
Mitten in der syrischen Wüste dauern die Gefechte zwischen dem Islamischen Staat und der Syrisch-Arabischer Armee und weiterer verbündeter Milizen weiterhin an. Seit mehreren Monaten finden schwere Gefechte auf dem al-Safa-Vulkan statt, nordöstlich der drusischen Provinz al-Suweida gelegen. Aufgrund des schwierigen Terrains, welches neben der gebirgigen Region auch abwechselnd von Sandstürmen oder Überflutungen betroffen ist, kann die syrische Armee nur unter schweren Verlusten langsam vorrücken, während die letzten hundert IS-Kämpfer in ihrer Exklave sich behaupten können. Nun scheint es aber zu einer überraschenden Wende gekommen zu sein, in dessen Folge die syrische Armee den Vulkan vollständig erobert hat.
Neben verschiedenen Einheiten der syrischen Armee wie der 1. Division oder 4. Division sind auch allerlei syrische Milizen präsent, darunter drusische Milizen aus Suweida, die aus Aleppo stammende Liwa al-Quds oder das Golan-Regiment. Ebenso präsent ist das 5th Corps, welches aus Ex-Rebellen aus Südsyrien bzw. Dara’a bestehen, die sich nach der Niederlage der Armee angeschlossen haben. Auch gibt es Bilder von russischen Truppen, die zumindest koordinierende Aufgaben übernehmen und von den russischen Luftstreitkräften unterstützt werden. Besonders die Milizen und ehemaligen Oppositionellen verzeichnen durch Überfälle stetig neue Verluste, die wöchentlich im zweistelligen Bereich liegen. So verlor beispielsweise 21 Kämpfer der „National Defence Forces“ bei einem Überfall ihr Leben, ehe die IS-Kämpfer zurückgeworfen werden konnten.
Nach einer 10-tägigen Waffenruhe zum Austausch von drusischen Geiseln für gefangen genommene Islamisten wurden die Kämpfe Ende Oktober wieder aufgenommen, begleitet vom Artilleriefeuer und Luftschlägen auf die Verteidigungspositionen des Islamischen Staates. Mehr und mehr schweres Kriegsgerät erreicht die Frontlinien bei al-Safa, besonders Artilleriepanzer wie den selbstgebauten Golan-1000. Der IS hat im ersten und einzigen Mal bisher Bilder von den Gefechten beim Vulkan veröffentlicht, in welchen man die Zerstörung eines Armeepanzers mithilfe einer ATGM sieht. Dies zeigt, dass die Exklave noch einige Außenverbindungen besitzt und möglicherweise sogar durch die offene Wüste mit Waffen und Munition versorgt wird.
Trotz der enormen Feuerkraft der Regierungsseite hatte die Armee Schwierigkeiten darin, vorzurücken. Der Islamische Staat hat sich tief eingegraben und nutzt die zerklüftete Region zu seinem Vorteil durch unterirdische Tunnelsysteme, Minen und ständige Überfälle. Hinzu kommen auch noch Überflutungen, die derzeit Teile Syriens und des Iraks betreffen. Trotzdem kam es vor wenigen Stunden zu einer ersten Erfolgsmeldung: Soldaten der Armee posieren auf dem Gipfel des Vulkans, am Ende schien alles nach monatelangen Gefechten ganz schnell zu gehen. Einige Dutzend IS-Kämpfer haben kapituliert, Andere sollen sich in die Wüste zurückgezogen haben, dabei haben sie den nächtlichen Sandsturm als Deckung genutzt. Mehrere Motorräder und Pick-Ups des IS wurden im Schlamm gefunden. Die Armee konnte zudem das Grab von Sheikh Hussein erobern, das erste Mal seit Beginn des syrischen Konfliktes und dabei mehrere IS-Kämpfer töten.
Die Säuberung des Islamischen Staates von schwer kontrollierbaren Regionen erweist sich gemeinhin als herausforderndes Problem, welches weder in Syrien, noch im Irak gelöst werden konnte. Dort hat die Terrormiliz etliche Rückzugsorte, von wo der IS immer wieder Überfälle oder Massaker, wie jenes in Suweida, planen und ausführen kann. Diese neu gestartete Operation wird zwar wahrscheinlich den Rest-IS entscheidend schwächen, aber nicht vollständig schlagen. Ursprünglich stammen die dortigen IS-Kämpfer aus dem Damaszener Viertel Yarmouk, von wo sie nach einer ausgehandelten Vereinbarung mit der syrischen Regierung evakuiert wurden. Daraufhin wurden sie in die syrische Wüste transportiert, wo sie neue Positionen aufbauten und nun mehrere Anschläge und Überfälle durchgeführt haben. Der Angriff auf mehrere Orte in Suweida mit über 300 Toten war der Startschuss für eine neue Anti-IS-Operation der syrischen Armee.