Proteste im Süden Jemens eskalieren

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Propagandaplakate der VAE werden in Mukhalla niedergerissen

In verschiedenen Städten im Süden Jemens gehen die Proteste gegen die amtierende Hadi-Regierung, seine Unterstützer, die grassierende Korruption und fehlende Grundversorgung weiter. Seit fast einer Woche dauern die teilweise gewaltsamen Demonstrationen an, war anfangs nur die größte Stadt Aden betroffen, breiteten sich die Protestwellen inzwischen auf Dutzende Orte im Süden aus. Besonders in den Hochburgen der südjemenitischen Unabhängigkeitsbewegung wie Aden oder Mukhalla bildet sich ein Widerstand gegen die ansonsten so verhasste Regierung unter dem Präsidenten Mansour Hadi, welcher als nordjemenitische Marionette verschrien ist. Diese Entwicklung könnte die militärische Situation im vom Bürgerkrieg geschundenen Land in Richtung der Houthi-Rebellen bewegen.

In den Provinzen Aden, Taiz, Lahj und Hadramout formieren sich immer mehr Protestzüge, in den größten Städten werden die zentralen Marktplätze mithilfe von brennenden Autoreifen und hastig errichteten Barrikaden blockiert, viele Gewerkschaften organisierten einen Generalstreik, die meisten Geschäfte sind geschlossen. Während ein Großteil der Proteste ökonomischen Ursprungs sind, mischen sich inzwischen immer mehr politische Komponente mit ein: In mehreren Städten wurden die Plakate der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabiens niedergerissen, anderorts sind man immer mehr Flaggen des Südjemens und nicht eines geeinten Landes.

Ursprünglicher Anlass für die Unruhen war der rapide Werteverfall des jemenitischen Rial, innerhalb weniger Tage erhöhten sich die Preise um 25% und das in einem Land, in welchem die Mehrheit von humanitären Hilfsgütern zum Überleben abhängig ist. Trotz milliardenschwerer Finanzspritzen von Saudi-Arabien ist das Territorium unter Hadi immer noch nicht dazu fähig, einfache Grundversorgungen wie eine regelmäßige Strom- und Wasserversorgung zu gewährleisten. Die enorme Korruption und ohnehin starke Unbeliebtheit tut dabei ihr übriges.

Vor einem Jahr kam es zu schweren, aber kurzzeitigen Gefechten zwischen südjemenitischen Milizen und der Armee der Hadi-Regierung, in dessen Folge erstere Milizen die Kontrolle über die Stadt übernahmen. Wenige Monate später einigte man sich wieder über eine geteilte Regierung, wobei die von der Hadi-Regierung und den Vereinigten Arabischen Emirate errichtete, moderate Flügel (Autonomierechte und keine Unabhängigkeit für Südjemen) sich spaltete und einen Großteil der Stadt übernahmen. Seit jeher ist keine Regierung dazu fähig gewesen, den Lebensstandard in Aden zu erhöhen oder überhaupt Grundinfrastruktur wie Wasser, Elektrizität oder Bezahlungen zu gewährleisten, was die Wut der Bevölkerung nährte.

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