
Nach langer Pause nahmen die jemenitischen Houthi-Rebellen, offiziell unter dem Organisationsnamen „Ansar Allah“ bekannt, ihre direkten Drohnen- und Raketenangriffe auf Ziele innerhalb Saudi-Arabiens auf, die ein großes Sicherheitsrisiko für den Gegner im jemenitischen Konflikt darstellen. Als Ausdruck der schon länger nicht mehr geltenden Waffenruhe, die vor über einem Jahr in Stockholm ausgehandelt wurde, beteiligt sich Saudi-Arabien zunehmend wieder am Krieg, flog in den letzten Tagen vermehrt Luftangriffe zur Verteidigung der ostjemenitischen Stadt Marib, welche derzeit Ziel einer Houthi-Militäroffensive ist. Ein Großteil der eingesetzten Raketen konnten von den saudi-amerikanischen Luftabwehrsystemen zerstört werden, jedoch trafen einige Projektile mehrere Gebäude in der Hauptstadt Riad. Auch andere Städte waren das Ziel einer groß angelegten Militäroperation, dem Pressesprecher der Houthis zufolge handelte es sich hierbei um eine „Abschreckungsoperation“, die das nördliche Nachbarland vor einer weiterhin bestehenden Beteiligung im Jemen warnen soll.
Wie der jemenitische Brigadegeneral Yahya al-Sari in einer offiziellen Pressemitteilung verkündet, wurden insgesamt bei der Operation 15 Angriffs- bzw. Kamikazedrohnen des Typs „Sammad-3“ und „Qasef-2K“ und eine Zulfaqar-Rakete verwendet, welche verschiedene Ziele in Saudi-Arabien anvisierten. Zu den erklärten Treffern gehört der Internationale Flughafen in der Stadt Abha und die Stadt Riad, wobei es keine näheren Details von den beabsichtigten Zielen gibt. Laut Saudi-Arabien konnten alle Angriffe erfolgreich abgewehrt werden und mehrere Videos beweisen zumindest, dass in der Hauptstadt die Luftabwehrsysteme aktiv waren. Die Überreste einer Rakete wurden auf einem Gebäudedach gefunden, unklar ist ob sie dabei detoniert oder abgeschossen wurde. Zumindest führten die koordinierten Angriffe dazu, dass der Luftverkehr über das südliche Saudi-Arabien gestoppt wurde, höchst wahrscheinlich war der Angriff auf Abha erfolgreich.
Einige vermuten, dass die Aktion eine Reaktion auf die letzten US-Angriffe auf eine irakisch-schiitische Miliz in Syrien war, insofern die Houthis vom Iran dazu „beauftragt/befehligt“ wurden. Es besteht aber auch die Chance, dass es als Abschreckung gegenüber weiteren Eingriffen Saudi-Arabiens im jemenitischen Bürgerkrieg dienen soll, da die Houthi-Rebellen derzeit eine Offensive auf die Stadt Marib gestartet haben, welche das Tor zu den Öl- und Gasressourcen des Landes öffnen würde. Die Verteidiger des Ortes können dabei auf die Unterstützung Saudi-Arabiens setzen, welche Luftangriffe in der Umgebung wiederaufgenommen haben.
Raketen- und Drohnenangriffe der Houthis auf die Infrastruktur Saudi-Arabiens sind nichts ungewöhnliches. Bereits in der Vergangenheit setzten die Houthis immer wieder Kampfdrohnen gegen feindliche Ziele ein, darunter befanden sich auch eine Aramco-Erdölraffinerie in der saudi-arabischen Provinz Jizan oder bei Riad. Die meisten Angriffe beschränken sich aber auf die Grenzregion, Bombardierungen von einer Entfernung sind bisher sehr selten gewesen, dort wurden bevorzugt Raketen genutzt. Auch wurde der Internationale Khalid-Flughafen der Vereinigten Arabischen Emirate im vergangenen Jahr mithilfe einer Drohne attackiert, ein Jahr später wurden Kameraaufnahmen veröffentlicht, welche die Zerstörung mehrerer LKWs auf dem Flughafengelände zeigt. Die „Drohnenflotte“ der jemenitischen Aufständische entwickelt sich zunehmend zur gefährlichsten Waffe im Kampf gegen die Mitglieder der Arabischen Koalition im jemenitischen Konflikt, welche vor allem auf die Technologie des Irans und Chinas aufbauen kann, die Houthis als quasi-funktionierender Staat auch auf eigene Waffenprogramme zurückgreifen kann.