Nachdem die Operation „Damaszener Stahl“ in der Region Ost-Ghouta bei der syrischen Hauptstadt Damaskus offiziell als erfolgreich beendet verkündigt wurde scheint sich das Interesse des syrischen Militärs nun auf eine neue Region ganz in der Nähe des letzten Schauplatzes zu verlagern. Im Süden von Damaskus konnten sich der Islamische Staat seit Jahren in mehreren Vierteln der Millionenstadt festsetzen und sich gegen jedwede Offensive der Armee erwehren und gar neue Gebiete erobern. Nun verlegt das Generalkommando und viele regierungsnahe Milizen ihre Truppen an diese Frontlinien, eine Offensive ist bevorstehend. Sollte diese erfolgreich ablaufen wäre ganz Damaskus und die umliegende Grenzregion bzw. Provinz Rif Dimashq unter der alleinigen Kontrolle der syrischen Regierung.
Derzeit werden immer mehr Waffen und Kämpfer an die Frontlinien gebracht, nur wenige Hunderte Meter entfernt steht ein ganzer Fuhrpark an Dutzenden Panzern die bei dieser zukünftigen Offensive eingesetzt werden. Bei der Operation soll die 4. Division federführend sein, die in der Vergangenheit sich immer als sehr kompetent erwiesen hat. Ebenfalls beteiligt sind mehrere Milizen wie Liwa al-Quds, die bereits in Ost-Ghouta aktiv kämpften. Es bleibt abzuwarten wie lange diese Operation andauern wird, auch wenn es sich um ein sehr schwieriges urbanes Terrain wurde Ghouta innerhalb von nur zwei Monaten erfolgreich beendet, hier könnte es sogar noch schneller gehen.
In den Damaszener Vierteln al-Yarmouk, al-Qadam und Hajar al-Aswad konnten sich Sympathisanten des Islamischen Staates bisher für Jahre halten, was vor allem auf die niedrige militärische Relevanz zurückzuführen ist. Vor wenigen Wochen aber kam es zu einer Eskalation der Gewalt, nachdem sich die syrische Regierung auf eine friedliche Vereinbarung mit der Opposition im Bezirk al-Qadam einigen konnte. Diese sah die Evakuierung der dortigen Rebellen vor, wofür im Gegenzug die syrische Armee die vollständige Kontrolle übernehmen wird. Nach dem Abschluss dieser Evakuierung starteten einige Kommandanten einen übereilten Angriff auf den IS in al-Yarmouk, der daraufhin mit unerbittlichen Gegenoffensiven reagierte und inzwischen fast gänzlich das Viertel al-Qadam sichern konnte.
Ursprünglich handelt es sich bei Yarmouk um ein palästinensisches Flüchtlingslager, welches jedoch nach mehreren Jahrzehnten zu einem richtigen Viertel heranwuchs. 2015 überrannten ehemalige Oppositionskämpfer unter der Flagge des IS das Viertel fast vollständig. Neben der Terrororganisation kontrolliert die Opposition ebenfalls umliegende Bezirke. Hier gibt es eine nahezu einzigartige Konstellation für Syrien: Neben einer Waffenruhe mit der Regierung wollen beide im Kampf gegen den Islamischen Staat miteinander kooperieren und z.B. vom eigenen Territorium gemeinsam Angriffe starten.