In einer überraschenden Entwicklung konnten südjemenitische Separatisten die Insel bzw. Inselgruppe Socotra südlich des Jemens von Anhängern und Soldaten der jemenitischen Exilregierung unter dem Präsidenten Mansour Hadi erobern und damit die bisher am meisten vom Bürgerkrieg verschonte Region unter ihre Kontrolle bringen, nachdem es bereits im Mai zu ersten Zusammenstößen und einer kurzweiligen Waffenruhe kam. Während ein Großteil der dortigen Bevölkerung ein unabhängiges Südjemen unterstützt, verbergen sich auch andere Interessen hinter dieser Entwicklung: Die mit den Separatisten verbündeten Vereinigten Arabischen Emirate versuchen schon seit Jahren, die strategisch und wirtschaftlich günstig gelegene Insel in ihren eigenes Staatgebilde zu integrieren.
Im Mai desertierten einige Kämpfer und Anhänger der Hadi-Regierung über und bildeten auf der Insel Socotra eigene Milizen, die innerhalb des Dachverbandes der „Southern Resistance“ organisiert sind. Da dieser Schritt von den jemenitischen Streitkräften nicht akzeptiert werden konnte, brachen im Norden der Insel schwere Gefechte aus, auch nachdem die Separatisten versuchten, die größte Stadt auf Socotra, Hadiboh, zu erobern. Erst durch die diplomatische Intervention Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate konnte weiteres Blutvergießen verhindert und eine Waffenruhe geschlossen werden. Diese wurde nun aber scheinbar wieder gebrochen.
Innerhalb weniger Stunden konnten die Separatisten die gesamte Insel unter ihre Kontrolle bringen und nach nur kurzweiligen und unblutigen Gefechten die Armeeeinheiten nach Verhandlungen vertreiben. Die Hadi-Regierung werfen Saudi-Arabien deswegen Verrat vor, da sie nicht die durch sie aufgezwungene Waffenruhe auch weiterhin einhalten konnten. Der „südjemenitische Übergangsrat“ hingegen betonte nach der Eroberung von Hadiboh, dass man sämtliche Elemente der muslimischen Bruderschaft von Socotra vertrieben hat. Es ist unklar, ob sich diese Vereinbarung langfristig halten wird, auch, da ausländische Mächte ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.
Hier hegen die Vereinigten Arabischen Emirate in diesem Falle ihre eigenen Pläne. Denn Socotra ist ein integraler Bestandteil der emiratischen Expansion in der Region, vor zwei Jahren versuchten sie bereits erfolglos, die Socotra-Insel militärisch zu besetzen. Die VAE wollten aus der Insel zugleich eine ständige Militärbasis errichten und daraus ein beliebtes Touristenziel entwickeln lassen. Besonders seine Lage macht es auch für den internationalen maritimen Handel äußerst lukrativ, das erdölreiche und exportorientierte Land wäre an einer Annexion der Insel dementsprechend interessiert. Tatsächlich versuchte das Land bereits seit seiner Intervention im Jahre 2015 die Herzen der rund 60.000 Einwohner zu gewinnen, so dass man vielen Bürgern eine kostenlose Reise nach Abu Dhabi anbot oder spezielle Arbeitserlaubnisse für die Vereinigten Arabischen Emirate ausgab. Letztendlich aber scheiterte eine vollständige Annexion an dem Protest der Bevölkerung und daraus resultierten Verhandlungen mit Saudi-Arabien.
1990 vereinigte sich die Demokratische Volksrepublik Jemen (Südjemen) und Jemenitische Arabische Republik (Nordjemen) zur heutigen Republik Jemen. Dies geschah in erster Linie unter der Führung des Präsidenten von Nordjemen Ali Abdullah Saleh, weshalb bis heute die politischen Eliten aus dem Norden stammen oder zumindest Verbindungen zu ihnen aufweist. Die Vereinigung geschah zu Beginn unter der Hoffnung, auch zwei relativ verschiedene Länder, deren Kulturen, Ressourcen und Menschen zu vereinen. Doch bald kam es zur Ernüchterung, der Süden fühlte sich hintergangen, negiert und ausgebeutet und es kam 1994 zum Bürgerkrieg. Südjemen verlor jedoch den Konflikt und alle Hoffnungen auf ein föderalistisches System wurden aufgegeben. 2007 gab es zuletzt eine größere Unabhängigkeitsbewegung des Südens, die Hirak-Bewegung die kurz darauf brutal von der Saleh-Regierung niedergeschlagen wurde. Seitdem gab es immer wieder kleinere Proteste, letzten Endes führte aber die Kriegssituation und Entlassung von al-Zubaidi aber erst zur größeren Massenbewegung in Aden, die sich seitdem über den ganzen Süden ausbreitete und dank der Unterstützung der VAE auch eine größeres Milizenbündnis aufstellen konnte.