False-Flag-Aktionen in der Ostukraine enttarnt

Innerhalb der letzten zwei Tage eskaliert die Situation zunehmend in der Ostukraine zwischen den separatistischen Volksrepubliken, der ukrainischen Regierung und Russland. Nachdem die Region über mehrere Jahre hinweg relativ ruhig blieb, eskaliert es in den gegenwärtigen Stunden zunehmend im gesamten Donbass. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei vermeintliche Anschläge und Sabotageakte der ukrainischen Streitkräfte in Donezk und Lughansk, die als Vorwand für den immer intensiver werdenden Einsatz von Artillerie und Panzern genutzt werden und letztendlich auch den Weg für eine direkte russische Intervention ebnen. Nun aber wurde bekannt, dass viele der vorgebrachten Beweisvideos und Pläne bis zu zehn Tage vorab aufgenommen wurden, wodurch die gesamten Ereignisse der letzten Tage als eine lang geplante und koordinierte Aktion entlarvt werden. Ändern wird sich jedoch dadurch wenig.

Der Freitag markierte bisher den Höhepunkt der Eskalation. Ein integraler Bestandteil davon war der Aufruf des Vorsitzenden der Donezker Volksrepublik an die Bevölkerung, sich in die russische Nachbarsprovinz Rostow zu begeben, da aufgrund der akuten Gefahr eines Krieges so viele Menschen wie möglich in Sicherheit gebracht werden sollen. Diese Evakuierung wirkte unfreiwillig dubios, da zu dem Zeitpunkt der Verkündung es kaum Meldungen von Scharmützeln an den Frontlinien gab. Erst über den Verlauf des Tages intensivierten sich einige Gefechte, während Alarmsirenen über den gesamten Donbass ertönten. Innerhalb der Bevölkerung regte sich zunächst nur eine Mobilisierung in Richtung der Tankstellen und Bankautomaten, statt den angepeilten 700.000 Menschen sollen bisher nur etwa 20.000 die Gelegenheit zur Evakuierung genutzt haben.

Am selben Tag verkündete der Premier der Lughansker Volksrepublik, Leonid Pasechnik, Ähnliches. Jedoch wurde Telegram von beiden Personen als Veröffentlichungsedium genutzt, welches als Einzige die Metadaten von Fotos und Videos speichert. Überraschenderweise stellte sich dabei heraus, dass die beiden Videos zwei Tage vor ihrer Veröffentlichung erstellt wurden, wo die von ihnen angesprochenen Angriffe und Anschläge der Ukraine auf die Ostukraine noch gar nicht stattgefunden haben. Dabei handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Am selben Tag veröffentlichten die Volksmilizen der Donezk einen Videobeweis eines angeblich vereitelteten Infiltrationsversuches ukrainischer Spezialeinheiten, die ein Treibstofflager zerstören wollten. Dieses Video wurde zuerst auf dem offiziellen Telegram-Kanal ebendieser Miliz hochgeladen, wo die Metadaten ebenfalls wenig überraschendes offenbarten: Das Video ist zehn Tage früher erstellt worden. Ohnehin erschien dieser Beweis kaum glaubwürdig, da die eingesetzten Explosionsgeräusche teilweise abrupt endeten und der exzessive Einsatz von Leuchtmunition eher Theatralik als ernsthafte Gefechte bewies.

In diese Reihe einer koordinierten Eskalation finden sich auch die Ereignisse der darauffolgenden Tage ein. Die angebliche Sabotage einer Neben-Pipeline für einige wenige Haushalte bei Lughansk, bei der es sich entgegen öffentlicher Meldungen nicht um die Sojuz- oder Druschba-Pipeline handelt, welche in einem isolierten Vorfall scheinbar angegriffen wurde. Oder der Attentatsversuch auf den Volksmilizenführer unverletzten Denis Sinenkov, zu dessen Zweck ein Militärjeep im Zentrum der Stadt Donezk nur einige wenige Meter vom Regierungsgebäude entfernt gesprengt wurde, während es das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz war. Recherchen zufolge handelt es sich dabei nicht mal um das reguläre Fahrzeug von Sinenkov, welches er gerne auf Social Media präsentiert.

Auch die neuesten Provokationen am Samstag müssen in dieser Aneinanderreihung betrachtet werden. Die russische Nachrichtenagentur TASS hat vermeldet, dass zwei Mal in Folge vereinzelte Raketenartillerie der ukrainischen Armee auf russischem Territorium eingeschlagen hätten. Beim ersten Mal landete eine einzelne Rakete auf einem offenen Feld, während bei dem zweiten Angriff eine leerstehende Ruine eines Hauses zerstört wurde. Es ist zwar zutreffend dass das ukrainische Militär teilweise Artillerie gegen die Volksrepubliken eingesetzt hat, jedoch ist dem aktuellsten Bericht der OSZE zu entnehmen, dass diese Angriffe fernab der russischen Grenze stattfanden. Außerdem ist angesichts der schieren und zunehmenden Masse an russischen Truppen an der Grenze wohl unwahrscheinlich, dass die Ukraine derartige Provokationsmanöver zu solch einem Zeitpunkt unternehmen würde.

Dass die Situation in der Ukraine im Monat Februar erneut eskalieren würde, war bereits früh abzusehen. In den Monaten zuvor verlegte Russland einen Großteil seiner mobilen Streitkräfte an die ukrainisch-russische Grenze. Dies wurde mit den alljährlichen Trainingsmanövern begründet, jedoch war diese Entwicklung äußerst ungewöhnlich: Übungen werden normalerweise mit den vorhandenen Truppen innerhalb der insgesamt fünf Militärbezirke durchgeführt, in diesem Falle wurden jedoch russische Soldaten aus dem ganzen Land zusammengezogen, vor allem auch aus Sibirien. Mindestens 190.000 Soldaten sind daran laut dem OSZE beteiligt, darunter auch einige Einheiten der Nationalgarde wie tschetschenische Gruppierungen rund um den Verbündeten Ramsan Kadyrow. Zudem wurden die Truppenverlegungen auf Belarus und die Krim erweitert, wo sie in behelfsmäßig errichteten Militärquartiere unweit der Ukraine stationiert wurden, wie Satellitenbilder beweisen.

Das russische Verteidigungsministerium berichtete zwar, das nach dem Ende der Truppenübungen die involvierten Streitkräfte wieder abgezogen und zu ihren Heimatbasen zurückkehren sollte. In Wirklichkeit geschah jedoch das Gegenteil: Ununterbrochen wurden weitere Truppenverbände in die Nähe der Ukraine gebracht, zudem wurden zwar die für die „Übungen“ errichteten Militärbasen teilweise verlassen, Militärverbände stattdessen aber nur näher an die Grenze transportiert. Insbesondere in der Region um Belgorod und Kursk gab es erhebliche Truppenbewegungen zu verzeichnen. Dieses Szenario ähnelt dem Georgienkrieg im Jahre 2008, wo fünf Tage vor Anbeginn des Konfliktes Russland ebenfalls verkündete, in Folge eines abgeschlossenen Trainings ihre Soldaten abziehen zu wollen. Die darauffolgenden Entwicklungen sind weithin bekannt.

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