Erneut beweist der Islamische Staat seine weiterhin hohe Präsenz in Teilen der syrischen Wüste: In den vergangenen Tagen konnten Verbände der Terrormiliz Dutzende Kämpfer einer regierungstreuen Miliz in einer Oase nördlich von Palmyra belagern und teilweise töten. Erst zwei Tage später konnte man mithilfe von Verstärkungen den Belagerungsring aufbrechen und die restlichen Soldaten befreien. Das Ergebnis: 14 getötete Kämpfer und mehrere zerstörte Fahrzeuge auf der Seite der syrischen Regierung, seit Monaten der bisher schwerste Verlust im Kampf gegen den Islamischen Staat und der Beweis, welche Gefahr weiterhin von einer Guerillamiliz in dem vom Krieg geplagten Land ausgeht.
Die Oase al-Kawm befindet sich in der zentralsyrischen Wüste, isoliert Dutzende Kilometer nördlich von Palmyra und der Stadt al-Suknah entfernt. Dorthin haben sich einzelne Einheiten der syrisch-palästinensischen Milizen „Liwa al-Quds“ aufgemacht, um verloren geglaubte Soldaten zu suchen. Dort fanden sie aber nur einen groß angelegten Überfall des Islamischen Staates vor, nach eigenen Angaben wurden zwei ganze Bataillonen umzingelt und konnten sich erst mithilfe von Verstärkung befreien. In einem offiziellen Statement des Islamischen Staat berichtete man von der erfolgreichen Ermordung von 20 Soldaten, vier zerstörten Fahrzeugen und der Erbeutung von sieben weiteren Autos.
Liwa al-Quds besteht primär aus palästinensischen Flüchtlingen, die sich im Laufe der Jahrzehnte im Norden Aleppos angesiedelt haben. Inzwischen sind sie vermehrt im Osten des Landes, vor allem in der Provinz Deir ez-Zor, aktiv und erhalten derzeit auch finanzielle und militärische Unterstützung von Russland. Liwa al-Quds erfährt bisher die höchsten Verluste aller Gruppierungen im Kampf gegen den Islamischen Staat in der Wüste. Die Oase al-Kawm wurde damals unter einem einzigartigen Manöver der Eliteeinheit der „Tiger Forces“ erobert, indem man bisher nahezu einmalig Fallschirmjäger einsetzte und die wenigen IS-Kämpfer vor Ort damit überraschte. Erst vergangenen Sonntag wurden zehn Kämpfer von Liwa al-Quds ermordet, wie ein Pressesprecher der Organisation mitteilte. Der Konvoi mit mehreren Pick-Ups wurde demnach nahe der Wüstenstadt al-Suknah auf dem Weg nach Deir ez-Zor überfallen und restlos eliminiert. Wenig später kam es zu Gefechten in dem Bishri-Gebirge nördlich von al-Suknah, in dessen Folge sich auch der Suchtrupp nach al-Kawm aufmachte. Insgesamt gab es alleine in den letzten vier Tagen rund 30 Tote auf Seiten der Regierung.
Die syrische Wüste (Badia al-Sham) ist Operationsbasis und Rückzugsgebiet der versprengten IS-Kräfte in Syrien. Aufgrund des ungünstigen Terrains und kaum existenter Infrastruktur können sich die mobilen IS-Kämpfer ungehindert bewegen, würde es zu ernsthaften Säuberungsoperationen seitens der syrischen Armee kommen, können sie einfach in andere Teile der Wüste oder sogar bis in den Irak ausweichen. Jedoch fehlt es der syrischen Armee grundsätzlich an den nötigen Kräften für derartige Einsätze und um das unbewohnte Gebiet langfristig zu überwachen, alleine schon aufgrund anderer Frontlinien. Von der syrischen Wüste aus ergeben sich sehr gute Möglichkeiten um Straßen in Richtung Ostsyriens und des Iraks zu überfallen. Es ist unbekannt, wie viele IS-Kämpfer noch in der Region aktiv sind, zuletzt kam es aber Ende 2018 zu monatelangen, schweren Gefechten um den Vulkan al-Safa, wobei Terrororganisation und Armee erhebliche Verluste beklagten.
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