
Während israelische Angriffe und Militärschläge auf verschiedenste Ziele in ganz Syrien keine Seltenheit darstellen, handelt es sich beim Geschehen der vergangenen Nacht um ein Novum: Zum ersten Mal wurde ein syrischer Hafen attackiert, in diesem Falle ein kommerzieller Containerhafen in der Küstenstadt Latakia, nur wenige Kilometer vom russischen Marinestützpunkt entfernt. Bisher herrscht vor allem Unklarheit im Hintergrund dieses ungewöhnlichen Ziels, möglicherweise steht es im Zusammenhang mit dem seit einem Jahr andauernden geheimen Seekrieg zwischen Iran und Israel, die in etlichen Raketen- und Minenangriffen auf Schiffe der jeweils anderen Nation mündeten. Dort wurden teilweise explizit nur die Fracht und nicht das Boot selber attackiert, in der Vergangenheit handelte es sich meistens um Waffen- oder Materialschmuggel, die zur Herstellung von Waffen etc. benötigt werden.
Um kurz vor Mitternacht stiegen die Rauchschwaden aus dem Hafen von Latakia hervor, die ansonsten nicht vom syrischen Bürgerkrieg durch Kriegshandlungen betroffene Region wurde von mehreren Explosionen erschüttert, die syrischen Medien zufolge durch zwei Raketen verursacht wurden, die wiederum über dem libanesischen Luftraum oder dem Mittelmeer gestartet wurden: Eine übliche Prozedur bei israelischen Angriffen. Während die syrische Seite bereits früh beschwichtigte, Zugang zum Hafen auch internationalen Medien erlaubte und berichtete, dass lediglich einige wenige Container dem Militärschlag zum Opfer gefallen sind. Es ist jedoch unwahrscheinlich gemessen daran, dass Israel sicherlich nicht grundlos ihren ersten und einzigen Luftschlag auf einen Hafen ausübten, zumindest nicht ohne die nötigen Geheimdienstinformationen, die einen solchen Angriff attraktiv genug machten.
Es handelt sich mindestens um den 21. israelischen Angriff auf Syrien in diesem Jahr, ein steiler Anstieg im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Die Angriffe erfolgten in der Vergangenheit stets vom libanesischen Luftraum oder von den israelisch besetzten Golanhöhen aus, wodurch die syrische Luftabwehr erst verspätet aktiviert wird. Seit einem Jahr jedoch benutzt Israel immer mehr den jordanischen Luftraum, um von dort aus sicher den Osten Syriens attackieren zu können, wo inzwischen das Gros der schiitisch-irakischen Milizen mit iranischer Unterstützung zu finden ist. Auch Zentralsyrien mit der Provinz Hama entwickelt sich zu einem populären Ziel, welches wiederum über den Libanon aus angeflogen wird. Insgesamt jedoch werden am meisten Ziele im Raum von Damaskus angegriffen, da es dort angeblich zu den wichtigsten Verhandlungen, Tauschgeschäften etc. zwischen den iranischen Revolutionsgarden, der syrischen Regierung, der Hisbollah und kleineren Gruppierungen kommen soll, so wurden mehrfach Waffenlieferungen oder ranghohe Mitglieder eliminiert.