
Die von Saudi-Arabien angeführte Arabische Koalition, unterstützt und mitfinanziert durch die verschiedenen westlichen Verbündete, soll seit ihrer Intervention im Jemen-Konflikt 2015 immer wieder geheime Verhandlungen mit dem jemenitischen Ableger von al-Qaida („Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“) geführt haben, um gemeinsame Angriffe gegen die verfeindeten Houthi-Rebellen zu koordinieren oder Hunderte Mitglieder in die eigenen Reihen aufzunehmen um später gegen die Houthis kämpfen zu können. Diese neue Offenbarung wirft ein fragwürdiges Licht auf die angeblichen Erfolge die Koalition, al-Qaida immer wieder im Osten Jemens angegriffen und besiegt zu haben, stattdessen wurde ihnen Geld und freies Geleit aus ihren Territorien gegeben, insofern sie weiterhin den gemeinsamen Feind der Houthi-Rebellen bekämpfen würden. Die USA hat diese Vorhaben aktiv unterstützt.
Immer wieder hat die Arabische Koalition unter der Führung Saudi-Arabiens und den Vereinigten Arabischen Emiraten behauptet, wichtige Siege gegen al-Qaida errungen zu haben. In der Wirklichkeit aber veranlassten Unterhändler die friedliche Evakuierung von „umkämpften“ Regionen und Städten, AQ-Anhänger wurden sogar für den Abzug bezahlt und/oder konnten mitsamt ihrem schweren Kriegsgerät und von lokalen Unternehmen oder der Bevölkerung erbeutetem Geld fliehen. Unter der Maxime „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ haben also gerade die Golfstaaten mit demjenigen Ableger von al-Qaida gute Beziehungen gepflegt, welcher für Terroranschläge von 9/11 verantwortlich war.
Der Stellvertreterkrieg gegen die Houthi-Rebellen hat sich also zur wichtigeren Operation für die verschiedenen Nationen herausgestellt, als die ernsthafte Terrorbekämpfung von Einem der stärksten Flügel von al-Qaida. Besonders aus der Sicht der Golfstaaten ist die Bekämpfung des iranischen Einflusses eine vordergründige Motivation und auch der Anlass, wieso man überhaupt im Jemen interveniert hatte.
Auch wenn zumindest die USA nicht aktiv an den Verhandlungen beteiligt ist, so sind sie vollkommen im Bilde von derartigen Vorhaben. Zudem unterstützen sie die Einbehaltung der Abkommen und attackieren beispielsweise keine zurückziehenden Truppen von al-Qaida.

Der Nachrichtenagentur AP zufolge sollen einige AQ-Kommandanten, die auf der Terrorismus-Fahndungsliste der USA stehen, von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert werden, um ihre eigenen Milizen (wahrscheinlich im Zusammenhang zu den südjemenitischen „al-Hirak-Streitkräften“) aufrecht erhalten zu können. Dabei spricht man von Geldsummen von bis zu zwölf Millionen Dollar. Bei einem anderen Vorfall soll es sogar ein Abschiedsessen zwischen den beiden Seiten gegeben haben, um die erfolgreiche Vereinbarung gebührend zu feiern.
Beispiele derartiger Deals stellen der Distrikt al-Saif oder die Belagerung von al-Mukallah im Jahre 2016 dar. Die als schnell und erfolgreich verkaufte Operation „Swift Sword“ der Arabischen Koalition hatte einen kostenschweren Preis: Über 200 al-Qaida-Kämpfer wurden dem Sicherheitschef der Region Awad al-Dahboul zufolge bezahlt, insofern sie die Region verließen. Dabei spricht man von Summen im Wert von mehreren Hunderttausenden Dollar. Tausende Mitglieder von al-Qaida schlossen sich der von VAE gebildeten „Shabwa-Elite“ an, auf alle 1.000 Mitglieder sollen etwa 70 Kämpfer von al-Qaida kommen.
In Mukallah ergab sich ein ähnliches Bild, dort wurden Tausenden Extremisten freies Geleit mitsamt ihren Waffen und Kriegsgerät aus der Küstenstadt erlaubt. Sie konnten sogar die von der Lokalbevölkerung erbeuteten Geldmengen (bis zu 100 Millionen Dollar) mitnehmen. Zwei Tage später wurde die Eroberung der Stadt als „wichtiger Sieg in der Terrorbekämpfung“ beschrieben, Hunderte Kämpfer angeblich getötet.
In vielen weiteren Orten (z.B. Hodeidah und Taiz) baut al-Qaida seinen Einfluss aus, nachdem die Hadi-Regierung die Rekrutierung von ihnen erlaubt hatte. So sollen die Islamisten in der partiell belagerten Großstadt Taiz sogar Panzerfahrzeuge erhalten, während andere Einheiten keinerlei Ausrüstung bekommen. Ihr Anführer ist der Warlord Adnan Rouzek, welcher von Hadi zum führenden Kommandanten in Taiz ernannt wurde und zudem auf der Fahndungsliste der USA steht. Er selber ist 2008 aus Aden wegen der Mitgliedschaft zu al-Qaida entlassen worden. Solche Personen kontrollieren die Stadt, z.B. hatte Aboul Abbas einen ähnlichen Lebenslauf und herrscht nun über mehrere Viertel in Taiz.
Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate finanzieren einen Großteil jener Milizen, welche als Verbündete der offiziellen Regierung von Mansour Hadi gesehen werden. Da der exilierte Präsident im ganzen Land ungeahnte Unbeliebtheit genießt, wird sich diese Loyalität stattdessen erkauft. Aufgrund dessen eint die „Regierungsverbündeten“ nur das gemeinsame Feindbild der Houthi-Rebellen und das Geld, das Spektrum reicht von südjemenitischen Separatisten bis zu der Islah-Partei, dem jemenitischen Ableger der Muslimbrüder. Dementsprechend gut passen auch ehemalige Mitglieder von al-Qaida in diese Reihen, immerhin stellen sie einen vitalen Partner im Kampf gegen die Houthis dar, welcher für den Westen scheinbar der wahre Feind ist.
Ein Gedanke zu „USA & Saudi-Arabien rekrutieren und finanzieren al-Qaida im Jemen“