
Der seit über zwei Jahren andauernde geheime und in erster Linie auf hoher See ausgetragene Krieg zwischen Israel und dem Iran wurde in den letzten Tagen erneut angeheizt. Vor zwei Wochen wurde ein Frachtschiff unter israelischer Flagge im Persischen Golf mit einer unbekannten Anzahl an Raketen angegriffen, während vor zwei Tagen ein iranischer Tanker vor der syrischen Küste mit Drohnen attackiert wurde, welcher Eine der letzten Versorgungsmöglichkeiten für die sanktionierte syrische Regierung darstellt, dessen Bevölkerung schwer unter den sogenannten „Ceasar-Sanktionen“ der USA leidet. In dieser Eskalationsspirale scheint kein Ende in Sicht zu sein. Damit reihen sich die Vorfälle in die zunehmend länger werdende Liste von Sabotageakten auf iranische und israelische Schiffe im Nahen Osten ein. Zuletzt wurde im Februar ein israelisches Frachtschiff im Arabischen Meer durch mehrere Projektile getroffen, die schwere Schäden verursacht haben.
Vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate wurde das in israelischem Besitz befindliche Frachtschiff „Hyperion Ray“ von einer unbekannten Anzahl an Raketen angegriffen, die nur leichten Schaden verursacht haben sollen. Damit folgt der Fall dem altbekannten Muster israelisch-iranischer Sabotageversuche in der Region, so wie bereits in der Vergangenheit unweit der VAE mehrere Schiffe von Raketen attackiert wurden. Insgesamt ist es das zweite Schiff dieses israelischen Unternehmens, welches angegriffen wurde. Vermutlich stehen die iranischen Revolutionsgarden dahinter, welche eine gewisse Form der „asymmetrischen Guerilla-Seekriegsführung“ betreiben. Auch ist ein möglicher Angriff vom Land aus möglich, jedoch wäre dies wesentlich schwieriger gewesen.
Das letzte große Ereignis war dann vor zwei Tagen, als Anwohner an der syrischen Küste ein Brennen auf einem iranischen Tankerschiff entdeckt haben. Das Feuer tötete drei Mitglieder der Besatzung ehe des gelöscht werden konnte. Später veröffentlichte Bilder bestätigen diverse Schäden am Schiff, die militärischen Kreisen zufolge Angriffsdrohnen zugeschrieben werden, über die wiederum Israel verfügt und bereits in der Vergangenheit mehrfach iranische Schiffe in der Region angegriffen hat. Es wäre dennoch der erste Einsatz von Drohnen, zumindest bei den bekannten Fällen. Die israelische Regierung selber gab keine Stellungnahme zu dem Vorfall bekannt.
Die iranische Regierung ist eine der letzten Staaten, die noch auf größerer Ebene Handel mit Syrien betreiben, weswegen die Seehandelsroute zwischen den beiden Ländern unentbehrlich ist. Insbesondere Öl und Gas sind für die reguläre Bevölkerung nur auf diesem Wege zu bekommen, weshalb die Ankunft von iranischen Tankern sehnsüchtig erwartet wird und die jeweiligen Preise in Syrien dementsprechend sich entspannen. Damit handelt es sich also um ein lukratives Ziel, um die syrische Regierung weiter zu schwächen bzw. schwach zu halten, worunter aber in erster Linie die Bevölkerung leidet. Eigentlich einigten sich Russland, Syrien und der Iran auf gemeinsame Patrouillen und Konvois, um vor genau solchen Vorfällen zu schützen. Jedoch ist das genaue Ausmaß der Kooperation unbekannt und Russland zieht auf diesem Vorfall bezogen gute Beziehungen zu Israel jenen zum Iran vor.

US-internen Berichten zufolge soll das israelische Militär seit 2019 Maßnahmen gestartet haben, die sich explizit gegen die iranischen Frachter und Schiffe im Mittelmeer und Roten Meer richten, unter anderem durch den Einsatz von Raketen oder Seeminen. Insgesamt wurden über den Zeitraum von über zwei Jahren zwölf Schiffe unter iranischer Flagge attackiert. Angeblich soll es sich dabei um eine Maßnahme gegen den „vom Iran finanzierten Terrorismus“ handeln, die über den Seeweg nicht nur Rohstoffe an ihren Verbündeten liefern, sondern auch Waffen an die Hisbollah oder andere Verbündete. Faktisch jedoch bedeutet es vor allem die Sanktionierung der syrischen Regierung und der Millionen Syrer, die unter ihr leben. Die unter anderem bereits durch US-Sanktionen hervorgebrachte Wirtschaftskrise und Inflation wird weiter befeuert, indem der Zugang zu Öl als Treibstoff oder Heizmaterial erschwert wird.
Rückwirkend können dadurch viele Ereignisse erklärt werden, die den Konflikt zwischen Iran und Israel auf hoher See als Hintergrund haben. Beispielsweise kam es im Februar zu einer schweren Ölpest an der israelischen Mittelmeerküste, die einen 160 Kilometer langen Küstenabschnitt verschmutzte und hunderte Tiere tötete. Das israelische Verteidigungsministerium beschuldigte einen iranischen Frachter, welcher sich nach Syrien begab, diese Umweltkatastrophe absichtlich als Form eines „Öko-Terrorismus“ verursacht zu haben. Im Juli 2019 gab es einen mysteriösen Vorfall vor der syrischen Küste, als mehrere Öl-Pipelines explodierten und auch dort schwere wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachten. Bereits früh berichtete die Regierung von einem gezielten Sabotageakt, welcher durch Haftminen und Taucher durchgeführt wurde. Eine Liste von ähnlichen Fällen ließe sich weiterführen, so gab es beispielsweise im Oktober 2019 einen zweifachen Raketenangriff auf einen iranischen Öltanker vor der jemenitischen Küste oder Mitte 2020 einen unbekannten Angriff auf ein iranisches Frachtschiff im Mittelmeer.
Offiziell bekennt sich Israel nicht zu derartigen Aktionen gegen den Iran, jedoch attackiert die israelische Luftwaffe in Syrien regelmäßig verschiedenste Ziele im Zusammenhang mit dem iranischen oder syrischen Militär, wozu sie aber nur selten wiederum Stellung beziehen. Die neuesten Offenbarungen enthüllen eine neue Dimension israelischer Bemühungen, den Iran langfristig zu schwächen und den Einfluss der Islamischen Republik in der Region zu mindern. Rückendeckung erhält Israel dabei von der amerikanischen Administration unter dem neuen Präsident Joe Biden, welcher wieder aktiver und aggressiver in den Konfliktherden des Nahen Ostens agiert, wie man zuletzt nach den US-Luftschlägen in Ostsyrien beobachten konnte.
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