Huthi-Gegenangriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien

Stolz verkündeten die jemenitischen Houthi-Rebellen, offiziell unter ihrem Namen „Ansar Allah“ bekannt, am vergangenen Samstag eine Abschreckungsoperation gegen Saudi-Arabien, welches aufgrund ihrer Militärinvention zugunsten der Regierung im jemenitischen Bürgerkrieg vor sechs Jahren zu den größten Widersachern der Houthis zählt. Demnach haben die schiitischen Aufständischen etliche militärische und wirtschaftliche Ziele im ganzen nördlichen Nachbarland mithilfe von Drohnen angegriffen, darunter mehrere militärische Anlagen, Flughäfen und Erdöl-Raffinerien. Demnach handelt es sich bei diesem Schritt um einen Vergeltungsakt, nachdem wenige Stunden zuvor Saudi-Arabien ihre Luftangriffe gegen die Houthi-Rebellen im Jemen intensivierten und dabei Dutzende Kämpfer töteten.

Houthi-Pressesprecher Yahya Sare’e sprach am Samstag von einer erfolgreichen Operation, die der Abschreckung gegenüber weiteren Interventionen Saudi-Arabiens in den jemenitischen Konflikt dienen soll. Dabei wurden mindestens fünf Anlagen gezielt attackiert: Den King-Khalid-Militärflughafen in der saudischen Hauptstadt Riad, der internationale King-Abdullah-Flughafen und Ölraffinerien in der südlichen Stadt Jeddah und ein weiterer Flughafen in der Stadt Abha.

Hinzu kommen noch weitere militärische Ziele in den südlichen Provinzen Saudi-Arabiens, welche aber nicht näher spezifiziert wurden. Zum Einsatz kamen in erster Linie Angriffsdrohnen aus der Baureihe Sammad und Kamikazedrohnen des Typs Qasef-2K, hier gibt es also keine Neuigkeiten oder Überraschungen. Insgesamt wurden 14 Drohnen eingesetzt, der verursachte Schaden ist unbekannt. Insbesondere im Süden des Landes könnten die Houthi-Waffensysteme einigen Schaden anrichten, aufgrund der zunehmenden Luftabwehr Saudi-Arabiens werden aber auch viele Drohnen vor dem Erreichen des Ziels eliminiert.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Houthis den Großteil der Technologie für diese Waffen aus dem Iran und teilweise auch aus regulären erhältlichen chinesischen Drohnen beziehen, jedoch gestaltet sich der Import von Waffen oder Bauteilen aufgrund der vollständigen Blockade des Jemens durch die Arabische Koalition schwierig. Es gilt dabei zu berücksichtigen, dass die Houthis nicht nur eine simple Miliz darstellen, sondern dass auch ein größerer Teil der Staatsapparates seit 2011 sich den Aufständischen anschloss, insbesondere im Nordjemen. Aber auch Saudi-Arabien scheint mit amerikanischer Unterstützung aufzurüsten und effektiver gegen feindliche Projektile im eigenem Luftraum vorzugehen. Inzwischen veröffentlicht das Verteidigungsministerium des Landes vermehrt Videos, in denen der Abschuss von Houthi-Waffensystemen gezeigt wird, beispielsweise durch die Luftabwehrsysteme aber auch durch Kampfjets.

Seit mehreren Jahren ist Saudi-Arabien Raketen und Drohnenangriffen der jemenitischen Houthi-Rebellen ausgesetzt. Die quantitativ und qualitativ immer weiter zunehmenden Operationen beschränkten sich anfänglich auf die Grenzprovinzen und die Hauptstadt Riad, jedoch rücken mit der neuesten Technologie auch weiter entfernte Ziele in den Vordergrund, unter anderem die wichtigen Aramco-Produktionsanlagen in Dammam oder Yanbu, welche relevant für die Verarbeitung von Rohöl und deren Export in die Welt sind. Doch auch fernab von Produktionsanlagen gibt es für die Houthis lukrative Orte, die regelmäßig das Ziel von Angriffen waren.

Zu den Höhepunkten zählt beispielsweise der Angriff auf den 1400 Kilometer vom Jemen entfernten Internationalen Khalid-Flughafen der Vereinigten Arabischen Emirate, ein Jahr später wurden Kameraaufnahmen veröffentlicht, welche die Zerstörung mehrerer LKWs auf dem Flughafengelände zeigen. Weitere nennenswerte Drohnenoperationen war ein Angriff auf das noch in Bau befindliche Atomkraftwerk in den VAE und auf Aramco-Anlagen in Abqaiq 2019, die die Produktion von Rohstoffen unterbrach und zu erhöhten Ölpreisen auf den globalen Handelsmarkt führte. Die „Drohnenflotte“ der jemenitischen Aufständische entwickelt sich zunehmend zur gefährlichsten Waffe im Kampf gegen die Mitglieder der Arabischen Koalition im jemenitischen Konflikt, welche vor allem auf die Technologie des Irans und Chinas aufbauen kann, die Houthis als quasi-funktionierender Staat auch auf eigene Waffenprogramme zurückgreifen kann.

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