
Erneut haben islamistisch-extremistische Gruppierungen der syrischen Opposition einen Überfall auf Verteidigungsstellungen der Syrisch-Arabischen Armee in der Provinz Latakia gestartet und dabei mehrere Soldaten getötet.Eigentlich befindet sich die Region innerhalb der international beschlossenen „Deeskalationszone“, jedoch ignorieren lokale Aufständische diese Waffenruhe. Die ständigen Guerillaangriffe werden zu einem echten Problem für die syrische Regierung in Latakia, vor allem wenn es zu Aufrufen der Vergeltung kommt. Die Region um Latakia wird von dschihadistischen Kräften wie dem al-Qaida-Verbündeten Hurras al-Din oder die chinesisch-uigurischen Islamischen Turkestan-Partei beherrscht.
Der unter Führung der al-Qaida nahe stehenden Organisation „Hurras al-Din“ befindliche Operationsraum hat vor mehreren Tagen einen Überfall im Latakia-Gebirge gestartet, eine ohnehin instabile Front am angrenzenden Idlib. Nach eigenen Angaben wurden neun Soldaten nahe dem Dorf Katis Hafoun ermordet, die meisten stammen aus der 6. Division und rekrutieren sich aus Einwohnern der Region. Auf der anderen Seite wurden vier Islamisten von Hurras al-Din getötet, allesamt sollen sie aus dem Ausland stammen. Diese inzwischen täglich anhäufenden Infiltrationsversuche werden zu einem echten Problem für die syrische Regierung, in Latakia sind sie aufgrund des Terrains besonders gefährlich.
Die Armee reagiert auf die Angriffe immer mit Vergeltungsluftschläge auf verschiedene Ziele in Nord-Hama und Idlib, welches wiederum „neutralere“ Kräfte mobilisiert, sodass die größten Gruppierungen wie die pro-türkische Nationale Befreiungsfront oder Tahrir al-Sham ebenfalls aktiv werden. Bisher endeten diese Gefechte nach nur wenigen Tagen, jedoch könnte dadurch jederzeit der Krieg weitergeführt werden, welcher durch Russland und der Türkei derzeit verhindert wird.
Russland und die Türkei einigten sich vor einigen Wochen gemeinsam auf eine etwa 15 bis 20 Kilometer breite „demilitarisierte Zone“ entlang der Frontlinien in den Provinzen Idlib, Hama und Aleppo. Diese Pufferzone soll eine militärische Eskalation der derzeitigen Situation in Idlib verhindern, die letzte von der Opposition bzw. Islamisten gehaltene Provinz in Syrien. Die Kontrolle sollen dann türkische und russische Patrouillen in einem Gebiet übernehmen, welches vom Latakia-Gebirge bis an die Großstadt Aleppo reicht. Mit diesen Verhandlungen konnten beide Länder eine lange vorbereitete und angekündigte Großoffensive der Syrisch-Arabischen Armee zumindest vorerst aufhalten. Da es aber immer unwahrscheinlicher wird, dass sich die Islamisten an diesen Deal halten werden, rückt eine solche Operation und eine Legitimation ebendieser wieder in den Vordergrund und könnte die einzige langfristige Lösung für das Idlib-Problem darstellen.