
Seit fast drei Wochen dauert der Krieg in der Ukraine an, auch die letzten Tage waren dabei von einer erfolgreichen Verteidigung durch die ukrainischen Streitkräfte und dem zunehmenden Einsatz schwerer Waffen auf russischer Seite geprägt, nachdem die ursprünglichen Eroberungspläne vereitelt wurden. Einzig im Süden kann Russland diverse Erfolge einfahren, unter anderem die Errichtung einer Landbrücke zwischen dem Donbass und der Krim. Jedoch befindet sich dort ein Hindernis im Weg: Die Hafenstadt Mariupol. Zwar wurde der Ort vor mehreren Tagen umkreist, jedoch sind die eingeschlossenen Ukrainer zu einem entscheidenden Widerstandskampf entschlossen, trotz der wachsenden Zerstörungswut Russlands, die bisher zum Tod von Tausenden Zivilisten geführt haben soll. Anderswo reagiert Moskau zudem mit der brutalen Niederschlagung der ukrainischen Bevölkerung.
Mariupol ist wohl derzeit die am härtesten umkämpfte Stadt im Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Vor einigen Tagen bildeten russischen Truppen mit der Unterstützung pro-russischer Separatisten einen Belagerungsring um die einst 400.000 Einwohner zählende Hafenstadt und Frontstadt und versuchen seitdem, Boden innerhalb der Ortsgrenzen zu gewinnen. Die Eroberung von Mariupol wäre ein wichtiger Etappensieg für Russland, da damit die Landverbindung zwischen Donbass und der Krim hergestellt werden würde. Kampflos wird dies aber nicht passieren, bisher finden die Gefechte im äußersten Nordwesten und Osten der Stadt statt, Russland kann sehr langsam und unter hohen Verlusten vorrücken, wie die von den dortigen Kämpfer veröffentlichten Drohnenaufnahmen zeigen. Besonders die Präsenz des faschistischen Asow-Battalions zeugt davon, dass man sicherlich nicht einfach aufgeben wird.
Leidtragende davon sind die zivile Bevölkerung, welche nach mehrmaligen Versuchen immer noch nicht aus dem Ort evakuiert werden konnten. Die Ukraine und lokale Behörden werfen Russland vor, den Flüchtlingskorridor trotz einer Waffenruhe angegriffen und bombardiert zu haben, Moskau hingegen behauptet die Nationalisten würden die Fluchtmöglichkeit blockieren und die Bevölkerung dementsprechend als „menschliche Schilde“ missbrauchen. Fest steht aber, dass seit einer Woche der Zugang zu Strom, Gas und Wasser stark eingeschränkt ist, ganz zu schweigen vom Mobilfunknetz oder der Nahrungsversorgung. Laut dem Bürgermeister starben bisher über 2.100 Personen in Folge der Kämpfe, überall gibt es Massengräber und viele Krankenhäuser wurden zerstört. Es gibt kaum noch eine Straße, die verschont geblieben ist von den russischen Flächenbombardements, viele Personen ziehen Vergleiche zur ersten Schlacht von Grosny. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass am Ende des Kampfes um die Stadt nur noch Ruinen verbleiben werden.
Auch im Rest der Ukraine gibt es Berichte von schweren Gefechten. Der Angriff auf das sogenannte „Internationale Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit“ stellt bisher der tödlichste, einzelne Militärschlag im Ukrainekonflikt bisher da. Nur wenige Kilometer von der polnischen Grenze entfernt diente das ehemalige Militärgelände wohl als vorübergehendes Rekrutierungs- und Ausbildungszentrum für internationale Kämpfer, welche dem Aufruf von Präsident Zelensky folgten und sich den „Internationalen Bataillonen“ anschlossen. Zumindest befinden sich unter ihnen die höchste Anzahl an getöteten Personen, insgesamt ist der Tod von 35 Personen und Hunderten Verletzten, jedoch sprechen einige internationale Kämpfer sogar von bis zu 200 Ermordeten. Viele der ausländischen Personen sollen in den sozialen Medien ihre Präsenz vor Ort verkündet haben, was wohl eine Zielerfassung für Russland erleichterte. Zudem ist es auch eine Drohung gegenüber NATO und Polen, welche über diese Strecke bisher gefahrenlos Waffenlieferungen und anderes Equipment über die ukrainische Grenze bringen.
Die Proteste in den von Russland besetzten Städten gehen ununterbrochen weiter, jedoch scheinen die russischen Truppen zunehmend aggressiver und brutaler vorzugehen. Insbesondere in der derzeit größten, von Russland kontrollierten Stadt Kherson gehen nahezu täglich Tausende Menschen auf die Straße, um ihre Unterstützung für die Ukraine zu bekunden. Zuletzt setzten die stationierten russischen Soldaten Gummigeschosse und Warnschüsse gegen die Demonstranten ein, wodurch Mehrere verletzt wurden. In Melitopol und Dniprorudne wurden die gewählten Bürgermeister von Russland unter dem Vorwand der „extremistisch-terroristischen Unterstützung“ gefangen genommen und durch von Russland handerlesene Verwalter ersetzt. Parallel dazu werden vermehrt russische Kritiker festgenommen auf offener Straße, wie Berichte aus Enerhodar behaupten. Entsprechend wurde eine Ausgangssperre verhängt und es unter Strafe gestellt, sich an den Protesten zu beteiligen.
Auf beiden Seiten nimmt der Einsatz von Aufklärungs- und Angriffsdrohnen erheblich zu. Die Ukraine kann sich dabei vor allem auf selbst entwickelte Drohnensysteme wie die Leleka-Aufklärer und die türkischen Bayraktar-2B, welche bereits in Libyen und Armenien ihre tödliche Auswirkung entfalten konnten. Auch diesmal scheint dies der Fall zu sein, nur eine geringe Stückzahl der Bayraktars konnten von der russischen Luftabwehr eliminiert werden, während immer wieder veröffentlichte Aufnahmen die Angriffsdrohnen in Aktion zeigen und wie sie die hinteren Linien und Luftabwehrsysteme attackieren. Vor dem Krieg soll die Ukraine über maximal 30 dieser Drohnen verfügt haben, inzwischen aber soll aufgrund einer beständigen Nachschublinie über dem Schwarzen Meer sich die Anzahl vervielfacht haben. Aber auch von der Nationalgarde und den territorialen Verteidigungskräften werden reguläre Zivildrohnen wie Quadrocopter genutzt, um das Schlachtfeld zu beobachten und z.B. Korrekturen bei der Artillerie vorzunehmen.
Dem gegenüber stehen die russischen Drohnen, welche nach mehrwöchiger Kampfhandlungen ebenfalls langsam in Erscheinung treten. Erstmals ist dabei auch der Einsatz einer sogenannten KUB-BLA-Kamikazedrohne bestätigt, welche in der Umgebung von Kiew abgestürzt ist oder abgeschossen wurde. Auffällig ist deren Ausstattung mit Metallkügelchen, die ähnlich einer Schrotlandung im Falle der Detonation die Umgebung schwer beschädigen bzw. verletzen kann. Aber auch „reguläre“ Aufklärungs- und Angriffsdrohnen finden inzwischen rigoros Anwendung, beispielsweise die Orlan 10, Eleron-3 oder Eniks. So sehr sogar, dass ukrainische Einheiten im Nordosten des Landes mehrere solcher Systeme mitsamt Steuerung und allem erbeuten konnten. Ein Mysterium ist noch der Absturz einer alten sowjetischen Drohne über Kroatien. Die Tu-141 wird von Russland und der Ukraine gleichermaßen genutzt, weshalb sich die beiden Länder gegenseitig die Schuld für diesen Zwischenfall zuschieben, welche unbewaffnet für mehrere Minuten die Gebiete von Rumänien und Ungarn durchquerte, um letzten Endes in Zagreb abgeschossen zu werden.

Dass die Situation in der Ukraine im Monat Februar erneut eskalieren würde, war bereits früh abzusehen. In den Monaten zuvor verlegte Russland einen Großteil seiner mobilen Streitkräfte an die ukrainisch-russische Grenze. Dies wurde mit den alljährlichen Trainingsmanövern begründet, jedoch war diese Entwicklung äußerst ungewöhnlich: Übungen werden normalerweise mit den vorhandenen Truppen innerhalb der insgesamt fünf Militärbezirke durchgeführt, in diesem Falle wurden jedoch russische Soldaten aus dem ganzen Land zusammengezogen, vor allem auch aus Sibirien. Mindestens 200.000 Soldaten sind daran laut dem OSZE beteiligt, darunter auch einige Einheiten der Nationalgarde wie tschetschenische Gruppierungen rund um den Verbündeten Ramsan Kadyrow. Zudem wurden die Truppenverlegungen auf Belarus und die Krim erweitert, wo sie in behelfsmäßig errichteten Militärquartiere unweit der Ukraine stationiert wurden, wie Satellitenbilder beweisen.
Das russische Verteidigungsministerium berichtete zwar, das nach dem Ende der Truppenübungen die involvierten Streitkräfte wieder abgezogen und zu ihren Heimatbasen zurückkehren sollte. In Wirklichkeit geschah jedoch das Gegenteil: Ununterbrochen wurden weitere Truppenverbände in die Nähe der Ukraine gebracht, zudem wurden zwar die für die „Übungen“ errichteten Militärbasen teilweise verlassen, Militärverbände stattdessen aber nur näher an die Grenze transportiert. Insbesondere in der Region um Belgorod und Kursk gab es erhebliche Truppenbewegungen zu verzeichnen. Dieses Szenario ähnelt dem Georgienkrieg im Jahre 2008, wo fünf Tage vor Anbeginn des Konfliktes Russland ebenfalls verkündete, in Folge eines abgeschlossenen Trainings ihre Soldaten abziehen zu wollen.
Im Donbass folgten daraufhin eine Reihe von False-Flag-Aktionen durch die Volksrepubliken, die bei der russischen und lokalen Bevölkerung die Motivation für weitere Eskalationen und den Krieg heben sollten. Diese wurden auch entsprechend dankbar von medialen Narrativen übernommen, obwohl darunter sehr offensichtliche Inszenierungen waren: Über die polnischen Spezialeinheiten die ein Ammoniaklager sprengen wollten, über Videobeweise die bereits zehn Tage vor der Tat aufgenommen wurden, ukrainische Selbstmordattentäter im Zentrum von Donezk oder ukrainische Einheiten, die problemlos separatistische Gebiete durchqueren konnten, nur um dann russisches Territorium zu betreten und dort getötet zu werden geht die Liste lang. Auch hier gilt wie in jedem Krieg: Die Wahrheit stirbt zuerst.