
Die letzten Aufständischen in der syrischen Hauptstadt Damaskus verließen die von ihnen gehaltenen Viertel im Süden der Millionenstadt, nachdem es zu einer Vereinigung zwischen der dortigen Opposition und der syrischen Regierung kam. Dieser Deal besagt die freiwillige Evakuierung der Kämpfer und Zivilisten mithilfe von Transportbussen in die nordwestlich gelegene Provinz Idlib oder den von der Türkei kontrollierten Territorien in Nord-Aleppo und Afrin. Ihnen ist dabei die Mitnahme von leichten Waffen erlaubt, sonstiges Kriegsgerät und Dokumente wurden zuvor verbrannt oder an die syrische Armee abgegeben. Alternativ kann man auch weiterhin in Damaskus verweilen oder vorübergehend in ein Hilfslager werden als Zivilist, aufständische Kämpfer können eine Generalamnestie akzeptieren und können für die nächsten sechs Monate nicht eingezogen werden.
Damit kontrolliert die syrische Regierung fast die gesamte Hauptstadt Syriens, Ausnahme bilden die Viertel al-Yarmouk und Hajar al-Aswad, welche vom Islamischen Staat kontrolliert werden aber immer weiter unter Druck wegen einer andauernden Armeeoffensive geraten. Die Rebellen kontrollierten die Viertel Yalda, Babila und Beit Sahm direkt in der Nähe der vom IS kontrollierten Gebiete. Aufgrund dessen bildete sich auch eine nahezu einzigartige Konstellation in Syrien: Während man sich anderswo bekämpfte, kooperierte Armee und Opposition zusammen gegen den Islamischen Staat, ohnehin galt eine faktische Waffenruhe und ein reger Handel zwischen den beiden Fraktionen. Dementsprechend einfach und unblutig konnte man diese Evakuierung organisieren.

Derweil dauern nur wenige Hunderte Meter die Gefechte weiter an, die syrischen Kampfverbände und verbündete Milizen haben erhebliche Schwierigkeiten vorzurücken. Grund hierfür ist vor allem der Widerstand des IS, welcher mit allen Mittel versucht, seine letzte Enklave zu retten. Dabei nutzt es übliche Taktiken wie Selbstmordattentäter, Minen und IEDs, Drohnen und verzweigte Tunnelsysteme ein, die in dem eng bebautem al-Yarmouk besonders effektiv sind. Angeblich konnten die Islamisten gestern eine Aufklärungsdrohne zerstören, jedoch haben sie dafür keine Beweise vorgelegt. Genauso unwahrscheinlich ist der Bericht von etwa 650 getöteten Soldaten über den gesamten Zeitraum der Offensive hinweg, wobei die Armee einige Verluste hinnehmen muss und der IS immer wieder neue Exekutionen von Armeesoldaten zeigt.
Parallel dazu dauert ebenfalls die Evakuierung in der Region um Rastan (zwischen Homs und Hama) weiter an, mitsamt jenen aus Damaskus wurden bereits knapp über 10.000 Menschen in Idlib oder weiter gebracht. Auch wenn es zu Beginn einigen Widerstand gab scheinen sich nun Alle an die ausgehandelte Vereinbarung zu halten. Viele wollen Rastan nicht verlassen, weil es innerhalb der von der Türkei und Hilfsorganisationen errichteten Flüchtlingslager an allen wichtigen Mitteln mangelt und die Kapazitäten nicht ausreichen.
