In der südjemenitischen Hauptstadt Aden kommt es in den vergangenen Tagen zu gewaltsamen Protesten der Bevölkerung, die sich vor allem gegen die derzeitige Finanzpolitik der international anerkannten Regierung von Mansour Hadi richtet. Besonders in den vergangenen Tagen hat sich die ökonomische Lage wesentlich verschlechtert, was vor allem in dem Währungsverfall der jemenitischen Rial Ausdruck findet. Aufgrund dessen gingen Hunderte Einwohner auf die Straßen und blockierten Diese mit hastig erbauten Barrikaden, viele weitere Läden und Institutionen waren geschlossen. Die neuen Demonstrationen fördern vor allem die Unabhängigkeitsbewegung des Südjemens, die ohnehin hohe Beliebtheit in Aden besitzt.
Einst war ein Dollar 215 Rial wert, nach drei Jahren Bürgerkrieg sind es lediglich 630 Rial, Tendenz steigend. In der größten Stadt des Südens und inzwischen improvisierte Hauptstadt (nachdem die Houthi-Rebellen Sanaa übernommen haben) herrscht nicht nur eine wirtschaftliche Krise, seit Jahren war die eigentliche Regierung nicht dazu fähig, die einfache Infrastruktur aufrecht zu erhalten oder gar zu verbessern. In weiten Teilen von Aden gibt es immer noch keine Grundwasserversorgung, die Kanalisationssysteme sind völlig veraltet. All das trotz riesiger Finanzspritzen vom größten Verbündeten und Geldgeber, Saudi-Arabien.
Viele Protestierende rufen dazu auf, dass eine Revolution das vorherrschende System und vor allem die Korruption vernichten soll. Von verschiedenen Gewerkschaften organisiert sind für die ansonsten geschäftigen Sonntagmärkte allesamt geschlossen, stattdessen neben brennende Reifen und Barrikaden die zentralen Marktplätze ein. Auch in einigen anderen Orten außerhalb Adens kam es zu kleineren Protestmärschen. Profitieren von alledem tut vor allem die südjemenitische Unabhängigkeitsbewegung, gerade unter der Führung des radikalen Flügels, dem sogenannten „Southern Transitional Council“. Bereits gestern gab es Flaggen des Südjemens bei den Protesten zu sehen.
Vor einem Jahr kam es zu schweren, aber kurzzeitigen Gefechten zwischen südjemenitischen Milizen und der Armee der Hadi-Regierung, in dessen Folge erstere Milizen die Kontrolle über die Stadt übernahmen. Wenige Monate später einigte man sich wieder über eine geteilte Regierung, wobei die von der Hadi-Regierung und den Vereinigten Arabischen Emirate errichtete, moderate Flügel (Autonomierechte und keine Unabhängigkeit für Südjemen) sich spaltete und einen Großteil der Stadt übernahmen. Seit jeher ist keine Regierung dazu fähig gewesen, den Lebensstandard in Aden zu erhöhen oder überhaupt Grundinfrastruktur wie Wasser, Elektrizität oder Bezahlungen zu gewährleisten, was die Wut der Bevölkerung nährte.