Daraa final unter Regierungskontrolle

Endlich scheint eine finale Lösung für den vor zwei Monaten erneut ausgebrochenen Konflikt zwischen syrischer Regierung und ehemaligen Rebellen sich anzubahnen, nachdem Hunderte Aufständische im sogenannten „Geburtsort der Revolution“, die südsyrische Großstadt Daraa, kapitulierten und beide Seiten sich diplomatisch einigen konnten. Die Situation in der gleichnamigen Provinz war zuletzt von schweren Konflikten geprägt, nachdem Ex-Rebellen Stellungen und Checkpoints der syrischen Streitkräfte attackierten und dabei Dutzende töteten oder gefangen nahmen. Die Regierung wiederum pochte auf eine militärische Lösung in der Frage, welcher aber nach ständigem Hin und Her und mehreren gebrochenen Verträgen durch russische Diplomatie verhindert werden konnte.

Es ist eigentlich nicht das erste Mal, dass beide Seiten einen neuen Friedensvertrag und damit ein jähes Ende der Gefechte verkündeten. Jedoch scheint es diesmal final zu sein: 900 Kämpfer akzeptierten die Generalamnestie der syrischen Regierung oder klärten sich dazu bereit, in die letzte noch von Islamisten kontrollierte Provinz Idlib transportiert zu werden. Zudem wurden zahlreiche Waffen- und Munitionslager öffentlich gemacht, die Funde entsprechend konfisziert.

Bisheriges Problem bei den Verhandlungen waren fehlende Führungsstrukturen auf Seiten der Opposition, zudem gab es auf beiden Seiten Kräfte die eine militärische Lösung bevorzugten, weshalb es auch immer wieder zu kleinen Auseinandersetzungen und Scharmützeln kamen, die aber selten weniger als einen Tag andauerten und die Fraktionen wieder an den Verhandlungstisch zwangen. Die ehemals von den Rebellen gehaltenen Gebiete in der südlichen Hälfte von Daraa werden zunächst an russische Militärpolizisten und Milizen verschiedener Stämme übergeben, bis sie dann nach einiger Zeit offiziell in das Regierungsterritorium integriert werden.

Während der Osten Südsyriens eine „reguläre Kapitulation“ akzeptieren musste (sprich: Generalamnestie für alle Kämpfer, Freiwillige können nach Idlib transportiert werden und die Regierung kehrt als Administrator zurück), sah es westlich von Daraa wesentlich besser für die Opposition aus: Auf Intervention Russlands konnte man einen sehr großzügigen Frieden schließen. Die Regierung wird zunächst nur rudimentär in die Region zurückkehren, Ex-Rebellen werden weiterhin die Verwaltung der Gebiete übernehmen und können sogar weiterhin ihre Waffen behalten. Ebenso wird die syrische Armee nicht zurückkehren, lediglich die russische Militärpolizei wird sporadisch Patrouillen fahren. Wie man heute weiß, war diese zugesprochene Autonomie verheerend für die gesamte Region.

Denn seit Jahren dauert der Konflikt zwischen Ex-Rebellen, die sich teils eigenständig und teils unter der russischen Schirmherrschaft innerhalb des „5. Korps“ organisieren, und dem syrischem Militär an. Aufständische sorgen regelmäßig für Attentate und Angriffe auf isolierte Kontrollpunkte oder Militärkonvois, meist kann der Eingriff Russlands schlimmeres verhindern. Langsam aber endet auch die Geduld der russischen Präsenz im Land, denn die ehemaligen Rebellen verschaffen sich selbst immer mehr Autonomie, rekrutieren eigenhändig Kämpfer und handeln mit Waffen. Mit dieser Zuspitzung ist selbst Russland unzufrieden, die bisher ihre schützende Hand über sie gelegt hatten.

Dara’a gilt als  der Geburtsort der „Revolution“ und versteht sich damit auch als Hochburg des Widerstandes gegen die syrische Regierung, während andere Landesteile fest unter Regierungskontrolle stehen und es dort fast nie zum erwähnenswerten Widerstand kommt. Der wohl primäre Grund des Aufstandes ist neben der regulären Unzufriedenheit aber in den Friedensverhandlungen zu finden, die nach der erfolgreichen Offensive der syrischen Armee durchgeführt wurden um weiteres Blutvergießen aus dieser für die Opposition aussichtslosen Situation zu vermeiden. Diese Operation spaltete das Territorium der Aufständischen in zwei Teile: Einen völlig umkreisten Ostteil rund um Dara’a und weiter westlich die Provinz Quneitra, die bisher nahezu unberührt von den Gefechten war und zumindest teilweise von Israel unterstützt wurden.

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