
Bei einer Explosion innerhalb der derzeit vom arabisch-kurdischen Milizenbündnis der „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) kontrollierten Stadt Manbij starben mindestens neun Zivilisten und vier amerikanische Soldaten. Die durch einen Selbstmordattentäter verursachte Detonation soll einem US-Militärkonvoi gegolten haben, welche regelmäßig in Manbij und Umgebung patrouillieren. Nur wenige Minuten nach dem Anschlag bekannte sich der Islamische Staat zu der Tat. Manbij geriet in der Vergangenheit immer wieder in das Fadenkreuz der Türkei, auch weiterhin droht man mit einer bevorstehenden Militäroperation auf die einzige, westlich des Euphrats gelegenen Stadt unter SDF-Kontrolle. Aufgrund der Gefahr vor einer türkischen Offensive sind in Manbij Truppen der syrischen Regierung, Russlands, Frankreichs und der USA vor Ort.
Wie man auf veröffentlichten Videoaufnahmen sieht, explodierte der Angreifer inmitten einer Menschenmasse seinen Sprengstoffgürtel, umstehende Zivilisten und US-Soldaten werden durch die Explosion und verursachten Schrapnelle getötet. Kurz darauf wurden alle US-Truppen mithilfe von Helikoptern aus Manbij evakuiert, höchst wahrscheinlich zu ihrem Militärstützpunkt bei Ain Issa. Bisher ist die Lage weiterhin ungeklärt, jedoch wird es wohl nicht weiteren Anschlägen kommen. Es ist bei weitem nicht der erste Vorfall in Manbij, ein Ort welcher immer wieder von Schläferzellen des Islamischen Staates, Regierungsunterstützern und der pro-türkischen „Harakat al-Qiyam“ heimgesucht wird. Am 30. März tötete Mine jeweils einen amerikanischen und britischen Soldaten in den Außenbezirken von Manbij, die sich zu dem Zeitpunkt auf Patrouille befanden.
Es ist unklar, was der Anschlag für den derzeitigen Truppenabzug der etwa 2.000 US-Soldaten aus Syrien bedeutet. Selbst für Donald Trump ist nun offensichtlich, dass der Islamische Staat im Gegensatz zu seinen anfänglichen Behauptungen nicht besiegt ist. Zugleich haben sich alleine durch diese Aktion die amerikanischen Verluste in Syrien verdreifacht, eine weitere Präsenz vor Ort würde nur zu weiteren Toten führen und Trump wäre bestärkt in seinem isolationistischen Willen, amerikanische Soldaten nicht am anderen Ende der Welt sterben zu lassen.
Die Stadt ist immer wieder Dreh- und Angelpunkt des kurdisch-türkischen Konfliktes, die zudem das Bündnis zwischen der USA und SDF strapaziert. Tatsächlich war ein Manbij unter kurdischer Kontrolle schon immer ein Dorn im Auge der türkischen Regierung, bereits damals als die YPG/SDF die Manbij-Offensive auf den Islamischen Staat starteten gab es erhebliche Kritik. Manbij selber liegt westlich des Euphrats, die von Erdogan oft als „rote Linie“ bezeichnet wurde. Trotz der Drohungen konnte das Milizenbündnis mit amerikanischer und französischer Unterstützung den Ort einige Monate später erobern. Bereits dort verlangte man den Abzug sämtlicher YPG-Verbände. Nach dem geplanten US-Abzug wurden ebenfalls Einheiten der syrischen Armee in das westliche Umland und russische Spezialeinheiten nahe der Stadt verlegt.