Im Designer-Anzug zur Front

Unter dem Radar der internationalen Aufmerksamkeit dauert der Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung auf der Einen und den Tigray-Verteidigungskräften (TDF) und der Oromo-Befreiungsfront (OLF) auf der anderen Seite weiterhin brutal an. Militärisch gab es in den letzten Wochen wenige neue Entwicklungen, die separatistische Allianz rückt weiterhin nahezu ungehindert auf die Hauptstadt Addis Abeba zu, während die Regierung zunehmend paranoider agiert. Was wahlweise als heroischer Akt oder als verzweifelte letzte Maßnahme zur Moralstärkung gesehen werden kann, porträtierte sich der äthiopische Präsident und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed in militärisch-maßgeschneiderter Ausrüstung und Radio als weiser Feldherr unweit der Stadt Kassagata in der Region Afar. Darin betonte er die hohe Bereitschaft und gute Moral der Armee, sprach jedoch auch von einer ausländischen Verschwörung gegen seine „pan-afrikanischen Ziele“ und den Staat. Unabhängigen Medien wurde es verboten, über den Krieg im Land zu berichten, was die Situation noch undurchschaubarer macht.

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Schwere Studentenproteste erschüttern das kurdische Irak

Im kurdischen Autonomiegebiet des Iraks herrscht seit einer halben Woche der Ausnahmezustand, nachdem aktuelle Demonstrationen weiter eskalieren. Ursprünglich konzentrierten sich die Proteste auf die Forderung, dass die vor sieben Jahren ausgesetzten Fördermittel und Stipendien der lokalen Regierung wiederhergestellt werden müssen, weshalb der Kern der Demonstranten aus Studenten besteht. Inzwischen aber ist die Situation derart eskaliert, dass sie sich zu allgemeinen Kundgebungen gegen Misswirtschaft, Korruption und politischen Stillstand entwickelt haben. Dabei schrecken beide Seiten nicht vor Gewalt zurück: Aufständische zündeten etliche Verwaltungsgebäude und andere Institutionen der Regierung an, während die Demonstrationen von lokalen Sicherheitsbehörden brutal niedergeschlagen und die unabhängige Berichterstattung behindert wird. Hinzu kommt noch ein brutaler Machtkampf innerhalb der herrschenden Regierungspartei, die bereits Tote forderte.

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Huthi-Gegenangriff auf Ölanlagen in Saudi-Arabien

Stolz verkündeten die jemenitischen Houthi-Rebellen, offiziell unter ihrem Namen „Ansar Allah“ bekannt, am vergangenen Samstag eine Abschreckungsoperation gegen Saudi-Arabien, welches aufgrund ihrer Militärinvention zugunsten der Regierung im jemenitischen Bürgerkrieg vor sechs Jahren zu den größten Widersachern der Houthis zählt. Demnach haben die schiitischen Aufständischen etliche militärische und wirtschaftliche Ziele im ganzen nördlichen Nachbarland mithilfe von Drohnen angegriffen, darunter mehrere militärische Anlagen, Flughäfen und Erdöl-Raffinerien. Demnach handelt es sich bei diesem Schritt um einen Vergeltungsakt, nachdem wenige Stunden zuvor Saudi-Arabien ihre Luftangriffe gegen die Houthi-Rebellen im Jemen intensivierten und dabei Dutzende Kämpfer töteten.

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Aserbaidschan attackiert Armenien

Mit der Niederlage Armeniens im 44-tägigen Krieg um Bergkarabach gegen Aserbaidschan wurden die Karten im Südkaukasus neu gemischt: Mit dem partiellen Verlust der umkämpften Region wurden die Grenzverläufe neu gezogen, die beiden Nachbarstaaten teilen nun eine größere gemeinsame Grenze, die in Teilen noch nicht eindeutig befestigt und markiert wurde. Eine Gelegenheit, die sich Aserbaidschan bereits mehrmals zu Nutzen machte, um neue Gebiete auf armenischen Staatsgebiet zu erobern und damit die Abwehrfähigkeiten der christlichen Nation und der russischen Armee zu testen, welche als Grenzsoldaten den Frieden zwischen den beiden Ländern wahren sollen. Am vergangenen Dienstag war es wieder soweit, aserbaidschanische Truppenverbände marschierten in der Provinz Syunik ein und konnten dabei Gebiete besetzen, welche sie unter russischer Vermittlung kurz darauf wieder aufgeben mussten. Dabei kam es zum Einsatz von schwerem Kriegsgerät, beide Seiten vermelden erhebliche Verluste.

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Huthi-Rebellen rücken weiter vor

Vor zwei Jahren einigten sich alle Kontrahenten im jemenitischen Konflikt auf einen vorübergehenden Friedensvertrag, das sogenannte Stockholm-Abkommen sollte das Leiden der Bevölkerung mindern und mithilfe der UN und einer demilitarisierten Zone an der Hafenstadt al-Hudaydah einen Korridor für Lebensmittel erschaffen, aber auch im ganzen Land die Waffen ruhen lassen. Während letzterer Wille bereits früh wieder Abschied nahm, unter anderem in der nordjemenitischen Provinz Marib, wo die schiitisch-zaidischen Houthi-Rebellen neue Erfolge feiern und von drei Seiten auf die Stadttore angerückt sind, hielt der brüchige Friede in al-Hudaydah – bis jetzt. Nach dem Rückzug regierungsfreundlicher Kräfte und der Vereinigten Arabischen Emirate aus dem Gebiet starteten die Houthis, offiziell bekannt als Ansar Allah, eine Gegenoffensive und konnten die Frontlinien nahezu auf das Jahr 2018 zurückdrehen. Die Schlacht um al-Hudaydah ist damit entschieden.

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VAE setzt großes Zeichen mit erstem Staatstreffen in Syrien

Die seit zehn Jahren andauernde Isolation der syrischen Regierung auf der internationale Ebene scheint zunehmend zu bröckeln: Am Dienstag traf sich überraschend der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate mit dem syrischen Präsidenten, um die Kooperation und langsame Annäherung zwischen den zwei Ländern zu betonen. Nachdem bereits die Botschaft der VAE vor einem Jahr in Damaskus wiedereröffnet wurde, nutzen die Golfstaaten das Land als Wegbereiter für eine potentielle Zusammenarbeit in Hinsicht auf die geopolitische Situation im Nahen Osten, einen Tag später kam es zu einem weiteren Staatsbesuch durch den Bahrain. Anders ausgedrückt würde dies eine gemeinsame Allianz gegen die Türkei und damit verbundene Muslimbruderschaft bedeuten, während der Einfluss des Irans eingeschränkt werden soll. Während westliche Regierungen den Schritt kritisieren, handelt es sich dabei um das realpolitische Eingeständnis, dass die syrische Regierung als „Gewinner“ aus dem syrischen Bürgerkrieg hervorgeht.

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Drohnenattentat auf irakischen Premierminister

In der Nacht zum Sonntag kam es in der irakischen Hauptstadt Bagdad zu brutalen Zusammenstößen zwischen den nationalen Sicherheitskräften und unbekannten Tätern, dessen Höhepunkt in einem Drohnenangriff auf den irakischen Premierminister Mustafa al-Kadhimi in seinem Wohnhaus fand, die ihn und zehn weitere Menschen leicht verletzte. In einem wenig später veröffentlichten Fernsehauftritt von al-Kahdimi rief er zur Ruhe und Zurückhaltung auf, erklärte aber zugleich den Ausnahmezustand im Land. Noch kurz zuvor drohten diverse schiitische Milizen mit Racheangriffen auf ihn, da er seit Amtsantritt als irakischer Nationalist agiert und dabei die Rechte und Befugnisse ebendieser Gruppierung beschneidet, welches in Kombination mit der Niederlage schiitischer Bündnisse bei den letzten Parlamentswahlen an Einfluss verlieren. Damit tritt der Kampf um Einfluss zwischen den USA, Iran und Nationalisten öffentlich hervor, der nun wohl eine neue Phase starten wird. Möglicherweise ist eine oft vergessene Gruppe aber der wahre Täter.

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An der Grenze zum Kollaps

Was eigentlich eine kurze, dreiwöchige Militäroperation im Norden Äthiopiens sein sollte, könnte sich nun als der finale Sargnagel des ostafrikanischen Staates herausstellen: Seit über einem Jahr bekämpfen sich die äthiopische Zentralregierung und die ethnische Minderheit der Tigray in der gleichnamigen Provinz im Norden, der Ausgang der Gefechte für lange Zeit ungewiss und von einem ständigen Hin und Her geprägt. Mit den Erfolgen der letzten Monate, unter anderem die Vernichtung einer groß angekündigten Armeeoffensive, die kürzliche Eroberung der über 600.000 Einwohner zählenden Stadt Dessie in der Amhara-Region und der Entstehung einer Landverbindung mit anderen regierungsfeindlichen, separatistischen Gruppen, befindet man sich nur noch rund 200 Kilometer (von anfänglichen 500) von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, wo derzeit blanke Panik herrscht: Mitglieder der Tigray- und Oromo-Minderheit werden als Spione gebrandmarkt und getötet, während mit der Ausrufung des Ausnahmezustands die Bevölkerung bewaffnet werden soll. Was lange Zeit als potentielle Großmacht in der Region gehalten wurde, droht nun in sich selbst zu implodieren.

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