainischen Händen unterliegt tiefster Geheimhaltung, lediglich zu Beginn des Krieges wurden vereinzelt Aufnahmen der Drohnenschläge veröffentlicht. Bereits in Libyen oder Armenien konnten sie ihre Effektivität beweisen. Russland zufolge wurden sämtliche ukrainischen Drohnen in den ersten Tagen abgeschossen, erwiesenermaßen ist diese Meldung falsch. Vor allem auch deswegen, weil eine beständige Nachschubroute über das Schwarze Meer für neue türkische Drohnen existiert.
Parallel dazu meldeten lokale Behörden der separatistischen Republik Transnistrien in Moldawien und damit Anrainer der Ukraine mehrere Anschläge auf staatliche Anlagen. Ein Regierungsgebäude in der Hauptstadt Tiraspol wurde mit zwei Panzerabwehrwaffen angegriffen, die noch am Tatort zurückgelassen wurden. 24 Stunden später wurde ein Kommunikationsrelais in Transnistrien zerstört, die näheren Umstände davon sind ungeklärt. Während es Versuche seitens russischer Medien gibt, die Täter als ukrainische Infiltratoren darzustellen, sind die Ereignisse von einer großen Wissenslücke umgeben. Transnistrien grenzt an die Westukraine und wurde bereits mehrmals als Ausgangspunkt für russische Offensiven gehandelt, da Russland vor Ort etwa 1.200 Soldaten stationiert hat. Jedoch blieben bis auf den vermuteten Einsatz von Marschflugkörpern jegliche Aggressionen aus, auch da da die Streitkräfte vor Ort viel zu schwach für jegliche Angriffe wären.
Militärisch herrscht weiterhin der Status Quo in der Ostukraine. Entlang der ganzen Frontlinien kommt es zu schweren Gefechten, russische Einheiten können vereinzelt Dörfer in dem Oblast Donezk und Charkiw erobern, wo sie wiederum ukrainischen Gegenangriffen ausgesetzt sind. In der Umgebung von Izium gelangen den ukrainischen Streitkräften erfolgreiche Manöver, die in der Wiedereroberung einiger Siedlungen mündeten. Insgesamt bleiben aber auf beiden Seiten bedeutende Geländegewinne aus, was wiederum für die jeweiligen Verteidiger spricht.
Es gibt Gerüchte von bevorstehenden Offensiven von ukrainischer und russischer Seite im Regionsdreieck zwischen den Orten Kherson, Mikolajew und Krywij Rih, beide Fraktionen sollen dort ihre Kräfte konzentrieren und den besten Moment für eine Operation abwarten. In Mariupol entschied man sich doch nicht, die verbliebenen ukrainischen Kämpfer im Asowstal-Industriekomplex, welches fast 10% der Stadtfläche ausmacht, aushungern zu lassen. Stattdessen hat man die Erstürmung des Areales wiederaufgenommen, entsprechend hoch sollen die Verluste auf beiden Seiten sein. Möglicherweise erhofft sich Russland noch einen schnellen Sieg bis zum 9. Mai, wo traditionell der Sieg der Sowjetunion über das Dritte Reich gefeiert wird. Eine Militärparade in Mariupol oder zumindest nur die Eroberung dieses Ortes wäre ein entsprechender Propagandasieg für die Heimatfront.
Dass die Situation in der Ukraine im Monat Februar erneut eskalieren würde, war bereits früh abzusehen. In den Monaten zuvor verlegte Russland einen Großteil seiner mobilen Streitkräfte an die ukrainisch-russische Grenze. Dies wurde mit den alljährlichen Trainingsmanövern begründet, jedoch war diese Entwicklung äußerst ungewöhnlich: Übungen werden normalerweise mit den vorhandenen Truppen innerhalb der insgesamt fünf Militärbezirke durchgeführt, in diesem Falle wurden jedoch russische Soldaten aus dem ganzen Land zusammengezogen, vor allem auch aus Sibirien. Mindestens 200.000 Soldaten sind daran laut dem OSZE beteiligt, darunter auch einige Einheiten der Nationalgarde wie tschetschenische Gruppierungen rund um den Verbündeten Ramsan Kadyrow. Zudem wurden die Truppenverlegungen auf Belarus und die Krim erweitert, wo sie in behelfsmäßig errichteten Militärquartiere unweit der Ukraine stationiert wurden, wie Satellitenbilder beweisen.
Das russische Verteidigungsministerium berichtete zwar, das nach dem Ende der Truppenübungen die involvierten Streitkräfte wieder abgezogen und zu ihren Heimatbasen zurückkehren sollte. In Wirklichkeit geschah jedoch das Gegenteil: Ununterbrochen wurden weitere Truppenverbände in die Nähe der Ukraine gebracht, zudem wurden zwar die für die „Übungen“ errichteten Militärbasen teilweise verlassen, Militärverbände stattdessen aber nur näher an die Grenze transportiert. Insbesondere in der Region um Belgorod und Kursk gab es erhebliche Truppenbewegungen zu verzeichnen. Dieses Szenario ähnelt dem Georgienkrieg im Jahre 2008, wo fünf Tage vor Anbeginn des Konfliktes Russland ebenfalls verkündete, in Folge eines abgeschlossenen Trainings ihre Soldaten abziehen zu wollen.
Im Donbass folgten daraufhin eine Reihe von False-Flag-Aktionen durch die Volksrepubliken, die bei der russischen und lokalen Bevölkerung die Motivation für weitere Eskalationen und den Krieg heben sollten. Diese wurden auch entsprechend dankbar von medialen Narrativen übernommen, obwohl darunter sehr offensichtliche Inszenierungen waren: Über die polnischen Spezialeinheiten die ein Ammoniaklager sprengen wollten, über Videobeweise die bereits zehn Tage vor der Tat aufgenommen wurden, ukrainische Selbstmordattentäter im Zentrum von Donezk oder ukrainische Einheiten, die problemlos separatistische Gebiete durchqueren konnten, nur um dann russisches Territorium zu betreten und dort getötet zu werden geht die Liste lang. Auch hier gilt wie in jedem Krieg: Die Wahrheit stirbt zuerst.