Iranisches Schiff im Roten Meer mit Haftminen angegriffen

Der seit zwei Jahren andauernde geheime Seekrieg zwischen dem Iran und Israel geht unverändert weiter, wie der neueste Angriff auf ein iranisches Schiff im Roten Meer am Dienstag beweist. Das vor der jemenitischen Küste liegende Boot mit dem Namen „Saviz“ ist offiziellen Angaben zufolge ein reguläres Frachtschiff, jedoch melden westliche und israelische Kreise regelmäßig, dass es sich hierbei um das „Mutterschiff“ iranischer Spionage- und Militäraktionen handelt, welches von den Revolutionsgarden gesteuert wird und einen wichtigen Teil zur Unterstützung der Houthi-Rebellen im Jemen darstellt. Der bisher nicht genauer bekannte Schaden am Rumpf des Schiffes soll durch Haftminen verursacht worden sein, was also ein aktiver Angriff auf die iranische Flotte darstellen würde. Damit reiht sich der Vorfall in die zunehmend länger werdende Liste von Sabotageakten auf iranische und israelische Schiffe im Nahen Osten ein. Zuletzt wurde im Februar ein israelisches Frachtschiff im Arabischen Meer durch mehrere Projektile getroffen, die schwere Schäden verursacht haben.

Wenig ist über den Vorfall bisher erkennt, auch da Israel bisher keine Stellung zu diesem Vorfall bezog. Die Bedeutung der Saviz wird regelmäßig verschieden interpretiert, klar ist nur, dass das Schiff seit etwa drei Jahren an der Meeresstraße Bab al-Mandab aktiv ist und wahlweise als Frachtschiff oder als iranische Plattform zur Bekämpfung von Piraten in der Region dient. Das Schiff selber besitzt noch mehrere Schnellboote, die letzteren Zweck ausführen sollen. Jedoch gibt es immer wieder Meldungen, dass das Schiff eigentlich geheimer Sabotageaktionen der iranischen Revolutionsgarden dient, die damit das Rote Meer effektiv überwachen kann. Beweise dafür existieren jedoch nicht, zudem wurden bei den regelmäßigen Angriffsoperationen zwischen Iran und Israel auch kein Halt vor zivilen/kommerziellen Frachtern Halt gemacht.

US-internen Berichten zufolge soll das israelische Militär seit 2019 Maßnahmen gestartet haben, die sich explizit gegen die iranischen Frachter und Schiffe im Mittelmeer und Roten Meer richten, unter anderem durch den Einsatz von Raketen oder Seeminen. Insgesamt wurden über den Zeitraum von über zwei Jahren zwölf Schiffe unter iranischer Flagge attackiert. Angeblich soll es sich dabei um eine Maßnahme gegen den „vom Iran finanzierten Terrorismus“ handeln, die über den Seeweg nicht nur Rohstoffe an ihren Verbündeten liefern, sondern auch Waffen an die Hisbollah oder andere Verbündete. Faktisch jedoch bedeutet es vor allem die Sanktionierung der syrischen Regierung und der Millionen Syrer, die unter ihr leben. Die unter anderem bereits durch US-Sanktionen hervorgebrachte Wirtschaftskrise und Inflation wird weiter befeuert, indem der Zugang zu Öl als Treibstoff oder Heizmaterial erschwert wird.

Rückwirkend können dadurch viele Ereignisse erklärt werden, die den Konflikt zwischen Iran und Israel auf hoher See als Hintergrund haben. Beispielsweise kam es im Februar zu einer schweren Ölpest an der israelischen Mittelmeerküste, die einen 160 Kilometer langen Küstenabschnitt verschmutzte und hunderte Tiere tötete. Das israelische Verteidigungsministerium beschuldigte einen iranischen Frachter, welcher sich nach Syrien begab, diese Umweltkatastrophe absichtlich als Form eines „Öko-Terrorismus“ verursacht zu haben. Im Juli 2019 gab es einen mysteriösen Vorfall vor der syrischen Küste, als mehrere Öl-Pipelines explodierten und auch dort schwere wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachten. Bereits früh berichtete die Regierung von einem gezielten Sabotageakt, welcher durch Haftminen und Taucher durchgeführt wurde. Eine Liste von ähnlichen Fällen ließe sich weiterführen, so gab es beispielsweise im Oktober 2019 einen zweifachen Raketenangriff auf einen iranischen Öltanker vor der jemenitischen Küste oder Mitte 2020 einen unbekannten Angriff auf ein iranisches Frachtschiff im Mittelmeer.

Offiziell bekennt sich Israel nicht zu derartigen Aktionen gegen den Iran, jedoch attackiert die israelische Luftwaffe in Syrien regelmäßig verschiedenste Ziele im Zusammenhang mit dem iranischen oder syrischen Militär, wozu sie aber nur selten wiederum Stellung beziehen. Die neuesten Offenbarungen enthüllen eine neue Dimension israelischer Bemühungen, den Iran langfristig zu schwächen und den Einfluss der Islamischen Republik in der Region zu mindern. Rückendeckung erhält Israel dabei von der amerikanischen Administration unter dem neuen Präsident Joe Biden, welcher wieder aktiver und aggressiver in den Konfliktherden des Nahen Ostens agiert, wie man zuletzt nach den US-Luftschlägen in Ostsyrien beobachten konnte.

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