In der nordwestlichen Provinz Idlib formiert sich ein neues Bündnis zwischen insgesamt elf verschiedenen Oppositionsgruppierungen, in seiner Form das bisher zweite relevante Bündnis nach der Entstehung von Jabhat Tahrir al-Souriyah zu Beginn des Jahres. Diese neue Fraktion besteht größtenteils aus ehemaligen Organisationen, die der Freien Syrischen Armee angehören, jedoch sind auch islamistische Extremisten wie die „2nd Coastal Division“ präsent. Im Hintergrund der Zusammenführung scheint die Türkei die Strippen zu ziehen, auch weil es sich um einen Versuch handelt, den Einfluss von Tahrir al-Sham (ehemals bekannt unter den Namen Jabhat al-Nusra und Fateh al-Sham, syrischer al-Qaida-Ableger) in der Provinz Idlib zu vermindern, um seine eigenen Ziele eines faktischen Protektorats durchzusetzen.
Folgende Fraktionen schlossen sich demnach zusammen: 1st & 2nd Coastal Division, Free Idlib Army, Faylaq al-Sham, 2nd Army, Jaish al-Nasr, Jaish al-Nokhbar, Shuhada al-Islam, 23. Division, 37. Regiment und Liwa al-Hurriyah. Das neue Bündnis trägt den Namen „Jabhat al-Wataniyah lil-Tahrir“, auf deutsch die „Nationale Befreiungsfront“. Die Türkei hat fast zu allen Gruppierungen gute Beziehungen und ist ohnehin sehr aktiv bei der Unterstützung, z.B. erhielten sie erst vor wenigen Monaten mehrere Panzerfahrzeuge. Die 2nd Coastal Division besteht fast ausschließlich aus Turkmenen und erhält Unterstützung von anderen türkischen Organisationen wie den Grauen Wölfen. Zudem kämpfte ein Großteil der oben erwähnten Oppositionskräfte bereits gegen Tahrir al-Sham, welcher in vielen Teilen aufgrund seiner dominierenden Position als Gefahr angesehen wird und vor allem relativ unabhängig vom türkischen Einfluss agiert.
Damit handelt es sich um den dritten größeren Block in Idlib, Einer davon ist Tahrir al-Sham und seine Verbündeten wie beispielsweise die chinesische „Islamische Turkmenistan-Partei“. Auf der anderen Seite befindet sich das neu gebildete Bündnis mit dem Namen „Jabhat Tahrir Souriya“ (JTS), welches aus Ahrar al-Sham und Harakat Nour al-Din al-Zenki besteht. Letztere wurde bis mindestens 2015 von den USA aktiv mit Panzerabwehrwaffen unterstützt und ist vor allem dafür bekannt, in Aleppo ein Kind lebendig geköpft zu haben. Al-Zenki nahm eine wichtige Position bei den Kämpfen um Aleppo ein, verschwand danach aber in die Irrelevanz. Relativ zeitgleich mit der Umbenennung von al-Nusra in Fateh al-Sham schlossen sich die übrig gebliebenen Kämpfer lose Tahrir al-Sham an, doch trennten sich aufgrund interner Dispute wieder.