US-Militärbasis in Syrien mit Drohnen angegriffen

Gewöhnlich ist es ruhig bei der letzten amerikanischen Militärbasis im Süden Syriens, inmitten der mehrere Länder umfassenden Wüste und unweit der syrisch-irakischen Grenze. Doch am letzten Mittwoch kam es erstmals seit Jahren starrer Frontenverläufe zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Unterstützern der syrischen Regierung und amerikanischen Spezialeinheiten: Mehrere Drohnen und Raketen sollen den militärischen Außenposten beim Grenzübergang al-Tanf angegriffen und dabei den Ort schwer beschädigt haben, wie mehrere später veröffentlichte Bilder beweisen. Trotzdem soll es zu keinen Verletzten oder Getöteten gekommen sein, dennoch handelt es sich bei diesen wohl in Zukunft öfter auftretenden Nadelstichen um eine wirksame Botschaft: Die syrische Regierung und verbündete Nationen nehmen es nicht mehr länger hin, dass die USA einen wichtigen Grenzübergang zwischen Syrien und dem Irak blockieren.

Ziel der Angriffe war die US-Militärbasis direkt neben der Siedlung al-Tanf, welche von einigen wenigen lokal-syrischen Kräften, der sogenannten „Maghawir al-Thawra“ mitbenutzt wird. Zudem waren in der Vergangenheit ebenfalls norwegische und britische Truppen vor Ort stationiert, welche aber vor Jahren sich bereits über dem angrenzenden Jordanien zurückgezogen haben sollen. Bei der Attacke durch eine unbekannte Anzahl an Raketen und Kamikazedrohnen wurden mehrere Gebäude und Plätze schwer beschädigt, nähere Details sind jedoch nicht öffentlich.

Direkter Anlass für diese Aktion waren die zuletzt anhaltenden israelischen Luftschläge auf pro-iranische Milizen wie z.B. Kataib Hisbollah im Osten Syriens, die dort eine relevante Präsenz aufgebaut haben. Israel nutzt für Angriffe dort den Luftraum von Jordanien und al-Tanf, wodurch immer wieder rege Kritik entsteht. Wegen dieser Umstände und den Einsatz von Drohnen gelten auch diese Gruppierungen als wahrscheinlichste Täter, auch da sie in den Jahren vor der Errichtung einer US-Basis in al-Tanf in der Region aktiv waren und heute jederzeit bereit stehen sollen, die kleine Exklave in der Wüste zu übernehmen. Nichtsdestotrotz ist es der mögliche Startschuss für mehr kommende Angriffe auf al-Tanf in der Hoffnung, die jahrelange Besetzung des Grenzüberganges unattraktiv zu machen.

Der syrisch-irakische Grenzübergang al-Tanf und ein etwa 55 Quadratkilometer große Zone um den Ort befinden sich seit knapp fünf Jahren fest unter der Kontrolle amerikanischer Truppen, ihrer Stellvertretergruppen unter der Obhut von Maghawir al-Thawra und weiterer westlichen Spezialeinheiten wie jenen aus Norwegen und Großbritannien. Die USA legitimiert ihren Einsatz in al-Tanf mit dem Argument, dort gegen den Islamischen Staat vorzugehen und somit ein „Wiedererstarken“ zu verhindern. Da der IS aber seit Jahren dort offiziell keine Präsenz mehr besitzt, ist das primäre Ziel die Verhinderung einer Landverbindung zwischen Syrien und dem Irak, welche beide wiederum Bestandteil des schiitischen Halbmondes zwischen dem Iran und dem Libanon sind.

Die syrische und irakische Armee teilen sich zwei eine weitere Landverbindung bei Abu Kamal im Osten Syriens, jedoch ist der Weg bisher zu unsicher und weiterhin geschlossen. Außerdem befindet sich in der Sperrzone das al-Rukhban-Flüchtlingslager, in dem bis zu 50.000 Syrer vor dem Konflikt geflohen sind und unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt sind, da sie die Region nicht verlassen dürfen. Im Camp selber starben zeitweise Dutzende Kinder anhand fehlender Nahrungs- und sauberer Wasserversorgung, zudem rekrutiert der Islamische Staat dort immer wieder neue Anhänger. Erst nach monatelangen Diskussionen erlaubte die USA einen UN-Hilfskonvoi vor Ort, was die Situation zumindest vorübergehend besserte.

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