Zunahme von Angriffen in Idlib

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Seit einer Woche nimmt die Anzahl der Artillerie- und Luftangriffe von Seiten der Syrisch-Arabischen Armee und Russlands über der letzte, noch von Islamisten kontrollierten Provinz Idlib erheblich zu, obwohl die Türkei, Russland und der Iran im letztem Jahr eine Waffenruhe für die Region ausgehandelt haben. Auf die inzwischen tagtäglich vorkommenden Bombardements reagieren die Islamisten mit dem eigenen Beschuss, beide Seite vermelden mehrere Tote und getötete Zivilisten. Die erhebliche Zunahme von Angriffen seitens der Armee deuten auf eine möglicherweise bevorstehende Militäroperation in Idlib hin, die den derzeit bröckelten Frieden im Lande endgültig beseitigen würde.

Besonders Russland hat seine Aktivitäten wieder erheblich hochgeschraubt, so fliegen die russische Luftstreitkräfte von ihrem Stützpunkt in Latakia aus wieder nahezu täglich Angriffe auf die gesamte Provinz Idlib. Inzwischen wurden auch wieder mehrere Kalibr-Raketen von den russischen Schlachtschiffen vor der Küste eingesetzt. Inzwischen ist keine Stadt in Idlib mehr von den russischen und syrischen Bombardements sicher, neben Stellungen von Islamisten wurden auch Zivilisten ermordet. Beispielsweise berichtet man von rund 11 getöteten Menschen auf dem Marktplatz von Kafranbel oder ein Dutzend in der Region um Saraqeb. Die Opposition reagiert darauf wiederum mit dem Einsatz der eigenen Artillerie und Mörsern, die wiederum Zivilisten in der Stadt Masyaf in Nord-Hama töten. Zudem explodierte eine Mine in Aleppo und tötete dabei fünf Personen, die Meisten davon von einem örtlichen Sicherheitsdienst.

Die von der Türkei einseitig gestarteten Militärpatrouillen entlang den Frontlinien erweisen sich weiterhin als unwirksam. Statt der erhofften Deeskalation gehen die Gefechte unbeirrt weiter. Zwar kommt es zu keinem gegenseitigen Beschuss während der Präsenz türkischer Streitkräfte, kurz nach ihrem Ab- bzw. Weiterzug hingegen wendet sich das Blatt und vor allem über die Nacht hinweg gibt es Tote auf beiden Seiten. Die syrische Armee hat mit russischer Unterstützung die Luftschläge über die gesamte Provinz Idlib erhöht, Islamisten kontern darauf mit dem erneuten Einsatz von Drohnen und relativ erfolgreichen Infiltrationsversuchen von Armeestellungen in Nord-Hama. Dabei wird auch vermehrt schweres Kriegsgerät eingesetzt, darunter ATGMs und Kampfpanzer.

Russland und die Türkei einigten sich vor einigen Monaten gemeinsam auf eine etwa 15 bis 20 Kilometer breite „demilitarisierte Zone“ entlang der Frontlinien in den Provinzen Idlib, Hama und Aleppo. Diese Pufferzone soll eine militärische Eskalation der derzeitigen Situation in Idlib verhindern, die letzte von der Opposition bzw. Islamisten gehaltene Provinz in Syrien. Die Kontrolle sollen dann türkische und russische Patrouillen in einem Gebiet übernehmen, welches vom Latakia-Gebirge bis an die Großstadt Aleppo reicht. Mit diesen Verhandlungen konnten beide Länder eine lange vorbereitete und angekündigte Großoffensive der Syrisch-Arabischen Armee zumindest vorerst aufhalten. Derzeit scheint Russland aber zumindest öffentlich kein Interesse an der Weiterführung der Astana-Vereinbarung zu haben, wodurch eine militärische Offensive wieder eine Option werden könnte.

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