
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag in einer Rede in Trabzon eine Armeeoffensive in der nordirakischen Region Sinjar verkündet, um von dort die kurdische PKK zu vertreiben. Tatsächlich aber betrat kein einziger Soldat irakisches Staatsgebiet und vorab kam es zu Verhandlungen zwischen der irakischen Regierung und der PKK, die sich auf einen Abzug der Organisation aus Sinjar einigten. Es bleibt ein völliges Rätsel was Erdogan mit dieser Aussage beabsichtigt hatte, die sich als bloße Lüge herausstellt.
Das irakische Verteidigungsministerium widerlegt jegliche Behauptungen, dass es zu Truppenbewegungen von der Türkei innerhalb des irakischen Staatsgebietes gekommen ist. Die unter dem Dachverband der „Volksmobilisierungseinheiten“ organisierten Milizen und Verbündete der irakischen Regierung meldeten ebenfalls keine Aktivitäten in Sinjar, da sie sich direkt wenige Kilometer südlich der gleichnamigen Stadt befinden. Das Militär warnte die Türkei vor möglichen Interventionen, die ein klarer Bruch des Völkerrechts nach sich ziehen würde.
Nach der Einigung zwischen den beiden Fraktionen übernommen irakische Streitkräfte nun alle Verteidigungspositionen in Sinjar und dem nahe gelegenen, gleichnamigen Gebirge. Die PKK-Kämpfer sollen sich angeblich nach Syrien zurückgezogen haben, auf der anderen Seite der Grenze kontrolliert nämlich die YPG Territorien. Die irakische Armee kooperiert in Sinjar nun mit den beheimateten Jesiden-Miliz YBS, die mit der Unterstützung der PKK den Islamischen Staat zurückschlagen konnte. Seit 2014, nach dem Überfall des IS im August 2014, befanden sich zum Schutz der Eziden Einheiten der PKK im Shengal, Monatelang lieferte sich die PKK einen blutigen Häuserkampf gegen den IS in Sinjar-Stadt. Die Religionsgruppe unterhält mit der Regierung recht gute Beziehungen, bereits nach der Eroberung von Süd-Sinjar vom Islamischen Staat schlossen sich Hunderte Jesiden irakischer Milizen an.