Iran gibt versehentlichen Abschuss zu

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Drei Tage nach dem Absturz eines ukrainisches Passagierflugzeuges räumte die iranische Regierung bzw. das zuständige Militär die Schuld daran ein, dass in Folge der angespannten Situation im Iran aufgrund der anhaltenden Gefahr von amerikanischen Angriffen, das Flugzeug mit dem Namen „Flug 752“ abgeschossen zu haben. Das Militär habe die Maschine „unbeabsichtigt“ abgeschossen, es handele sich um einen „menschlichen Fehler“, hieß es in einer Presseerklärung im Staatsfernsehen. Die Streitkräfte entschuldigten sich bei den Familien der Opfer, dennoch wird der USA eine Teilschuld durch die gegebene militärische Aggression gegeben. Zuvor sprach der Iran stets von einem technischen Defekt, der den Absturz verursacht haben soll, ohne jedoch dafür nähere Beweise vorzulegen.

Nach Angaben der Streitkräfte gab es an dem Tag des Absturzes mehrere US-Drohungen, iranische Ziele anzugreifen. Daher habe im iranischen Militär „höchste Alarmbereitschaft“ geherrscht. Nachdem sich dann die ukrainische Maschine dem Hauptquartier der iranischen Revolutionsgarden genähert habe, sei dies versehentlich als eine Drohung eingestuft und die Maschine abgeschossen worden. Alle wichtigen Figuren im Iran entschuldigten sich „aus tiefstem Herzen“ für den Abschuss, darunter Präsident Rouhani, Außenminister Zarif oder Ayatollah Khameini. Dementsprechend werden die dafür verantwortlichen Personen vor einem Militärgericht gestellt und verurteilt. Nachdem in den ersten Tagen sämtliche internationale Unterstützung abgelehnt wurde, sind nun verschiedene Expertenteams aus den USA, Kanada und der Ukraine zur Absturzstelle und Auswertung der Blackbox-Informationen eingeladen.

Weiterhin an einem technischen Defekt festzuhalten, wäre für den Iran nicht mehr tragbar gewesen. Anhand der relativ eindeutigen Beweislage, inbesondere durch die Veröffentlichung eines Video welches den Moment des Abschusses zeigt, und den angeblich vorliegenden Beweisen westlicher Regierungen, war der Iran unter Druck gesetzt. Erst am Samstag wurde ein weiteres Video herausgebracht, welches den vermeintlichen Start der Luftabwehrraketen auf das Flugzeug zeigt. Es ist unklar, inwieweit die iranische Regierung von dem Vorfall wusste. Angeblich wurden Führungsmitglieder erst Tage später von den Ereignissen rundum den Absturz informiert, inbesondere Großayatollah Khameini soll nur wenig vom Geschehen erfahren haben.

Die Frage nach der Verantwortung und Umgang mit dem Abschuss ist im Iran auch eine Innenpolitische. Im Jahre 1988 ereignete sich über den Persischen Golf ein ähnliches Ereignis, nur mit vertauschten Rollen: Ein amerikanisches Kriegsschiff schoss das Flugzeug von Iran-Air 655 ab, nachdem man es fälschlicherweise als iranischen Kampfjet identifizierte und damit alle 290 Insassen tötete. Das Ereignis wird bis heute im Iran als Beweis für die bösen und imperialistischen Absichten der USA genutzt, vor allem auch durch den Umgang mit dem Ereignis.

Denn bis heute entschuldigte sich die USA nie offiziell für den Abschuss, genauso lehnt man weiterhin die Schuld an der Tat ab. Zudem erhielten die amerikanischen Soldaten an Bord Auszeichnungen für ihren Einsatz im Persischen Golf. Um weitere Konsequenzen zu verhindern, erreichten die amerikanische und iranische Regierung acht Jahre später einen Kompromiss, den Verbliebenen insgesamt 62 Millionen US-Dollar zu zahlen. Inbesondere im Umgang mit den Tätern scheint sich im Iran ein wesentlich anderes Bild zu ergeben, da sie vor einem Militärgericht gestellt werden sollen.

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