Anti-Regierungsproteste in Ostsyrien

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In der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor eskalierten in den vergangenen Tagen mehrere Proteste gegen die syrische Regierung, nachdem Soldaten die Demonstrationen gewaltsam auflösten und es wenig später zu Schusswechseln kam, da beide Seiten bewaffnet waren. Einige Aufständische verbrannten die Flagge der Arabischen Republik Syrien und Porträts des ehemaligen Präsidenten Hafez al-Assad und hissten stattdessen die Flagge der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), welches die Gebiete von Deir ez-Zor nördlich des Euphrats kontrolliert. Es sind die größten Proteste seit langem in der Provinz, welche einst das Kernterritorium des Islamischen Staates war.

Die Proteste in der Stadt al-Salhiyah nördlich der gleichnamigen Provinzhauptstadt Deir ez-Zor waren zu Beginn an von Gewalt geprägt, nachdem mehrere Protestierende eine Tankstelle besetzten und es wenig später zu Schusswechseln mit der örtlichen Garnison kam. Beide Seiten waren bewaffnet, es soll einige Verletzte gegeben haben. Dabei blockierte die Armee auch mehrere Straßen mit Panzerabwehrminen. Es kommt zwar immer wieder nördlich und südlich des Euphrats zu Demonstrationen, jedoch nahmen bisher Keine die Dimension von mehreren Hundert Aufständischen an, wie es in al-Salhiyah der Fall ist. 

Einige Forderungen der Proteste werden scheinbar einheitlich geteilt, darunter die Unterstützung der letzten noch von Islamisten gehaltenen Provinz Idlib und der Abzug iranischer Einheiten. Besonders anti-iranische Haltungen sind vorhanden, da das Land hier im arabischen Stammesgebiet äußerst verhasst ist. Zudem sind gerade schiitische Milizen aus dem Ausland und die iranische Revolutionsgarde nahe dem irakischen Grenzgebiet besonders präsent und übernehmen zusammen mit eher korrupten syrischen Milizen aus der Region den Schutz der Orte.

Ungewöhnlich war die SDF-Flagge, welche über der Stadt von einigen Personen gehisst wurde. Die SDF genießt innerhalb der arabischen Bevölkerung nur wenig Unterstützung, auch in ihren Territorium in Deir ez-Zor kommt es immer wieder zu Demonstrationen, oft durch islamistische Sympathisanten. Aufgrund der Präsenz von US- und SDF-Fahnen sind viele davon überzeugt, dass die USA diese Proteste aktiv unterstützt. Beweise hierfür gibt es aber Keine.

Die Region um Deir ez-Zor wird traditionell von den verschiedenen arabischen Stämmen kontrolliert und zählt zu den ärmsten und wirtschaftlich schwächsten Regionen in ganz Syrien. Dort besitzen islamistische Gruppierungen wie al-Qaida oder der Islamische Staat seit Jahrzehnten eine wichtige Unterstützungsbasis und gilt im Falle des IS in Syrien auch als Geburtsort. Aufgrund dessen herrscht auch eine hohe Ablehnung der syrischen Regierung vor, weitere Faktoren für die derzeitige Unzufriedenheit ist eine unsichere Sicherheitslage (In der Wüste von Deir ez-Zor führt der IS immer wieder Überfälle aus), die Trennung der Familien und Stämme zwischen den Regierungs- und SDF-Territorium und die allgemein schlechte wirtschaftliche Lage.

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