Islamischer Staat kapituliert in Damaskus

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Umfassende Zerstörung in al-Yarmouk

Die Syrisch-Arabische Armee und verbündete Milizen konnten einen entscheidenden Sieg in der syrischen Hauptstadt Damaskus davontragen: Die letzten verbliebenen Kämpfer des Islamischen Staates stimmten einer Evakuierung zu, nachdem die syrische Armee vor einem Monat eine groß angelegte Offensive auf die vom IS gehaltenen Viertel im Südteil der Millionenstadt gestartet haben. Das inzwischen fast gänzlich zerstörte palästinensische Flüchtlingslager al-Yarmouk fällt demnach wieder unter der Kontrolle der syrischen Regierung, wodurch auch samt Damaskus und die umliegende Region von Rif Dimashq von der Regierung kontrolliert wird, ein wichtiger Sieg auf dem Weg zur vollständigen Wiedereroberung des syrischen Territoriums.

Diese Entscheidung und Willigkeit zu diplomatischen Verhandlungen kam überraschend, ist der Islamische Staat doch mit wenigen Ausnahmen wie in Raqqah oder dem Anti-Libanon-Gebirge zu keinerlei Einigungen bereit gewesen und haben stets den Tod bevorzugt als aufzugeben. Nach derzeitigen Stand besagt der Deal ähnlich seinen Vorgängen, dass die IS-Kämpfer leichte Handwaffen mitführen können und nach Badia al-Sham transportiert werden, also in die syrische Wüste, wo noch einigte versprengte IS-Einheiten um ihr Überleben kämpfen. Insgesamt sollten es nicht mehr als einige Hunderte IS-Kämpfer, die sich in Damaskus und in der Wüste aufhalten.

In den letzten Tagen war die Offensive wesentlich erlahmt, nachdem man in den vergangenen Wochen etwa 75% des vom Islamischen Staat gehaltenen Territorien erobert hatte. Das inzwischen vollkommen zerstörte Gebiet war immer noch schwer befestigt und das urbane Terrain machte Fortschritte schwierig. Die Terrormiliz konnte sich hauptsächlich auch unterirdisch fortbewegen, da sie ähnlich wie in Mossul oder Raqqah ein umfassendes Tunnelsystem errichteten, welches nicht von den russischen und syrischen Luftschlägen getroffen werden kann.

In der Nacht erreichten bereits die ersten Transportbusse al-Yarmouk, jedoch finden noch die finalen Verhandlungen zwischen den beiden Fraktionen statt. Der Islamische Staat verbrannte wichtige Unterlagen, Dokumente und ihre Institutionen und Hauptquartiere generell in den ihm zuletzt verbliebenen Gebieten. Einigen syrischen Soldaten zufolge begab sich der erste Buskonvoi bereits in die syrische Wüste. Sollten sie tatsächlich dorthin gebracht werden, werden sie weiterhin einzig ein Problem für die syrische Armee sein, das die umliegenden Gebiete kontrolliert.

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Die zuletzt vom IS kontrollierten Gebiete in Damaskus

In den Damaszener Vierteln al-Yarmouk, al-Qadam und Hajar al-Aswad konnten sich Sympathisanten des Islamischen Staates bisher für Jahre halten, was vor allem auf die niedrige militärische Relevanz zurückzuführen ist. Vor wenigen Wochen aber kam es zu einer Eskalation der Gewalt, nachdem sich die syrische Regierung auf eine friedliche Vereinbarung mit der Opposition im Bezirk al-Qadam einigen konnte. Diese sah die Evakuierung der dortigen Rebellen vor, wofür im Gegenzug die syrische Armee die vollständige Kontrolle übernehmen wird. Nach dem Abschluss dieser Evakuierung starteten einige Kommandanten einen übereilten Angriff auf den IS in al-Yarmouk, der daraufhin mit unerbittlichen Gegenoffensiven reagierte und inzwischen fast gänzlich das Viertel al-Qadam sichern konnte.

Ursprünglich handelt es sich bei Yarmouk um ein palästinensisches Flüchtlingslager, welches jedoch nach mehreren Jahrzehnten zu einem richtigen Viertel heranwuchs. 2015 überrannten ehemalige Oppositionskämpfer unter der Flagge des IS das Viertel fast vollständig. Neben der Terrororganisation kontrolliert die Opposition ebenfalls umliegende Bezirke. Hier gibt es eine nahezu einzigartige Konstellation für Syrien: Neben einer Waffenruhe mit der Regierung wollen beide im Kampf gegen den Islamischen Staat miteinander kooperieren und z.B. vom eigenen Territorium gemeinsam Angriffe starten.

 

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