Kämpfe in Libyens Hauptstadt bedrohen die Regierung

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In der libyschen Hauptstadt Tripolis ist die militärische Lage nach einer monatelangen Ruhephase erneut eskaliert. Verschiedene Milizen brachen im Süden der Großstadt die noch kurz zuvor ausgehandelte Waffenruhe zwischen Stammesführern, Milizenführern und der sogenannten „Einheitsregierung“ unter dem Präsidenten Faiez Sarraj, die vom Westen als offizielle Regierung Libyens anerkannt wird, aber in Wirklichkeit kaum einen wichtigen Faktor in der Politik spielt. Der Ausbruch neuer Gefechte inmitten des „Regierungssitzes“ ist ein weiterer Ausdruck dieser Unfähigkeit, die eigenen Milizen unter Kontrolle halten zu können. Nach über einer Woche scheint aber immerhin die Gefahr eines Militärputsches gebannt zu sein.

Die ersten Berichte stammen vom 28. August, wo es in der Nacht zum darauffolgenden Tag zu ersten Gefechten kam. Involviert sind dabei vor allem die Milizen der „Tripoli Revolutionaries Brigade“ und die Tahruna-Brigade aus der gleichnamigen Stadt wenige Kilometer südlich von Tripolis. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, Anlass für die Gewalt gewesen zu sein. Tahruna behauptet, dass sie bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe und einheitlichen Polizei- und Militärstreitkräften benachteiligt bzw. dazu gezwungen worden, Bestechungen anzunehmen damit sie sich aus Tripolis zurückziehen. Daraufhin versuchen sie nun, die Regierung bzw. die wirklich herrschenden Milizen zu stürzen, bisher ist dieses Vorhaben aufgrund des Überraschungsmomentes recht erfolgreich, innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes konnten mehrere Viertel erobert, darunter auch der Internationale Flughafen im Osten der Stadt. Nach eines erneuten, gescheiterten Versuches einer Waffenruhe wurde die Situation wesentlich komplexer.

Denn später beteiligten sich weitere Milizen wie aus Misrata an der Offensive mit dem Ziel, die Regierungsmilizen in Tripolis zu stürzen. Dies entwickelte sich nun zu einer ernsthaften Gefahr. Die militärische Situation hat sich inzwischen wesentlich gewandelt, wurde zu Anbeginn noch der von Sarraj ernannte Militärkommandant und Anführer Osama Juwaili noch am ersten Tag aus seiner Wohnung entführt, so scheinen die der Einheitsregierung unterstehenden Milizen die Lage stabilisiert und den Gegner zurückgeworfen zu haben, zumindest ist der Vorstoß wesentlich erlahmt. Dennoch befindet sich bei weitem immer noch kein Frieden in Aussicht, selbst eine temporäre Waffenruhe würde wie Ende August früher oder später aufgegeben werden.

Schon früh gab es Berichte von getöteten Zivilisten, das Gesundheitsministerium spricht von bis zu 20 Toten, Tendenz steigend. In vielen Wohnvierteln wie Salah al-Deen oder al-Furjan wurden diese Kämpfe mit schweren Waffen wie Panzern geführt, einige Wohnhäuser wurden zerstört oder beschädigt. Zudem kommt aufgrund des entstandenen Machtvakuums zu Überfällen und Plünderungen von verschiedenen Milizionären. Inzwischen ist die Anzahl an Toten auf bis zu 50 angestiegen, hinzu kommen über 60 getötete Kämpfer. Unbekannte Milizen haben das Ruwaimi-Gefängnis in Tripolis erobert und daraufhin 400 Insassen befreit.

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