Die neue Gefahr für Abu Dhabi

Vor fast zwei Wochen erschütterten mehrere Drohnen- und Raketenangriffe die Vereinigten Arabischen Emirate, der durch die jemenitischen Houthi-Rebellen ausgeführte Militärschlag war eine brutale Erinnerung an den nun seit acht Jahren tobenden Bürgerkrieg auf der arabischen Halbinsel, an dem sich die VAE auf Seiten Saudi-Arabiens und der jemenitischen Exilregierung massiv beteiligen. Während es sich nicht um den ersten Angriff auf den Golfstaat mithilfe von Drohnen handelt, ist es doch bisher die Eskalation mit der größten internationalen Aufmerksamkeit, die dem Land in Zukunft Erhebliches kosten könnte. Denn während der verursachte Schaden relativ gering ist, sind die Grundpfeiler des Erfolges der Emirate in echter Gefahr: Es wirkt wenig attraktiv für internationale Investoren und Touristen in einem Land zu sein, welches sich zum Schlachtort eines Stellvertreterkrieges entwickelt.

Die als „Jementornado “ getaufte Operation der Houthi-Rebellen Mitte Januar konnte in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi, nicht zu unterschätzenden Schaden anrichten: Der Internationale Flughafen und mehrere Öltanks in einer zentralen Raffinerie der Stadt wurde von mehreren ballistischen Raketen und Drohnen angegriffen, die zur Unterbrechung des Luftverkehrs und mehreren Bränden geführt hatte. Außerdem starben dabei zwei Zivilisten. Vor zwei Tagen starteten die Houthis, offiziell unter dem Organisationsnamen „Ansar Allah“ bekannt, einen weiteren Angriff auf die VAE als Vergeltung auf die schweren Luftschläge mit hunderten Toten im Jemen, Ziel diesmal war der Luftwaffenstützpunkt al-Dhufair in Abu Dhabi und weitere, nicht genauer bekannte Orte in Dubai. Der Erfolg dieser Mission ist bisher nicht bekannt, die vorhandenen und mit amerikanischer Unterstützung errichteten Luftabwehrsysteme konnten zumindest einige Raketen noch am Firmament zerstören.

Der militärische Nutzen solcher Militärschlage ist also relativ gering, sorgt aber neben internationaler Aufmerksamkeit vor allem zu einem Abwägen weiterer Angriffe durch die VAE auf den Jemen, angesichts der Möglichkeit ebenfalls wieder angegriffen zu werden verschiebt sich die Kosten-Nutzen-Rechnung stark in Richtung der Houthis. Zudem sinkt damit die Attraktivität des Golfstaates für Investoren und Menschen aus aller Welt, immerhin können die Emirate mit ihrem Versprechen von niedrigen Steuern und Luxus viele qualifizierte Arbeiter aus dem Westen anziehen. Die Bedrohung weiterer Angriffe ist dabei wenig förderlich, erst vor kurzem musste eine Veranstaltung der derzeit in Dubai stattfindenden Weltausstellung „Expo 2020“ wegen „akuter Umstände“ ausfallen. Dies wird sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass die von den jemenitischen Aufständischen aufgebaute Drohkulisse die Attraktivität des Ausübungsortes der Vereinigten Arabischen Emirate erheblich schmälern wird.

Denn bei den Aktionen im Januar handelt es sich nicht um die ersten Angriffe der Houthi-Rebellen mithilfe ihrer „Samad-3“-Angriffsdrohnen und anderen Waffensystemen auf die Vereinigten Arabischen Emirate. In der Vergangenheit gab es bereits einen weitere Militäroperation auf den King-Khalid-Flughafen, der mehrere LKWs vor Ort zerstören konnte. Ein Jahr nach dem Angriff wurden Kameraaufnahmen von dem Tag veröffentlicht, die den Einsatz einer Drohne beweisen, nachdem die VAE zuvor erheblichen Widerstand gegen diese Darstellung leisteten. Außerdem wurde 2019 das sich noch im Bau befindliche Atomkraftwerk „Barakah“ im Golfstaat mithilfe einer eigens entwickelten Marschflugkörpers bombardiert, jedoch ist nicht mehr über diesem Vorfall bekannt.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind nach Saudi-Arabien wohl das zweitwichtigste Mitglied in der Arabischen Koalition im Kampf gegen die Houthi-Rebellen im Norden des Jemens. Das Land unterhält mehrere Militärbasen und unterstützt vor allem die südjemenitische Unabhängigkeitsbewegung und nicht direkt die Hadi-Regierung, wie sie von Saudi-Arabien finanziert wird, zuletzt bei einer Militäroffensive gegen die Houthis im Shabwah-Distrikt im Zentraljemen. Der Golfstaat hat seit seiner Intervention 2015 Hunderte Soldaten und Fahrzeuge im Kampf gegen die Houthis verloren. Innenpolitisch trifft die scheinbar ausweglose und erfolglose Operation im Jemen immer auf höhere Kritik, zuletzt erhöhte man den Wehrdienst auf 16 Monate.

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