Jemenitische Exilregierung bei Rückkehr angegriffen

Eigentlich hätte es ein historischer Moment werden sollen, die Rückkehr der vom Präsidenten Mansour Hadi angeführten jemenitischen Regierung in ihr eigenes Land, nachdem sie durch die gewaltsamen Umsturz durch die zaidisch-schiitischen Houthi-Rebellen in den Süden fliehen und durch die prekäre Sicherheitssituation im gesamten Land daraufhin in das benachbarte Saudi-Arabien, dem wohl wichtigsten Verbündeten der Exilregierung, flohen. Zwar verblieben immer wieder einige Regierungsinstitutionen im Land. Stattdessen aber wurde die Rückkehr von jenem geprägt, was überhaupt der Grund für die Flucht war: Auf dem Flughafen der provisorischen Hauptstadt Aden detonierten mehrere Bomben, die bis zu 25 Menschen tötete und über 60 Weitere verletzte. Die Täter dafür sind unbekannt, jedoch ist es eine Erinnerung daran, wie wenig Macht die Exilregierung in Wirklichkeit innerhalb eines Landes, in der sie nicht mal vollständig die eigens ernannte Hauptstadt kontrollieren können.

Am vergangenem Mittwoch detonierten mehrere Bomben auf dem Gelände des Internationalen Flughafens von Aden, kurz nachdem das Regierungsflugzeug dort landete. Anlass hierfür war die Rückkehr der nach Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emirate geflohenen Regierung, welche vor kurzem in Folge von Verhandlungen zwischen südjemenitischen Separatisten und der Zentralregierung sich neu konstituierte und formierte. Veröffentlichte Videos zeigen, dass die Bomben zu dem Zeitpunkt explodierten, als viele der Kabinettsmitglieder gerade aus dem Flugzeug ausstiegen, was entsprechend dann zu einer Massenpanik führte. Kurz daraufhin wurden die Parlamentarier zum Mashriq-Präsidentenpalast in Sicherheit gebracht, wo aber ebenfalls eine Bombe explodierte. Der jemenitischen Armee zufolge konnten sie zudem einen Drohnenangriff auf den Palast erfolgreich abwehren. Neben staatlichen Bediensteten und Zivilisten waren auch internationale Mitarbeiter des Roten Kreuzes unter den Toten.

Aden ist immer wieder Schauplatz von Machtkämpfen zwischen den verschiedenen Fraktionen. Nahezu jährlich kommt es inzwischen zu Kämpfen zwischen Anhängern der Regierung und südjemenitischen Unabhängigkeitskämpfern. Beide Fraktionen besitzen in der Stadt entscheidenden Einfluss, den sie jeweils durchzusetzen zu versuchen, notfalls auch gewaltsam. Zuletzt kam es deswegen 2020 zu schweren Gefechten, die erst durch ausländische Diplomatie unterbunden werden konnten. Diese führten auch zu dem derzeitigen Versuchung, eine Kompromissregierung zu gründen. Innerhalb der Bevölkerung scheinen die Sympathien für die Separatisten stetig zu wachsen, da die kaum funktionsfähige und in Riad ansässige Exilregierung ihre Aufgaben kaum ernst nimmt und z.B. die Infrastruktur in einem desaströsen Zustand steht, in der es jährlich zu Überschwemmungen und Toten in Aden kommt, hinzu kommen ständige Stromausfälle. Zugleich war die Hafenstadt aber auch der Ort, an der das Vorrückten der Houthis im gesamten Land aufgehalten werden konnte, nachdem man mit der Unterstützung internationaler Verbündeter wie Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Gegenoffensive starten konnte.

Bisher bekannte sich niemand zu dem Vorfall. Saudi-Arabien wirft den Houthi-Rebellen vor, diesen Anschlag durchgeführt zu haben, dennoch existieren bisher keine Beweise für diese Behauptung. Die Houthis haben zwar ein Interesse an einem desaströsen „Comeback“ der Regierung, jedoch entspricht der Angriff nicht den typischen Taktiken der Houthis, welche wie vor einem Jahr bei einer großen Militärparade eher Kamikazedrohnen nutzen würden. In Aden präsent sind ebenso Schläferzellen von al-Qaida (AQAP) und des Islamischen Staates, welche immer wieder Terroranschläge verüben. Als dritte Fraktion sind auch südjemenitische Separatisten möglich, welche sich für ein unabhängiges Südjemen mit Aden als Hauptstadt einsetzen und die Rückkehr der jemenitischen Regierung entsprechend ein Dorn im Auge wäre. Sie kontrollieren zudem etwa die Hälfte von Aden und waren in den letzten Jahren immer wieder in Gefechten gegen die Exilregierung involviert, welche nur durch Verhandlungen durch internationalem Druck beendet werden konnten. Jedoch haben Separatisten bisher nicht derartige Angriffe durchgeführt, dementsprechend unwahrscheinlich scheinen sie als mögliche Täter.

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