Türkei verschifft syrische Islamisten nach Aserbaidschan

Es mehren sich die Gerüchte, dass die Türkei hunderte syrische Islamisten nach Aserbaidschan zur Kampfunterstützung gegen Armenien schicken will. Diversen Berichten zufolge errichtete die Türkei im Norden Syriens mehrere Rekrutierungsbüros, die händeringend Kämpfer für einen Einsatz in Aserbaidschan suchen, ohne nähere Details zu erklären. Die Türkei ist der traditionelle und engste Partner Aserbaidschans, welche zusammen in tiefer Feindschaft gegenüber Armenien stehen. Zudem kam es erst im Juli zu schweren Plänkeleien zwischen armenischen und aserbaidschanischen Streitkräften, wodurch auf beiden Seiten Tote gemeldet wurden. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Türkei syrische Söldner dafür einsetzt, ihre eigenen Interessen in Konfliktherden durchzusetzen. In Libyen sind bereits tausende Syrer aktiv, welche von der türkischen Armee ausgebildet und dorthin transportiert wurden.

Berichten zufolge wurden bisher 300 Mitglieder verschiedener pro-türkischer Milizen rekrutiert, welche bereits seit Jahren unter dem Einfluss der Türkei stehen. Demnach befinden sich Kämpfer von Sultan Murad, der Hamza-Division oder der Sham-Legion auf dem Weg nach Aserbaidschan. Demnach soll es sich dabei aber um Techniker, Dolmetscher oder Feldärzte handeln, sie also nicht an vorderster Front als „Kanonenfutter“ eingesetzt werden sollen. Das armenische Außenministerium sagte vor einer Woche, Kenntnis über diese Meldungen zu haben, ohne jedoch deren Wahrheitsgehalt zu kommentieren.

Parallel dazu verschärft sich die türkische Rhetorik gegenüber Armenien, nachdem es im Juli zu wochenlangen Gefechten an der gemeinsamen Grenze mit Aserbaidschan gekommen ist. Die militärische Kooperation zwischen der Türkei und Aserbaidschan hat sich in den Folgemonaten wesentlich vertieft, beispielsweise verkaufte die türkische Regierung mehrere Kampf- und Aufklärungsdrohnen an Baku. Auch findet momentan eine groß angelegte Trainingsoperation zwischen dem türkischen und aserbaidschanischen Militär an. Gerade in der letzten Woche hat sich die Situation wieder zugespitzt, nachdem angeblich eine armenische Drohne über den Luftraum von Aserbaidschan abgeschossen und mehrere Soldaten in der Region von Tavush getötet wurden.

Angebliches Foto soll die ersten Syrer auf ihrem Weg nach Aserbaidschan zeigen

Die Söldner werden in erster Linie im Norden Syrien aus den Reihen der sogenannten „Syrischen Nationalarmee“ (SNA) rekrutiert, welche von der Türkei als Milizenbündnis erschaffen wurde. Mithilfe jahrelangen Trainings, Waffenlieferungen und direkter Unterstützung halfen sie dabei, die Region von al-Bab vom Islamischen Staat und die Gebiete um Afrin und Tel Abyad von den Kurden zu erobern und zu ihrem eigenen Kernterritorium auszubauen. In diesen Gebieten können sie relativ frei regieren, insofern sie nicht den Herrschaftsanspruch der Türkei kritisieren. Die Kontrolle der SNA drückt sich in ausufernder Korruption, Anomie, Unterdrückung religiöser und kurdischer Minderheiten und ständigen Entführungen aus, welche dann von den Milizen wenig später für ein Lösegeld wieder befreit werden. Aufgrund dessen flohen Hunderttausende der ursprünglichen Einwohner aus der Region, während die Türkei sie durch syrische Flüchtlinge aus der Türkei ersetzt und damit einen demographischen Wandel hinweg einer kurdischen Mehrheit in der Grenzregion vorantreibt.

Der Einsatz syrischer Söldner in anderen Konfliktherden hat bei der Türkei inzwischen Konjunktur und wird zu einem integralen Bestandteil der Sicherheitspolitik. Die Türkei transportierte per Flugzeug Tausende Islamisten nach Libyen, wo sie die von der Türkei unterstützte westlibysche Einheitsregierung mit Mannstärke zum Sieg gegen die ostlibysche Tobruk-Regierung verhelfen. Gerade der libysche Konflikt ist von einem relativen Mangel an Truppenstärke geprägt, weshalb syrische Kämpfer ein wichtiger Faktor darstellen. Insbesondere bei der Schlacht um Tripolis waren sie für mehrere Frontabschnitte zuständig. Die Kämpfer erhalten im Gegenzug einen monatlichen Gehalt von etwa 2.000 US-Dollar, was für syrische Gehälter eine enorme Menge darstellt. Dennoch versuchten bereits vereinzelt Syrer, über den Umweg von Libyen nach Europa zu fliehen.

13 Kommentare zu „Türkei verschifft syrische Islamisten nach Aserbaidschan“

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