
Die offizielle Nachrichtenagentur des Islamischen Staates veröffentlichte am 23. März ein neues Video, welches die Aktivitäten des IS in Sinai (Ägypten) bzw. in der islamischen Provinz „Wilayat Sinai“ über die letzten Jahre hinweg zeigt und dabei das schwere Versagen des ägyptischen Staatsapparates ausdrückt, welches trotz intensiver Versuche noch nicht erfolgreich gegen die Terrormiliz vorgehen konnte. Denn ungeachtet einer mehrmonatigen Offensive der ägyptischen Streitkräfte auf der Halbinsel befindet sich der IS in der Wüste fest im Sattel und kann von dieser Operationsbasis aus immer wieder Überfälle auf Städte starten und erfolgreich Attentate auf staatliche und militärische Bedienstete ausführen.
Besonders beunruhigend sind die Szenen, wo sich Kämpfer des Islamischen Staates frei in der Stadt Arish herumbewegen können, gezielt Leute (vor allem Soldaten und Polizisten) exekutieren und mit erbeuteten Waffen und Fahrzeugen (wie z.B. einem T-6 APC) einfach wieder verschwinden. Die ägyptische Regierung hat etliche Truppenkontingente auf Sinai stationiert, gar neue Spezialeinheiten für den Zweck ausgebildet und erhält ebenfalls die Unterstützung Israels. Dennoch scheint der Staat nicht im Stande zu sein, für genügend Sicherheit in den eigenen Städten zu sorgen. Die Kompetenz der militärischen Streitkräfte ist ebenso fragwürdig, wie veröffentlichte Videos von erfolgreichen Überfällen auf Kontrollpunkte bei den Städten Zekdan, al-Sabeel und Matafi zeigen. Behelfsmäßig eingerichtete Gebäude die vom Hügel direkt nebenan überblickt werden können sind nur ein trauriges Beispiel davon.
Besonderes Augenmerk lag die erste Veröffentlichung von Sinai im Jahre 2018 ebenfalls auf den Einsatz von Scharfschützen und improvisierten Sprengstoffen (IEDs), die gezielt gegen ägyptische Sicherheitskräfte eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um die offiziellen Gegenmaßnahmen des IS gegen die derzeit andauernde Armeeoffensive. Ohnehin ist dieses Video dieser Operation gewidmet und kritisiert zudem die derzeit anlaufenden Präsidentschaftswahlen im Land.
Auch wenn der Höhepunkt der Macht für den Islamischen Staat seit Jahren vorüber ist und auch der Sinai einst eine größere Gefahr darstellte sollte man ihn nicht unterschätzen. Die Anschläge auf koptische Kirchen und sufitische Moscheen mit Hunderten Toten sind nur ein Beispiel für die Gefahr, die von einer Terrormiliz mit einem Rückzugsgebiet ausgeht. Ursprünglich handelt es sich um die Gruppierung Ansar Beit al-Maqdis, die im Jahre 2014 ihre Treue dem Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi schwor. Dadurch erhielten sie internationale Unterstützung durch die Expertise des restlichen IS, besonders strategisch und logistisch konnte man Erfolge erzielen. Seitdem kam es zu etlichen Anschlägen auf Touristen und Andersgläubige.