Gefängnisausbruch des IS hinterlässt Dutzende Tote

Flüchtlinge verlassen die weiterhin umkämpften Viertel von al-Hasakah

In der letzten Nacht fand in der nordostsyrischen Stadt al-Hasakah in der gleichnamigen Provinz ein großer Gefängnisausbruchversuch durch Kämpfer des Islamischen Staates statt, die in Folge ihrer Niederlage in Syrien und dem Irak zu tausenden in verschiedenen Gefängnissen und umfunktionierten Gefangenenlagern untergebracht wurden, wo sie aufgrund der schlechten Infrastruktur und schieren Anzahl an Dschihadisten mitsamt ihren Familien zur Überfüllung führen. Dieser Ausbruch wurde von außen mit internationalen Kämpfern des Terrormiliz koordiniert, die in der ganzen Stadt für Chaos und Zerstörung sorgten. Erst am Folgetag konnten die lokalen Sicherheitskräfte der „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) mit direkter Unterstützung der USA die Situation unter Kontrolle bringen, jedoch sollen Hunderte Insassen geflohen und dutzende Menschen auf beiden Seiten getötet worden sein. Damit wäre es der schwerste Ausbruchversuch seit Jahren.

Der Angriff fand auf das al-Sina-Gefängnis in der Peripherie von al-Hasakah statt, welches rund 5.000 IS-Kämpfer beherbergen soll. In der Nacht griffen zunächst Stoßtrupps zusammen mindestens eines mit Sprengstoff beladenen und von einem Selbstmordattentäter gefahrenes Auto (SVBIED) die Außenwände des Gefängnisses an und konnten somit die Sicherheitskräfte vor Ort überrumpeln. Daraus entstand der große Ausbruch und etliche Gefechte in der ganzen Stadt, auch wenn die SDF zunächst berichtete, den Angriff erfolgreich abgewehrt zu haben.

Wenig später stellte sich jedoch heraus, dass diese Darstellung falsch war. In Folge der vielen Scharmützel starben insgesamt nach bisherigem Stand 18 SDF-Kämpfer, zudem wurden die Leichen von fünf IS-Anhängern gefunden, wovon einer aus China bzw. Xinjiang stammte. Zudem konnten mindestens 86 Insassen wieder gefangen werden, während eine bis dato unbekannte und dreistellige Dunkelziffer weiter auf der Flucht sein soll, darunter auch einige ranghohe Kommandanten der Terrormiliz. Dabei waren auch mehrere US-Militärhelikopter aktiv, die mehrere Angriffsrunden flogen und dabei eng mit der SDF zusammenarbeiteten.

Derzeit dauern die Gefechte in einigen Vierteln von al-Hasakah weiter an, viele Einwohner der umkämpften Häuserblöcke sind in andere Teile des Ortes geflohen. Bereits im November 2021 führte der Islamische Staat eine groß angelegte Befreiungsoperation auf al-Sina durch, mitsamt Selbstmordattentätern. Diese scheiterte jedoch an den existierenden Verteidigungsmaßnahmen der arabisch-kurdischen Milizen. Bei dem nun zweiten Versuch scheint der Islamische Staat seine Taktiken entsprechend angepasst zu haben, was zu einem wesentlich größeren Erfolg führte. Ob aber letzten Endes die vielen Islamisten fliehen oder auf der Flucht in den kommenden Tag wieder eingefangen werden können, ist noch unklar.

Die Lage innerhalb der Gefängnisse und den Gefangenenlagern ist seit der Eroberung sämtlicher IS-Territorien äußerst kritisch, da das Gefängnissystem für eine derart hohe Menge an Insassen nicht geschaffen ist. Hinzu kommen noch etliche umfunktionierte Flüchtlingslager, die insbesondere von den ebenso radikalen Familienmitglieder der Dschihadisten bevölkert werden, die aufgrund der anomischen Bedingungen innerhalb dieser Camps relativ autonom über sich selbst herrschen können und dementsprechend auch immer wieder Anschläge oder Ausbruchversuche verüben. Ein wichtiger Faktor dabei sind die internationalen Anhänger, insbesondere im Westen aber auch Zentralasien, dessen Regierungen einen Rückholaktion ihrer Staatsbürger ablehnen.

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