Hisbollah feuert Raketen auf Israel

Die Situation im libanesisch-israelischen Grenzgebiet besitzt seit Freitag ein neues Eskalationspotential, nachdem sich die schiitische Großorganisation Hisbollah zu den jüngsten Raketenangriffen auf die zu Syrien gehörenden, aber faktisch von Israel kontrollierten Golanhöhen bekannte, welche eine Reaktion zu den intensivierten Artillerieschlägen der israelischen Armee auf den südlichen Libanon darstellen. Am Mittwoch starteten unbekannte Täter mehrere Raketen auf eine israelische Siedlung nahe der libanesischen Grenze, woraufhin Israel mit einem großangelegten Artillerieangriff auf die gesamte Grenzregion antwortete. Darauf folgte nun die Intervention der Hisbollah, nachdem es zwei Tage in Folge zu israelischen Luft- und Artillerieschlägen kam. Ein Ende des Konfliktes ist nicht in Sicht.

Am Freitag Morgen startete die schiitische Hisbollah diversen Angaben zufolge bis zu 20 Raketen auf die nördliche Hälfte der Golanhöhen, wovon rund die Hälfte vom israelischen Abwehrsystem eliminiert wurden. Der von der Hisbollah genutzte Mehrfachraketenwerfer, welcher auf einem regulären Pick-Up montiert war, konnte kurz darauf in der Ortschaft Hasbaya vom libanesischen Militär gefunden und konfisziert werden. Die eingesetzten Projektile sollen in Israel keine nennenswerte Schäden verursacht haben. Vielmehr steckt hinter der erfolgreichen Operation wohl der Versuch der Hisbollah, sich einerseits als „Verteidigerin“ des Libanons nach den letzten israelischen Angriffen zu inszenieren und zugleich ein Abschreckungswirkung gegenüber dem südlichen Nachbarland aufzubauen. Außerdem nutzt die schiitische Miliz das vielfach von Israel genutzte „Recht auf Vergeltung“ für sich selbst und offenbart, einen Konflikt mit dem israelischen Militär nicht zu scheuen.

Bisher reagierte Israel nur mit vereinzelten Artilleriebeschuss auf vermutete Militärpositionen in den libanesischen Shebaa-Farmen, dabei wird man es sich sicherlich nicht belassen. Stattdessen ist von einer wesentlich größeren Reaktion zu rechnen, die wohl in den kommenden Stunden und Tagen anlaufen und letzten Endes die Eskalationsspirale zwischen den beiden Seiten noch weiter befeuern wird. Die Vorfälle begannen am Mittwoch, als zwei Raketen von unbekannten Tätern unweit der israelischen Siedlung Kiryat Shmona niedergingen und ein Brand verursachten. Als Reaktion darauf startete Israel dem eigenen Verteidigungsministerium zufolge entlang der gesamten Grenze Gegenangriffe mit Artillerie, die sich am Folgetag auch auf Luftangriffe ausweiteten. Diese Eskalation wurde von der Hisbollah als Anlass genutzt, eigene Raketenschläge durchzuführen.

Während Konflikte zwischen den israelischen Anrainerstaaten nichts unübliches sind, stellen Zwischenfälle an der libanesischen Grenze inzwischen eher eine Seltenheit dar. Zuletzt kam es bei der letzten großen Auseinandersetzung zwischen dem israelischen Militär und den Milizen des Gazastreifens zu Solidaritätsbekundungen aus dem Libanon, welche das Zuhause Zehntausender Palästinenser darstellt. Aufgrund dessen kam es vereinzelt zu Raketen- und Granatenangriffen auf israelische Positionen im Grenzgebiet, die aber keine nennenswerten Schäden verursacht haben sollen. Die Hisbollah als größter (libanesischer) Rivale Israels hielt sich damals zurück, auch wenn es immer wieder zu gegenseitigen Plänkeleien kommt, die nun ihren neuesten Höhepunkt finden.

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