Britischer Kampfjet schießt Drohne über Syrien ab

Im Süden Syriens ereignete sich ein bis dato einzigartiges Ereignis: Britische Kampfjets schossen über den einseitig deklarierten Luftraum einer amerikanischen Militärbasis zwei Drohnen ab, die mutmaßlich von regierungsunterstützenden Milizen eingesetzt wurden. Damit handelt es sich um den ersten militärischen „Luftkampf“ Großbritanniens seit dem Falklandkrieg vor 40 Jahren. Es ist nicht das erste Mal, dass Drohnen in der Region gegen die von den USA errichteten Militärbasen eingesetzt werden, vielmehr scheint die langfristige Taktik dahinterzustehen, den Amerikanern ihre Präsenz möglichst unbequem und verlustreich zu gestalten, um sie dadurch zu einem (Teil-)Abzug zu bewegen. Vielmehr aber ist dieses Ereignis die Erinnerung daran, dass die USA zusammen mit Britannien und Norwegen einen syrisch-irakischen Grenzübergang seit Jahren unter der Begründung besetzt halten, dort gegen den Islamischen Staat vorzugehen, obwohl die Terrormiliz dort schon lange nicht mehr präsent ist.

Der Vorfall fand vor über einer Woche statt und wurde nur mehrere Tage später der Weltöffentlichkeit bekannt. Ort des Geschehens war der syrisch-irakische Grenzübergang al-Tanf, welcher Südsyrien und den Westirak über eine mehrspurige Straße inmitten der gemeinsam geteilten Wüste miteinander verbinden. Das eher an einen Werbespot erinnernde Statement des britischen Verteidigungsministeriums sprach von einer „beeindruckenden Demonstration der Luftkräfte der Royal Air Force“, die dazu fähig ist Gefahr von den eigenen Soldaten abzuwehren.

Letzten Endes aber war es wohl mindestens eine Drohne, die zuhauf im Nahen Osten existieren und ebenso oft abgeschossen werden. Genauere Informationen existieren nicht, höchst wahrscheinlich wurde die Drohne aber von denjenigen Regierungsmilizen verwendet, die es in der Vergangenheit bereits mehrmals getan haben: Vor den Toren von al-Tanf sind viele Kämpfer mit engen Beziehungen und Kontakten zum Iran stationiert, die darüber ihr entsprechendes Equipment wie Drohnen beziehen, es sich also um durchaus weiterentwickeltere Waffensysteme handelt. Nicht auszuschließen ist aber auch ein direkter Einsatz durch die syrischen Armee oder einfache DIY-Quadrocopter aus Eigenproduktion, die dann aber wahrscheinlich nur Aufklärungsflüge unternommen haben. Die Präsenz westlicher Truppen vor Ort ist seit Jahren ein großer Dorn im Auge der syrischen Regierung und seinen Verbündeten.

Der syrisch-irakische Grenzübergang al-Tanf und ein etwa 55 Quadratkilometer große Zone um den Ort befinden sich seit knapp fünf Jahren fest unter der Kontrolle amerikanischer Truppen, ihrer Stellvertretergruppen unter der Obhut von Maghawir al-Thawra und weiterer westlichen Spezialeinheiten wie jenen aus Norwegen und Großbritannien. Die USA legitimiert ihren Einsatz in al-Tanf mit dem Argument, dort gegen den Islamischen Staat vorzugehen und somit ein „Wiedererstarken“ zu verhindern. Da der IS aber seit Jahren dort offiziell keine Präsenz mehr besitzt, ist das primäre Ziel die Verhinderung einer Landverbindung zwischen Syrien und dem Irak, welche beide wiederum Bestandteil des schiitischen Halbmondes zwischen dem Iran und dem Libanon sind.

Die syrische und irakische Armee teilen sich zwei eine weitere Landverbindung bei Abu Kamal im Osten Syriens, jedoch ist der Weg bisher zu unsicher und weiterhin geschlossen. Außerdem befindet sich in der Sperrzone das al-Rukhban-Flüchtlingslager, in dem bis zu 50.000 Syrer vor dem Konflikt geflohen sind und unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt sind, da sie die Region nicht verlassen dürfen. Im Camp selber starben zeitweise Dutzende Kinder anhand fehlender Nahrungs- und sauberer Wasserversorgung, zudem rekrutiert der Islamische Staat dort immer wieder neue Anhänger. Erst nach monatelangen Diskussionen erlaubte die USA einen UN-Hilfskonvoi vor Ort, was die Situation zumindest vorübergehend besserte.

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