Syrische Armee übernimmt Manbidsch von den Kurden

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Heute früh betraten Hunderte Soldaten der Syrisch-Arabischen Armee die von vielen Seiten umkämpfte Stadt Manbij, welche ursprünglich unter der Kontrolle der arabisch-kurdischen „Syrischen Demokratischen Kräfte“ (SDF) bzw. des Manbij-Militärrates steht. Diese Übereinkunft zwischen syrischer Regierung und dem nordsyrischen Autonomiegebiet könnte der erste Schritt für eine friedliche Beilegung des syrischen Konfliktes sein, nachdem die SDF durch den amerikanischen Truppenabzug verwundbar gegenüber einer türkischen Invasion ist und sich nun neue Verbündete suchen muss. Bereits in den vergangenen Tagen gab es Anzeichen eines bevorstehenden Angriffes der Türkei auf Manbij, die Hilfe der Armee kann nun eine solche Offensive verhindern.

Bereits vor einer Woche gab es Truppenbewegung von Aleppo in Richtung das weiter nordöstlich gelegene Manbij. Ein Militärkonvoi, bestehend aus Hunderten von Soldaten, schwerem Kriegsgerät wie Dutzenden Pick-Ups oder Panzern, bewegte sich zunächst nach al-Amirah, wo die syrische Armee bereits seit Jahren eine Präsenz hatte und als Pufferzone zwischen türkisch kontrollierten Gebiet und SDF-Territorium diente. Aufgrund der enormen Anzahl an Soldaten konnte man bereits davon ausgehen, dass die mehrheitlich aus den Republikanischen Garden bestehenden Einheiten nicht nur in al-Amirah als Verstärkung verbleiben werden. Auch Russland hat eigene Truppen geschickt. Die syrischen Einheiten werden zunächst nur nördlich und westlich von Manbij stationiert und nur eine kleine Sektion mitsamt der zivilen Verwaltung betritt Manbij, solange die SDF sich nicht aus der Stadt zurückgezogen hat.

Nun befinden sich in der überwiegend arabischen Stadt Manbij Streitkräfte der syrischen Armee, der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), welche aber ihren Rückzug über den Euphrat ankündigten, arabische Milizen der SDF und auch noch amerikanische und französische Spezialeinheiten, die ursprünglich einen Angriff der Türkei verhindern sollten und entlang der nördlichen Frontlinien patrouillieren. Die syrischen Einheiten sollen in Absprache mit dem syrischen Verteidigungsministerium eine Offensive der türkischen Armee und ihrer islamistischen Stellvertreter auf Manbij verhindern und somit das Verhältnis zwischen Kurden und Regierung stärken, welches als Vorbild für andere Teile Syriens genutzt werden könnte. Insgesamt kontrollieren beide Fraktionen etwa 90% des Landes.

Die einst 75.000 Einwohner zählende Stadt ist immer wieder Dreh- und Angelpunkt des kurdisch-türkischen Konfliktes, die zudem das Bündnis zwischen der USA und SDF strapaziert. Tatsächlich war ein Manbij unter kurdischer Kontrolle schon immer ein Dorn im Auge der türkischen Regierung, bereits damals als die YPG/SDF die Manbij-Offensive auf den Islamischen Staat starteten gab es erhebliche Kritik. Manbij selber liegt westlich des Euphrats, die von Erdogan oft als „rote Linie“ bezeichnet wurde. Trotz der Drohungen konnte das Milizenbündnis mit amerikanischer und französischer Unterstützung den Ort einige Monate später erobern. Seitdem ist es neben Drohungen recht ruhig geworden, in der Stadt selber kommt es immer wieder zu Protesten der arabischen Bevölkerung, die entweder die Rückkehr der syrischen Regierung oder die Stationierung pro-türkischer Islamisten verlangt.

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