Islamisten bekämpfen sich gegenseitig in Afrin

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In der von der Türkei und ihnen unterstehenden Oppositionsgruppierungen kontrollierte Stadt Afrin brachen nach mehreren Monaten erneut Gefechte zwischen den verschiedenen Organisationen aus, nachdem ein Streit aus bisher ungeklärten Gründen eskalierte und man inzwischen auf die Waffengewalt setzt. In diesen Kämpfen starben bereits Dutzende Personen auf beiden Seiten, darunter auch Zivilisten durch den Einsatz einer Autobombe im Stadtzentrum, wobei bisher noch nicht sicher ist, ob sie wirklich im Zusammenhang zu den wieder entflammten Plänkeleien stehen. Die Türkei versucht derweil als Diplomat die Situation zu entschärfen, bisher ohne Erfolg.

Am Mittwoch berichten Anwohner der Stadt von mindestens drei Explosionen im Stadtzentrum, die scheinbar allesamt durch den Einsatz einer Autobombe entstanden sind. Insgesamt kamen dabei zehn Zivilisten um, die Zahl kann dabei aber noch steigen. Der Verursacher dafür ist nicht geklärt, dahinter könnten auch Schläferzellen des Islamischen Staates oder der YPG stecken, auch wenn dies unwahrscheinlich ist.

Die Kontrahenten bilden die Gruppierungen der „al-Mutasem-Brigade“ und „Jabhat al-Shamiyah“, die in der Vergangenheit nicht für solche Aktionen bekannt sind. Angeblich gab es einen Streit über Checkpoints und Straßenbarrieren in der Stadt, genaueres ist aber unbekannt. Ersten Angaben nach starben bisher mindestens elf Kämpfer auf den beiden Seiten.

Bereits bei der ersten türkischen Operation „Euphrates Shield“ kam es zu ähnlichen Gefechten, beispielsweise erlaubten Kämpfer der „Sultan-Murad-Division“ nicht den Eintritt amerikanischer Truppen in die Stadt Jarablus, woraufhin Truppen der Hamza-Division das Feuer auf sie eröffneten. Ohnehin gilt das von der Türkei verwaltete Gebiete um Jarablus und al-Bab als ein Hort der Korruption und Plänkeleien zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Ahrar al-Sharqiyah gehört zu den dschihadistischen Organisationen innerhalb des türkischen Machtgebietes und sind innerhalb Afrins durch die Zerstörung eines Spirituosengeschäfts oder dem Singen von islamistischen Liedern ins Rampenlicht getreten.

Erst Ende März bekämpften sich Ahrar al-Sharqiyah und die Hamza-Division in der neulich eroberten Region Afrin untereinander, nachdem es zu Streitigkeiten über die Aufteilung von gestohlenen Waren kam. Erst durch eine Intervention der Türkei konnte schlimmeres verhindert werden. Damit tritt wieder ein innerhalb der Opposition bekanntes Szenario ein, dass es ohne (und selbst mit) äußerem Feind zu Konflikten um bestehenden Einfluss, Macht und Ressourcen  kommt. Ein Indikator dafür, wie ein Syrien nach einem Sieg der Aufständischen aussehen würde.

Dieser Vorfall ist nur eines der vielen Beispiele in Nordsyrien, wie die Herrschaft der ineinander verfeindeten und verschiedene Ziele verfolgenden Opposition aussieht, besonders islamistische Kräfte verursachen derartige Eskalationen. Besonders die Einwohner Afrins leiden darunter, zuvor konnten sie in relativer Stabilität und Freiheit unter der Kontrolle der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) leben.

 

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